Rund 300 Kilometer sind es von Mainfranken bis ins Ahrtal. Bis zur Flutkatastrophe vor einem guten Jahr hatten die beiden Regionen keine außergewöhnlichen Verbindungen. Nun aber sind aus den Helfern aus Mainfranken und vielen Flutopfern im Ahrtal Freunde geworden. "Es wird nie mehr passieren, dass wir keinen Kontakt mehr zueinander haben werden", ist Andreas Marquard aus Dernau überzeugt.
"Der Andy" gehörte zu einer 28-köpfigen Delegation aus den Dörfern um den Winzerort an der Ahr, in der in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 so viele Menschen ihr Hab und Gut und oft genug auch liebe Menschen verloren haben. Über einen Bekannten und somit "durch Zufall" haben Frank Sendner aus Fährbrück und dessen Freund Marco Hetterich aus Hausen vom Schicksal des Dernauers erfahren. Nur wenige Tage später leisteten sie schon vor Ort tatkräftig Hilfe.
Wertvolle Vermittlungsdienste
Aus den kleinen herzlichen Anfängen entstand "ein Riesen-Netzwerk". Die zwei Organisationen "Fluthilfe Dernau-Mainfranken hilft" und "Helmstadt fürs Ahrtal" sind entstanden und wuchsen zusammen. Immer wieder und weiterhin regelmäßig fahren Helferinnen und Helfer zum Wiederaufbau an die Ahr. Und sie helfen mit wertvollen Vermittlungsdiensten.

Spenden werden gesammelt, Benefizaktionen durchgeführt, Whats-App- und Facebook-Seiten erstellt, Firmen angeschrieben, Gutscheine für das Bauhaus oder Lebensmittelgeschäfte vor Ort verteilt - und viel Hoffnung und Zuversicht gegeben.
Eine große und zweite Benefizveranstaltung zugunsten der Menschen im Ahrtal sollte nun wieder Spenden generieren und die gewachsenen Freundschaften vertiefen. Im Biergarten des Hubertushofes in Fährbrück spielten die Blaskapelle des Musikvereins Bergtheim und die siebenköpfige Combo Ahrtalblech. Der Chor Melomania aus Helmstadt trat auf und als Unterhaltungsduo wechselten sich Patrick Kitz aus Würzburg als "Mr. Hollywood" und Christian Morgenschweis-Schäfer als "Morgi-Rocks" aus Sinzig im Landkreis Ahrweiler ab.
Eindrucksvolle Oldtimer-Show
Die bunte Live-Unterhaltung wurde ergänzt von einer eindrucksvollen Oldtimer-Schau, mit einer Hüpfburg für Kinder, einer Kaffeebar mit 40 selbstgebackenen Torten und Kuchen sowie einem Getränke und Grillstand. Es gab eine Lotterie mit 500 Losen und tollen Preisen sowie Bildschirme und eine lange Wand mit Fotografien und gemalten Bildern. Alle Helfer des Tages sowie für den Auf- und Abbau waren ehrenamtlich im Einsatz.
Unzählige Dankesworte wurden gesprochen und viele Umarmungen gab es für die Helferinnen und Helfer, Spenderinnen und Spender und alle möglichen Unterstützer wie die Familien Hetterich, Biedermann und Sczygiel. Kerstin Bauer vom Gesangverein Melomania stellte den neuen und von vielen Sponsoren bezuschussten Transportbus vor. Ab sofort steht er bei Fahrten ins Ahrtal als Nutzfahrzeug für Materialien und helfende Menschen zur Verfügung.

Bürgermeister Bernd Schraud aus Hausen zollte den vielen engagierten Menschen seinen "größten Respekt". Er spüre bei den Gästen aus dem Ahrtal eine gewisse Zuversicht und "eine etwas gelöstere Stimmung als bei der ersten Benefizaktion vor einem Jahr".
Über 800.000 Euro aus Würzburg und Umgebung sind laut Frank Sendner und Marco Hetterich schon ins Ahrtal geflossen. Aktuell wird viel eingebaut. Treppen zum Beispiel, Böden, Heizungen, Bäder oder Küchen.
Tränen in den Augen
Viele der Gäste aus dem Ahrtal hatten am Benefiztag Tränen in den Augen und applaudierten ihren neuen Freunden aus Mainfranken im Stehen. "Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie gern wir hierher gefahren sind, um euch zu danken und einmal etwas anderes zu sehen als kaputte Straßen und Häuser", sagte etwa Richard Knipp von der Gruppe Ahrtalblech. "Wir haben in der Flutnacht alles verloren: Instrumente, Mikrofone, Verstärker, Lautsprecher, die Anlage – einfach alles", sagte er. "Es tut so gut, dass wir hier für euch spielen dürfen", versicherten die sechs Musiker mit ihrer Chefin Yvonne Knipp aus Altenahr.

Immer noch würden Häuser im 1700-Seelen-Ort Dernau und in benachbarten Dörfern abgerissen. Oft musste der Putz abgeschlagen werden. Der "brutale Ölgestank" sei allen noch in Erinnerung. Sachverständige wären zum Begutachten da. Die Infrastruktur leide. "Die Straßenlampen in Dernau gehen komplett noch nicht", schildern die Gäste. Und sie erzählen immer und immer wieder, wie unglaublich schnell das Wasser in der Flutnacht innerhalb von nur 15 Minuten gestiegen ist. Jetzt, in diesem heißen und trockenen Sommer, sei die Ahr ein kleines Rinnsal.

"Wir vergessen euch nicht und die Spenden kommen euch weiter Eins zu Eins zugute", versprach Frank Sender, der seine Stärke als "unkomplizierter Netzwerker" sieht. Die Benefizveranstaltung in Fährbrück trage dazu bei, die gewachsenen Verbindungen neu zu stärken.
Spendenkonto des Gesangvereins Melomania: Raiffeisenbank Höchberg, IBAN: DE78 7906 3122 0003 3008 46. Zweck: Spende Dernau
Spendenkonto der Aktion "Fluthilfe Dernau - Mainfranken hilft": Raiffeisenbank Mainschleife-Steigerwald, IBAN: DE34 7906 9001 0106 4057 70, Zweck: Fluthilfe Dernau