Die Entscheidung kommt überraschend. Sicher ist, dass sie das Ortsbild von Geroldshausen grundlegend verändern wird: Die Verantwortlichen von Bahn und Ministerium haben grünes Licht für eine Bahnunterführung gegeben. Diese soll den Bahnübergang Klingenstraße ersetzen. Damit verbunden ist zudem der lang ersehnte barrierefreie Ausbau des Bahnhofs. Dies soll nun schon in absehbarer Zeit geschehen. Als Ziel wurde das Jahr 2028 genannt.
Bürgermeister Gunther Ehrhardt zeigt sich auf Nachfrage überrascht. "Es hätte nie einer gedacht, dass das so schnell geht", sagt er. Es sei jedoch ein "Riesenschritt in die richtige Richtung". Die mehrgleisige Anlage teilt Geroldshausen in zwei getrennte Ortsbereiche. Überraschend ist dies auch, weil die Zahl der Ein- und Ausstiege pro Tag deutlich unter dem Schwellenwert für einen Ausbau von 1000 liegt. Wie die Unterführung aussehen könnte, hat die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) dem Gemeinderat per Videoschalte in der jüngsten Sitzung vorgestellt. Dieser hat dem Vorhaben zugestimmt.
Baumaßnahme hat auch Vorteile für den Bahnbetrieb
Der Bahnübergang Klingenstraße ist einer der letzten beschrankten Bahnübergänge, die noch im Handbetrieb betrieben werden. Am Bahnhof Geroldshausen ist noch immer Bahn-Personal stationiert. Die Baumaßnahme hat daher auch einige Vorteile für den Bahnbetrieb. Der Lieferverkehr soll dann über den verbliebenen Bahnübergang Hauptstraße-Albertshäuserstraße und die Industriestraße ausweichen. Die Unterführung soll nur Fußgängern und Radfahrern zur Verfügung stehen. Von ihr soll es einen barrierefreien Zugang zu einem zusätzlichen Mittelbahnsteig geben.
Die Planungskosten liegen bei 710.000 Euro. Finanziert werden diese über das Eisenbahnkreuzungsgesetz des Bundes. Die Finanzierung ist bereits gesichert. Die eigentlichen Baukosten müssen noch ermittelt werden. Für diese kommen Bund und Länder auf. Es bleibt zu hoffen, dass diese zum benötigten Zeitpunkt auch tatsächlich ausreichend Geldmittel zur Verfügung haben.
Was geschieht mit dem beschrankten Bahnübergang Hauptstraße-Albertshäuserstraße?
Dennoch trifft die Entscheidung in Geroldshausen für die Unterführung, so der Bürgermeister, auf "gedämpfte Freude". Weiterhin ungelöst ist, was mit dem ebenfalls noch beschrankten Bahnübergang Hauptstraße-Albertshäuserstraße geschieht. Die Gemeinde sei bisher davon ausgegangen, dass sich beide Bahnübergänge in einem gemeinsame Projekt entschärfen lassen. Die Gemeinde drängt seit längerem gegenüber den Behörden und der Bahn auf eine Lösung.
Es ist absehbar, dass mit dem Aus für die Klingenstraße die Verkehrsbelastung am verbleibenden Bahnübergang weiter zunimmt. Schon jetzt gibt es hier zum Teil lange Wartezeiten und Schwierigkeiten mit den Einsatzzeiten des Rettungsdienstes. Die mit dem Bahnübergang verbundene Kreuzung ist zudem unübersichtlich und immer noch ohne Gehweg. Bürgermeister Ehrhardt schildert die Situation an dem in Geroldshausen als "gefährlichsten Bahnübergang Deutschlands" bekannten Übergang als "sehr komplex".
Die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn seien weiterhin im Gange und man versuche doch noch eine Lösung zu finden. Von einem Eigentümer hat die Gemeinde zudem die Zusage für einen Gehweg vom Dorfladen bis zum Bahnübergang. "Wir bleiben dran", ist sich der Bürgermeister sicher. Unterstützung hat zudem Landrat Thomas Eberth zugesagt. Dieser hat die Auswirkungen der Wartezeiten für die umliegenden Kommunen im Blick.