Elza Royters Kontaktanzeigen haben Charme: Die angebliche Russin sucht den Partner, „der mir den Alltag verschönt, der niveauvolle Gespräche führen mag“. Auf Bildern sieht man eine attraktive Blondine, die viel jünger aussieht als die 42 Jahre, die sie angibt.
Bekommt Elza Antwort von einem Mann wie Uwe in Würzburg, steuert sie stracks auf ihr Ziel zu. Sie spricht schnell von „Mein Bärchen“ und „mein lieber Kuschelhase“. Sie wird zutraulicher, bis sie zum Punkt kommt: Elza will das Beste der Männer, die ihr liebestoll zurückschreiben, ihr Geld – angeblich, um zu ihnen nach Deutschland zu kommen.
Elza könnte auch Nadja, Irina oder Swetlana heißen. Auf russische Frauen scheinen deutsche Männer besonders leicht zu reagieren – auch in ehrlich gemeinten Kontaktanzeigen. Die klischeehafte Vorstellung machen sich auch Betrüger zunutze, die sich hinter erfundenen Frauen-Identitäten verstecken: Scamming heißt die Betrugsmasche in Fachkreisen, bei der einsamen Männern (aber auch Frauen) vorgespielt wird, ihr Traum von Partnerschaft werde wahr – um sie dann kalt abzuzocken.
Bundesweit enttäuschte Männer
„Scammer sind an ihrer Kommunikation erkennbar“, weiß ein Experte. „Bereits die ersten E-Mails sind überdurchschnittlich persönlich. Die angebliche Dame gibt dem Mann das Gefühl: Gerade auf dich habe ich gewartet – als wäre ein ihr Unbekannter der Märchenprinz.
Mit der Masche hat Elza Royter reihenweise gebrochene Herzen hinterlassen – und das eine oder andere geleerte Bankkonto. Seit diese Redaktion im Dezember über Elza berichtete, erreichen uns von Hannover bis München Briefe enttäuschter Männer, die alle die gleichen Fotos und Briefe von Elza vorweisen und die gleiche Vorgehensweise schildern.
Ob es Elza gibt, ist zweifelhaft. Das Bild, das sie auf dem angeblichen Visum an ihre Partner schickt, ähnelt nur entfernt den Fotos, die sie beim Schwimmen, Wandern oder Flanieren mit Schäferhund zeigen. Überdies haben Polizisten weitere Anhaltspunkte, dass die Visa gefälscht sind, die sie künftigen Ehemännern vorzeigt. Inzwischen ermittelt die Polizei in Thüringen unter Federführung der Staatsanwaltschaft Meiningen in dem Fall (der erste Anzeige-Erstatter stammt aus der Region).
Wer leichtsinnig genug war, ihr Geld für den Flug zu schicken, lernt Elza dennoch nicht kennen. Unter einem Vorwand kommt der Kontakt nicht zustande. Aber rasch wird erneut versucht, dem liebeshungrigen Mann Geld zu entlocken. Zahlt er nicht, wie Uwe, hagelt es Drohungen. „Meinst du wirklich, dass du dich vor mir einfach so verstecken kannst?“ heißt es. „Ich möchte dich hart bestrafen lassen.“ Und dann: „Wir kriegen dich!!!“ Uwe wandte sich an die Polizei. Ein weiterer Brieffreund von Elza hat dagegen Ruhe: „Vielleicht hat sie sich ja mittlerweile einen anderen Künstlernamen zugelegt oder wegen Reichtums zur Ruhe gesetzt“, vermutet er auf Anfrage.
Das erste stimmt: Nach uns vorliegenden E-Mails suchte Elza Royter erst Anfang April im Münchner Raum Kontakt zu Günther S., einem neuen Opfer – unter der Internetadresse „honeyryder“. Wieder ließ sich ein „Kuschelhase“ ein „Bärchen“ aufbinden – nachdem Elza ihm zornig vorhielt, er habe kein Geld geschickt: „Du hattest eine Chance, ein glücklicher Mann zu werden, aber du hast verzichtet.“