Ob zu Ostern oder sonst im Jahr: Die Deutschen essen gerne mal ein Ei. Im Jahr 2023 wurden laut Angaben des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft pro Kopf durchschnittlich 236 Eier verbraucht. Die meisten Eier kommen dabei aus heimischer Produktion: etwa 72 Prozent. Aus Bio-Haltung stammen rund 13 Prozent, aus Freilandhaltung rund 23 Prozent und aus Bodenhaltung 60 Prozent, teilt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft mit. Am häufigsten werden in Deutschland immer noch Eier aus Bodenhaltung gekauft - meist beim Discounter und vor Ostern pro Haushalt zwei bis drei Eier mehr.

Doch wie unterscheiden sich Bio-Eier von Freilandeiern aus der Region? Welches Ei ist nachhaltiger? Welches schmeckt besser? Bei welcher Haltungsform geht es den Tieren am besten? Antworten geben Claus Schmiedel, Geflügelfachberater am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Kitzingen, und Annegret Hager, Diplom-Ökotrophologin beim Verbraucherservice Bayern in Würzburg.

1. Platz: Bei welchen Eiern haben die Tiere am meisten Freiraum?
In Bio-Betrieben haben die Tiere am meisten Platz, sagt Geflügelfachberater Claus Schmiedel. So habe jede Henne ein Recht auf 18 Zentimeter Sitzstange und der Stall müsse zu einem Drittel mit Stroh, Holzspänen oder Sand eingestreut sein. "Im Stall des Bio-Betriebs dürfen sich maximal sechs Hühner einen Quadratmeter teilen, bei der Freiland- und der Bodenhaltung dürfen auf einem Quadratmeter nutzbarer Stallfläche maximal neun Hennen leben", sagt Schmiedel.
Dazu stehen jeder Henne in Bio- und Freilandhaltung vier Quadratmeter Auslauffläche zur Verfügung. In Bodenhaltung leben die Hühner in einem geschlossenen Stall, in dem sie sich frei bewegen können. Nach Bio-Kriterien sind maximal 3000 Hennen in einem Stall erlaubt, bei der Freiland-und Bodenhaltung sind es bis zu 6000 Hennen. "Das erzeugt oft Stress bei den Tieren", sagt Verbraucherberaterin Annegret Hager.

Die führende Ziffer des Eiercodes gibt die Haltungsform an:
0 = Ökologische Erzeugung (Bio-Eier)
1 = Freilandhaltung (Freilandeier)
2 = Bodenhaltung
3 = Kleingruppenhaltung (Käfigeier)
Den wenigsten Platz haben Tiere in Kleingruppenhaltung, also Käfighaltung. "Diese Eier sind als Schaleneier für den Verbraucher nicht mehr im Einzelhandel zu erwerben", sagt Schmiedel. Sie würden aber in vielen verarbeiteten Produkten wie in Fertiggerichten, Nudeln oder Maultaschen.
- Der Punkt beim Platz geht an das Bio-Ei.
2. Futter: Welche Art ist besser?
Der größte Unterschied zwischen Bio-Ei und konventionellem Ei liegt bei freilaufenden Hühnern in der Fütterung: Im konventionellen Bereich werden dem Futter der Legehennen oft künstliche Farbpigmente zugesetzt, so dass die Dotterfarbe intensiver wird. "Dieser extrem farbige Dotter gaukelt dem Konsumenten ein besonders gesundes Ei vor", sagt die Ökotrophologin. "So tief Orange kann der Dotter allein mit Grünfutter nicht werden." Bio-Hennen hingegen bekommen Schmiedel zufolge "hochwertiges, nach Biorichtlinien erzeugtes Futter, welches aber auch zur Dotterfärbung mit Paprikapulver oder Kurkuma angereichert ist".
- Der Punkt beim Futter geht an das Bio-Ei.
3. Preis: Welches Ei ist billiger?
Bio-Eier und konventionelle Eier unterschieden sich im Preis. Ab 26 Cent gebe es Bio-Eier bei den Discountern, sagt Annegret Hager. 55 Cent koste ein Bio-Ei etwa bei Demeter. Die Ernährungsfachfrau sagt: "Premium ist ein Bio-Ei aus der Region."
- Der Punkt geht an das Ei aus der Region.

4. Nachhaltigkeit: Welches Ei punktet?
"Das regional erzeugte Ei ist hier das bessere, mit kurzen Lieferwegen", sagt der Geflügelfachberater. Die meisten landwirtschaftlichen Betriebe in Unterfranken würden ihr Futter auch selbst erzeugen. Bio-Eier vom Discounter kommen oft von sehr viel weiter her, so Schmiedel. Der Verbraucher kann auf dem Stempel sehen, wo das Ei erzeugt wurde. Das Kürzel des Produktionslandes zeigt, aus welchem EU-Land das Ei kommt: DE steht für Deutschland und 09 für Bayern.
- Der Nachhaltigkeits-Punkt geht an das Ei aus der Region.
5. Geschmack: Welches Ei schmeckt besser?
"Das kommt ganz auf den Geschmack des Verbrauchers an", sagt Claus Schmiedel. Es hänge immer von der Fütterung ab: "Wenn ein konventioneller Stall gut geführt wird, geht es den Hühner genauso gut wie in der Biohaltung. Diese Eier haben dann auch einen guten Geschmack", sagt der Gefügelfachberater.
- Hier gibt es einen Punkt für beide Eier.
6. Welches Ei ist gesünder?
Mit der Frage, ob Bio-Eier gesünder sind als Eier aus Bodenhaltung, hat sich 2017 ein Forschungsteam der Universität Hohenheim beschäftigt. Ergebnis: Bio-Eier haben ein besseres Aroma und einen höheren Gehalt an Omega-3-Fettsäuren, weil die Hühner beim Picken auf der Wiese öfter Kamille oder andere Pflanzen mit ätherischen Ölen fressen. Das Eiklar von Bio-Eiern hat nach Auffassung der Wissenschaftler oft eine bessere Konsistenz, es ist fester und gallertiger. Allerdings ist der Dotter von Bio-Eiern kleiner, weil die Legehennen etwas weniger Nährstoffe bekommen. Die Dotterfarbe ist weniger intensiv als bei Eiern aus Bodenhaltung.
- Der Punkt geht an das Bio-Ei.
7. Sonderfall Farbe: Wo kommen gefärbte Eier her?
Bereits gekochte und gefärbte Eier, wie man sie in Bäckereien oder Metzgereien an der Theke und immer häufiger aber auch im Supermarkt findet, sind verarbeitet und daher nicht kennzeichnungspflichtig, was die Haltungsform angeht. Bei gefärbten Eiern kann es sich also auch um billige Eier aus Käfig- oder Bodenhaltung handeln – wenn man nicht im Bioladen einkauft, ist das sogar wahrscheinlich. Annegret Hagers Rat: "Die Eier im Bioladen oder bei einem regionale Erzeuger, den man kennt, kaufen und besser selber färben."
- Der Punkt geht an beide Eier.
Bio-Eier, Freilandeier, Eier aus Bodenhaltung – welches Ei gewinnt?
"Für mich ist Bio aus Gründen des Tierwohls ausschlaggebend", sagt Verbraucherberaterin Annegret Hager. "Jeder muss selbst entscheiden, welches Ei bei ihm auf den Tisch kommt und wie viel er bereit ist, dafür zu bezahlen." Geflügelfachberater Claus Schmiedel sagt: "Für mich ist bei Eiern Regionalität am wichtigsten. Unsere Landwirte sind auch bereit, dass man mal in den Stall schaut und selbst sieht, wie ein Ei heute produziert wird und wie es den Hühnern geht."
- Fazit: Das Bio-Ei hat 5 Punkte bekommen. Doch auch das regionale Ei mit 4 Punkten hat Vorteile. Am allerbesten ist also laut den Experten: ein Bio-Ei aus heimischer Produktion.