Ein Jahresauftakt mit etlichen Themen - und alle Interessierten konnten per Livestream dabei sein: Das Bistum Würzburg präsentierte am Mittwoch viele Zahlen, Zuversicht, mahnende Worte und einen Aufruf.
Zu den Zahlen: Der Sparkurs geht weiter. Bischof Franz Jung dankte eingangs "besonders" allen Kirchensteuerzahlern. Die Summe wurde nach stetiger Zunahme in den vergangenen Jahren nun aber deutlich niedriger angesetzt. Für 2021 werden nach Angaben des Bischöflichen Finanzdirektors Sven Kunkel 156 Millionen Euro erwartet. Für 2020 hatten noch rund 20 Millionen Euro mehr im Haushaltsplan gestanden.
Diözese erwartet Fehlbetrag von 10,5 Millionen Euro
Als Grund für die insgesamt "erheblich geringeren Einnahmen" gab der Bischöfliche Finanzdirektor die Corona-Pandemie an. Alle Kostenstellen-Verantwortlichen, insbesondere alle Hauptabteilungen, hätten jedoch ihren Beitrag dazu geleistet, um sicherzustellen, dass die Diözese Würzburg ihre sozialen, karitativen und seelsorgerlichen Aufgaben weiter erfüllt. Dafür sind laut Kunkel insgesamt 196,5 Millionen Euro notwendig. Weil die Erträge im diözesanen Haushalt mit gut 184 Millionen Euro angesetzt sind, wird ein Fehlbetrag von 10,5 Millionen Euro erwartet.
Finanzdirektor Kunkel gibt sich "trotz eines gesamtwirtschaftlich schwierigen Umfeldes" zuversichtlich: Das längerfristige Ziel eines ausgeglichenen Haushalts werde wie geplant erreicht. Zur Erinnerung: Erstmals hatte das Bistum Würzburg roten Zahlen im Jahresabschluss für 2017 bekanntgegeben. Damals betrug das Minus 17,8 Millionen Euro. In der Bilanz 2019 war der Fehlbetrag so hoch wie noch nie: 40,7 Millionen Euro.

Um das Ziel eines ausgeglichenen Haushalts zu erreichen, hat das Bistum unter anderem im Dezember die Schließung von vier Tagungshäusern bekannt gegeben, bei zwei weiteren Häusern werden Kooperationen bei der Trägerschaft gesucht. Diese Pläne waren auch beim Jahresauftakt ein großes Thema. Denn damit sind "erstmalig Arbeitsplätze akut gefährdet", so Dorothea Weitz, Vorsitzende der Mitarbeitervertretung. Konkret sind laut Finanzdirektor 100 Stellen bedroht.
Es herrsche unter den Kolleginnen und Kollegen "große Unruhe", sagt Weitz. Deshalb benötige der diözesane Haushalt dringend eine solide Basis. Die finanzielle Schieflage ist laut Weitz bei weitem nicht nur in der Corona-Pandemie zu suchen, sondern darin, "dass seit vielen Jahren versäumt wurde, finanziell nachhaltig zu handeln".
Christine Schrappe, seit Mai 2020 Leiterin der Hauptabteilung Bildung und Kultur, betonte, dass sich die Diözese auf Dauer zwar nicht mehr den Unterhalt von zehn Tagungshäusern in eigener Trägerschaft leisten könne - "aber sehr wohl eine qualitativ hochwertige Bildungsarbeit". Kirche müsse zu Themen wie Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit, gesellschaftlicher Solidarität und zeitgemäßer Theologie präsent sein. "Das ist eine große Chance."

Zur Reform "Pastoral der Zukunft" teilte Diözesanratsvorsitzender Michael Wolf mit, dass das "Strukturelement Pastoraler Raum" seit Oktober flächendeckend definiert sei. Insgesamt gibt es im Bistum 40 solcher "Räume": "Es fehlen aber noch die wesentlichen Leitlinien zur Ausgestaltung des Raums". Weniger Hauptamtliche zu haben, bedeute für die Ehrenamtlichen mehr Aufgaben und Verantwortung. Wolf mahnte deshalb eine echte Teilhabe an und "wo notwendig auch die Übernahme von Leitung". Laut Generalvikar Jürgen Vorndran gab es zur partizipativen Leitung Beratungen, die Ergebnisse seien Bischof Franz Jung zur Entscheidung vorgelegt worden. Die Veröffentlichung des Konzepts sei für Ende Februar vorgesehen.
Der Bischof ging am Mittwoch unter anderem auf die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs ein. Er rief Betroffene dazu auf, sich bei Interesse an der Mitarbeit im künftigen Betroffenenbeirat bei der Diözese zu melden. Am Zustandekommen des alten Beirats, der aus der seit Juni 2019 existierenden Gesprächsrunde hervorgegangen war, hatte es Kritik gegeben.

Die geplante Aufarbeitungskommission werde die Arbeit aufnehmen, wenn der neue Betroffenenbeirat ins Leben gerufen ist, so Bischof Franz Jung: "Die Vorbereitungen dazu sind nahezu abgeschlossen." Der künftigen Kommission gehören sieben Personen an: zwei Betroffenenbeiräte, vier Experten aus Wissenschaft, medizinischer Fachpraxis, Justiz, öffentlicher Verwaltung sowie ein Vertreter der Diözese.
Aufruf zur Mitarbeit im BetroffenenbeiratDas Bistum Würzburg ruft ab sofort Betroffene, die sexuelle Gewalt im Raum der katholischen Kirche erlitten haben, zur Mitwirkung im Betroffenenbeirat auf. Eingeladen sind auch deren Angehörige beziehungsweise gesetzliche Vertreter. Im Fokus steht dabei die Unterstützung und fachliche Weiterentwicklung des Umgangs mit Fragen der sexualisierten Gewalt in der Diözese sowie die Begleitung der Aufarbeitungsprozesse.Mindestens fünf Mitglieder sollen dem Betroffenenbeirat angehören. Die Mitarbeit ist ehrenamtlich und im endet drei Jahre nach der Berufung.Eine Rahmenordnung regelt das Ausschreibungs- und Besetzungsverfahren. Sie wurde im Oktober 2020 von der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlicht. Die Bewerbung ist bis zum 10. März möglich. Ein Gremium entscheidet über die Aufnahme.Die Erklärung zur Mitarbeit im Betroffenenbeirat kann im Internet heruntergeladen werden. Weitere Informationen, etwa über Ziele, Kriterien und Struktur, unterwww.bistum-wuerzburg.de/seelsorge-hilfe-beratung/betroffenenbeirat/Quelle: Bistum Würzburg/cj