Die Diözese Würzburg rechnet für das Jahr 2019 mit einem Fehlbetrag von rund 15 Millionen Euro. Für Bischof Franz Jung hat daher die Neuordnung der Finanzen Priorität. Außerdem soll bei Bau-Projekten der Gürtel enger geschnallt werden. Die gute Botschaft: Kein Mitarbeiter des Bistums müsse um seinen Arbeitsplatz Sorge haben, so Generalvikar Thomas Keßler. Das waren die zentralen Aussagen bei der Vorstellung der Planzahlen für den Diözesan-Haushalt 2019, an der am Montag erstmals Bischof Jung teilnahm, der seit fast genau einem Jahr im Amt ist.
Diözese greift auf Rücklagen zurück
Das für 2019 erwartete millionenschwere Defizit erfordert Maßnahmen, um, so der kommissarische Finanzdirektor der Diözese, Andreas Hammer, "mittelfristig einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen zu können". Für 2019 müssen Rücklagen in Höhe von 15,1 Millionen Euro aufgelöst werden. Das Defizit im Haushaltsplan gehe auf viele gebundene Ausgaben zurück, so Bischof Jung. Deshalb "wird es auch erst mittelfristig gelingen, aus der derzeitigen finanziellen Situation herauszukommen". Angesichts der vorgestellten Zahlen erklärte Diözesanratsvorsitzender Michael Wolf, "ein Weiter so kann es nicht geben". Positiv sei, dass "erste Schritte eingeleitet worden sind, um die geplanten Verluste zu senken".
Der Würzburger Oberhirte kündigte an, "dass die Verwendung der uns zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel transparent und nachvollziehbar dargestellt wird". Dies soll die derzeitige Umstellung auf die Regeln des Handelsgesetzbuches (HGB) gewährleisten. Dabei müssen auch künftige Belastungen wie Rückstellungen berücksichtigt werden. Das war in den bisherigen Bilanzen des Bistums, die nach der sogenannten Kameralistik erstellt wurden, nicht der Fall. Erstmals will die Diözese 2020 voll nach HGB bilanzieren.
Kirchensteuereinnahmen leicht gestiegen
Insgesamt beträgt das 2019er Haushaltsvolumen der Diözese 220,8 Millionen Euro (2018: 213 Millionen). Bei den Erträgen steht wie immer an oberster Stelle die Kirchensteuer mit 177,4 Millionen Euro. Gegenüber 2018 (173,6 Millionen) bedeute dies laut Hammer eine "leichte Steigerung". Der Grund: Eine "zwar weiter aufwärts gerichtete Weltwirtschaftslage, die aber für 2019 nicht mehr ganz so positiv ist". An Staatsleistungen werden heuer 11,2 Millionen auf der Einnahmenseite eingeplant (2018: 9,7 Millionen).
Größter Posten bei den Aufwendungen ist die Seelsorge mit insgesamt rund 114,2 Millionen Euro (2018: 110,9 Millionen). Es folgen Kosten für Diözesanleitung, Verwaltung und Medien (27,6 Millionen) sowie für caritative Dienste (26,3 Millionen).
Pfarrhäuser und Kirchen umwidmen?
Bei der Pressekonferenz wurde deutlich, dass Bischof Jung verschiedene Kostenpunkte auf den Prüfstand stellt. So fragte er etwa: "Welche Aufgaben sind uns wichtig?", "In welchen Bereichen müssen wir künftig Verzicht üben und weniger ausgeben?" Und: "Wo müssen wir andere Träger und Organisationen einschließlich den Staat künftig um mehr Engagement und Beteiligung bitten?"
Der Bischof macht sich aber auch Gedanken "hinsichtlich unserer Bauprojekte". Rund 32 Millionen Euro sind dafür eingeplant – etwas mehr als im Vorjahr. Sie betreffen laufende Projekte und unterliegen einer längerfristigen Bindung, so Hammer. Ein Bau-Moratorium werde derzeit eingerichtet. Es wird laut dem kommissarischen Finanzdirektor noch in der ersten Jahreshälfte greifen "und für mehrere Jahre nur noch die Finanzierung absolut notwendiger Baumaßnahmen erlauben". Das könne bedeuten, dass ein Pfarrhaus, wo kein Pfarrer mehr wohnt, oder einzelne Kirchen nicht mehr zur "Gebäudelandschaft" der Diözese gehören, prognostizierte Hammer auf Nachfrage.
Um die Situation der Gemeinden bezüglich der künftigen pastoralen Struktur "gut und richtig einschätzen zu können", besucht der Bischof derzeit die 19 Dekanate im Bistum. Schon jetzt beschäftigt ihn dabei auch diese Frage: "Schaffen wir es mit den Gläubigen vor Ort, die Kirche im Dorf zu lassen?"