Weil die Mutter des Kinderarztes Harald Zoepffel im März 1945 nicht daran glaubte, dass Würzburg von den Bomben verschont bleiben würde, packte sie zwei von 40 Diakästen in eine Sterilisier-Trommel und brachte sie von der Curie Osternach am Paradeplatz (heute Sitz der Kassenärztlichen Vereinigung), dem damaligen Wohnsitz der Familie, in zwei kleine Zimmer im Steinbachtal, wo die Zoepffels nach dem Angriff des 16. März 1945 Zuflucht suchten.
Damals konnte niemand ahnen, dass die Kästen ein einmaliges Zeitdokument enthielten. Heute, 62 Jahre nach der fast vollständigen Zerstörung der Stadt, sind die Fotografien die nahezu einzigen Farbaufnahmen des unzerstörten alten Würzburgs.
Bürgermeisterin Marion Schäfer sprach denn auch bei der Buchvorstellung von „Bildern von unschätzbarem Wert“ und überbrachte den Autoren den Dank der Stadt dafür, dass sie diese Aufnahmen nun der Öffentlichkeit zugänglich machen. Die persönlichen Erinnerungen des Zeitzeugen Harald Zoepffel (Jahrgang 1929) und die Kenntnisse des jüngeren Historikers Andreas Mettenleiter (Jahrgang 1968) ergänzten sich in dem neuen Buch ausgezeichnet. Das Buch gebe zum einen einen farbigen Eindruck von der Schönheit des alten Würzburgs, es sei aber auch die Erinnerung an eine Kindheit und Jugend, die am 16. März 1945 unwiederbringlich untergegangen sei.
Die Bilder des zerstörten Würzburg, die Helmut Zoepffel aufgenommen habe, machten auf der einen Seite den Verlust deutlich, den der Bombenangriff hinterlassen habe, auf der anderen Seite seien sie eine Mahnung, alles zu tun, damit sich eine solche Tragödie nicht wiederholen kann. Die alljährlichen Gedenkfeiern zum Jahrestag der Zerstörung dürften nicht zur Routine werden und somit folgenlos bleiben, mahnte Marion Schäfer. „Ein Buch wie dieses wirkt dem entgegen“, sagte die Bürgermeisterin.
Andreas Mettenleiter betonte, dass er das Buch als Glücksfall empfinde. Für seinen älteren Mitautor sei es eine Kindheitserinnerung, für ihn, den jüngeren Historiker, „ein Blick in eine versunkene Zeit“. Mettenleiter berichtete, dass viel Detailarbeit nötig gewesen sei, um die Aufnahmen, besonders die der zerstörten Gebäude, zuzuordnen. Dies sei wichtig gewesen, um die Bilder einer jüngeren Generation zu erklären.
Das 100-seitige Buch, das ausschließlich Farbbilder enthält, ist ab sofort zum Preis von 19.90 Euro im Würzburger Buchhandel erhältlich.
Harald Zoepffel und Andreas Mettenleiter: „Würzburg. Bilder aus einer versunkenen Zeit. 1943 – 1945“, Akamedon Verlag Pfaffenhofen 2007, ISBN 3-940072-00-1.