Es rattert und surrt, als der Drucker seinen Dienst beginnt. Der „Replicator 2“ bringt jedoch keine Farbe auf ein Blatt Papier, sondern zaubert ein rotes Armband aus Plastik. Das Rechenzentrum der Universität Würzburg hat den 3D-Drucker angeschafft und präsentiert ihn stolz der Presse.
Etwa 25 Minuten benötigt der Drucker in der Größe eines Bierkastens, um das Armband geruchslos und ohne Unterbrechungen herzustellen. Währenddessen erzählen Mitarbeiter der Universität, welche unbegrenzten Einsatzmöglichkeiten sich mit dem neuen Gerät bieten. So ziemlich alles, was kleiner als ein Schuhkarton ist, kann damit aus Plastik hergestellt werden. „Beispielsweise die Batterieabdeckung von ihrer Fernbedienung kann man mit dem Drucker nachbauen“, sagt Matthias Funken vom Rechenzentrum der Universität.
Um das Armband zu drucken, braucht es kaum mehr als einen Knopfdruck. Zuerst werden die Daten des herzustellenden Objekts mittels Speicherkarte auf den 1800 Euro teuren „Replicator 2“ überspielt. Anschließend beginnt ein horizontal fahrbarer Druckkopf, den auf 230 Grad erhitzten Kunststoff Schicht für Schicht aufzutragen. Auf einer sich langsam absenkenden Unterlage wächst so das Armband gemächlich in die Höhe.
„Im Internet gibt es zahlreiche Vorlagen kostenlos zum herunterladen oder zu kaufen“, erklärt Bernhard Ludewig vom Rechenzentrum, während der rote Plastikring Form annimmt. Mit Konstruktionsprogrammen können auch eigene Ideen verwirklicht werden. So ist der 3D-Drucker schon für eine erste Anwendung im Einsatz. Frank Steinicke, Professor für Informatik, stellt damit Gehäuse für Video-Brillen her. In die so hergestellten Plastikfassungen setzt er einen kleinen Bildschirm ein.
Setzt man eine dieser Video-Brillen auf, fühlt man sich in eine andere Welt versetzt. Der Bildschirm in der Brille zeigt einen Garten, der wie in einem Computerspiel durchlaufen werden kann. Durch einen 3D-Effekt wirkt die Umgebung schon fast lebensecht. Nächstes Semester sollen Steinickes Studenten Landschaften oder Gebäude programmieren. Mit der Video-Brille können sie diese sogleich ausprobieren.
„Zwar gibt es diese Brillen schon lange, kosteten aber bis vor zwei Jahren noch etwa 20 000 Euro“, sagt Professor Steinicke. Mittlerweile seien die einzelnen Bauteile aufgrund des Fortschritts bei Smartphones schon recht günstig zu haben. Da Steinicke das Gehäuse der Brillen mithilfe des 3D-Druckers nun selber herstellen kann und die Bildschirme aus China kommen, haben sich die Kosten für eine Video-Brille nun auf nur noch 150 Euro reduziert. „Da macht es auch nichts, wenn den Studenten mal eine Brille herunterfällt“, ergänzt Matthias Funken.
Mittlerweile ist das rote Armband fertig geworden. Bernhard Ludewig löst es von der Unterlage und gibt es den anwesenden Journalisten zum anfassen in die Hand. „Je mehr man mit dem Gerät druckt, desto mehr Ideen für neue Gegenstände fallen einem ein“, sagt Matthias Funken noch. So habe man den anfangs etwas wackeligen Drucker mit einem Teil verstärkt, das dieser sich selbst gedruckt hat, meint er schmunzelnd.