Das Interesse an den Kunstwerken aus der Sammlung Gerlinger sei gewaltig, teilt das Münchner Auktionshaus Ketterer Kunst mit: Seit der Würzburger Kunstsammler in diesem Januar mitgeteilt hat, seine einzigartige Brücke-Sammlung versteigern zu lassen, sei man "von internationalen Medien, Museen und Sammlern von den USA über Europa bis nach China überrollt" worden, heißt es bei Ketterer.
Geplant sind für die gut tausend Kunstwerke mehrere Auktionen bis in das Jahr 2024
An diesem Freitag nun kommen die ersten 45 Kunstwerke der mehr als tausend Objekte umfassenden Sammlung des Würzburger Ehepaars unter den Hammer. Vor allem Papierarbeiten seien darunter, erklärt Rainer Ohler vom Auktionshaus Ketterer. Weil Papier gerade zu Beginn der Künstlergruppe "Die Brücke" ein große Rolle gespielt habe: "Die Maler konnten sich einfach keine teuren Leinwände leisten."
Aber auch einige Ölgemälde der bekanntesten "Brücke"-Künstler werden aufgerufen – darunter beispielsweise das Bild "Kinder" von Erich Heckel mit einem Schätzpreis von 600.000 bis 800.000 Euro oder "Afrikanische Schale" von Karl Schmidt-Rottluff mit Schätzpreis ab 200.000 Euro.

Das Auktionshaus will die gesamte Sammlung mit Gemälden, Aquarellen, Holzschnitten, Radierungen, Lithografien, Skulpturen und Dokumenten in mehreren Auktionen bis zum Sommer 2024 versteigern. "Wir werden der nächsten Generation an Sammlerinnen und Sammlern die Werke mit viel Systematik präsentieren", erklärt Auktionshaus-Chef Robert Ketterer. Im Herbst etwa soll ein Teil der Gemälde versteigert werden, der derzeit noch als Leihgaben in Ausstellungen zu sehen sind: "Sie kommen dann direkt aus dem Museum zu uns", erklärt der Auktionator in München.
Mit den Auktionen ist Gerlingers Sammlung für Würzburg endgültig verloren
Mit den Auktionen ist auch die Hoffnung, die Sammlung doch noch in Gerlingers Heimatstadt Würzburg dauerhaft auszustellen, endgültig gescheitert. Mehrere Anläufe in dieser Richtung hatten sich in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder zerschlagen. Gerlinger selbst hatte erst kürzlich ein fortgesetztes Desinteresse der Stadt und ihrer Kultureinrichtungen an seiner Kunstsammlung beklagt.

Aber auch außerhalb Unterfrankens fand die Sammlung keine dauerhafte Bleibe: Sowohl in Schloss Gottdorf in Schleswig-Holstein, als auch im Kunstmuseum Moritzburg in Halle/Saale und zuletzt im Museum Buchheim am Starnberger See kündigte Gerlinger wegen verschiedener Meinungsverschiedenheiten immer wieder den Leihvertrag.

Er hoffe, dass die "Brücke"-Kunst durch die Auflösung der Sammlung neue Liebhaber und Freunde findet, erklärte Gerlinger im Januar. Der Erlös der Auktionen soll dem 90-Jährigen zufolge in gemeinnützige Projekte der Stiftung Denkmalschutz, dem Bund Naturschutz und der Stiftung Juliusspital Würzburg fließen. Die Konsequenz, mit der Gerlinger nun diese Auflösung durchziehe, sei in jedem Fall bewundernswert, findet Auktionshaus-Mann Ohler: "Gerlinger ist ohne Zweifel ein großer Würzburger."