Es ist gerade mal ein gutes Jahr her, da hatte Holger Metzger in seinem Bamberger Biergarten bei Bolzhausen (Lkr. Würzburg) Besuch von CSU-Kommunalpolitikern. Alle waren begeistert vom Projekt. Auf einem ehemaligen Acker, 1,8 Hektar groß, hat der 42-Jährige die alte Segnitzer Mainbrücke wieder aufgebaut, einen Teich angelegt, für 200 Gäste einen Veranstaltungsraum errichtet, eine Bühne gebaut und viele weitere Gebäude. "Das Projekt fasziniert viele - und ist ausgebucht", sagt der Betreiber. "Gibt es eigentlich etwas, an das Du nicht gedacht hast?", fragte ein CSU-Kommunalpolitiker aus der Gruppe. Damals zuckte der Brückenbaron die Schultern. Es fiel ihm erst mal nichts ein. Heute ist die Antwort klar: Er hat vergessen, sich das ein oder andere Gebäude genehmigen zu lassen.
Krananlage und Bürogebäude sind versiegelt
Konkret sind im Moment zwei Bauwerke versiegelt. Das Landratsamt hat den Bau eingestellt, weil Metzger keine Genehmigung dafür hat. Betroffen sind das Büro- und Verwaltungsgebäude am Eingang zum Biergarten und die Kranbahn im Bereich vor der Bühne. Metzger hat die Stützen des Krans im Ochsenfurter Steinwerk Kraemer im Oktober 2017 abgebaut.In seinem Biergarten wollte er sie wieder errichten und als Träger für eine Überdachung benutzen. Ein Baukontrolleur des Landratsamtes stellte fest, dass dafür im Boden bereits Fundamente gesetzt sind, aber keine Genehmigung vorliegt, berichtet Benedikt Kaufmann, Leiter des Bauamts am Landratsamt. Metzger habe daraufhin versprochen, nicht weiter zu machen. "Ein paar Wochen später lagen aber schon die Bauteile da", so Kaufmann. Daraufhin hat das Landratsamt die Baustelle versiegelt. "Die Bühne darf Metzger zwar nutzen, aber auf den Bereich vorher darf niemand stehen", so Kaufmann weiter.

Bauanträge liegen mittlerweile dem Landratsamt vor
Metzger sieht das locker. Mittlerweile habe er dem Landratsamt die entsprechenden Bauanträge vorgelegt, sagt er. "Das wird nachgenehmigt und gut ist." Ist es wirklich damit getan? Denn auch andere Bauwerke auf dem Biergartengelände wurden ohne Baugenehmigung errichtet. Wie das Dach über der Brücke, das große Gasthaus und kleinere Überdachungen und Lauben. Das Gasthaus war in der Ursprungsgenehmigung als vierstöckiges Fachwerkgebäude genehmigt. Metzger hat aber nicht in die Höhe, sondern in die Fläche gebaut. Entstanden ist ein doppelt so großer, ebenerdiger Veranstaltungsraum. "Ich wollte es barrierefrei haben", begründet Metzger die Planabweichung.
Landratsamt ging von einem kleinen Biergarten am Radweg aus
Überhaupt sah die ursprüngliche Planung ganz anders aus. Das Landratsamt hat durch eine Bauvoranfrage davon Kenntnis bekommen. Beantragt waren ein Gasthaus als Fachwerkgebäude mit maximal 200 Plätzen, eine (nicht eingehauste) Außenterrasse auf der Brücke sowie Sanitäranlagen, teilt Kaufmann mit. Es sollte ein Biergarten am Radweg werden, mehr nicht. "Das war auch die Grundlage für die Baugenehmigung als privilegiertes Vorhaben im Außenbereich", sagt Kaufmann. Sowohl die Gemeinde Sonderhofen als auch die beteiligten Fachstellen (Natur-, Immissionsschutz und Wasserrecht) hatten dazu keine Einwände. Und: "Eine Splittersiedlung war nicht zu befürchten, weil es ja ein kleiner Biergarten am Radweg werden sollte", sagt Kaufmann.

Gemeinde will einen vorhabenenbezogenen Bebauungsplan
Doch aus dem kleinen Biergarten am Radweg ist ein 1,8 Hektar großes Veranstaltungsgelände geworden. "Das Projekt hat sich so abweichend von der ursprünglichen Planung entwickelt, dass es rechtlich auf saubere Füße gestellt werden muss", sagt der Leiter des Kreisbauamtes. Das kann durch einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan erreicht werden, wenn die Gemeinde Sonderhofen mitspielt. Bürgermeister Heribert Neckermann sieht das genau so. "Das ist die sauberste Lösung", sagt er. Und auch Holger Metzger ist damit einverstanden. Er hat bereits ein Büro beauftragt, das die Bauleitplanung durchführen wird und die entsprechenden Unterlagen eingereicht. An diesem Dienstag will sich der Gemeinderat in Sonderhofen damit beschäftigen. Mit Metzger werde ein städtebaulicher Vertrag abgeschlossen und geregelt, dass er alle Kosten dafür übernimmt. "Der Gemeinde wird das keinen Cent kosten", sagt der 42-Jährige Metzger, der selbst CSU-Gemeinderat in Sonderhofen ist und sich in vielen Inititiativen - von den Wirtschaftsjunioren bis hin zum Lions-Club - ehrenamtlich engagiert.
"Das Bauleitverfahren wird, wenn es gut läuft, ein Jahr dauern. Bis dahin bleiben die Kranbahn - und damit der Bereich vor der Bühne - und das Bürogebäude erst einmal versiegelt", so Kaufmann.