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Frauenland: Buchhändlerin aus Leidenschaft – seit 30 Jahren

Frauenland

Buchhändlerin aus Leidenschaft – seit 30 Jahren

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    Andrea Steenpaß, Inhaberin von "Bücher im Frauenland", in ihrem Geschäft.
    Andrea Steenpaß, Inhaberin von "Bücher im Frauenland", in ihrem Geschäft. Foto: Christian Klotzky

    "Kind, bist du jetzt verrückt geworden?" - den Satz hat sie noch genau im Ohr: Vor 30 Jahren, kurz vor der Eröffnung ihrer Buchhandlung in der Seinsheimstraße, hatte der Vater, ein pensionierter Gymnasiallehrer, damit kundgetan, was er von den Plänen seiner jüngsten Tochter hielt. Andrea Steenpaß wollte sich nicht entmutigen lassen und weihte ihn erst ein, als es schon kein Zurück mehr gab.  

    Zusammen mit Daniel Osthoff hatte sie den Laden am Eck zum damaligen Schönborn-Gymnasium gemietet. Geradeaus ging es ins Antiquariat, durch die rechte Tür in die Buchhandlung. Die Mischung aus beiden Sortimenten gefiel den Kunden. Aber nach fünf Jahren, diversen Abenteuern mit Wasser im Keller oder einer musealen Heizung, fand Osthoff in der Innenstadt, direkt hinterm Dom, einen neuen Laden und zog aus. Andrea Steenpaß blieb in der Seinsheimstraße, allerdings immer auf der Suche nach einem geeigneten Laden: Fläche und Miete waren für sie allein zu üppig geworden.

    Lange hoffte sie auf die Gelegenheit, "Farben-Lukas", geradezu eine Institution am Wittelsbacherplatz, übernehmen zu können. Dessen Inhaberin beendete schließlich die Ära ihres Ladens 2001 nach über 50 Jahren. Der Umzug nur wenige Häuser weiter erwies sich für die Buchhändlerin als logistische Herausforderung, geradezu als Alptraum. Mit Unterstützung zahlreicher Helfer und Freunde, ohne die es nicht zu bewältigen gewesen wäre, bezog Andrea Steenpaß den neuen Standort am Wittelsbacherplatz .

    Die Kunden machten das Durchhalten erst möglich

    So oft kamen ihr die Worte ihres Vaters damals wieder in den Sinn. Aber rückblickend – bei aller Mühe, allen Sorgen und zunehmender Konkurrenz durchs Internet – sind es die Kunden, die auf vielfältige Art das Durchhalten möglich machten. Einige kamen über all die Jahre, manche wurden zu Freunden und Vertrauten – wie die alte Dame, die immer ein Schälchen Reisbrei mit viel Zimt vorbei brachte, wenn sie den für sich und ihren Mann gekocht hatte. Sie wusste, dass ihre Köstlichkeit Begeisterung auslösen würde. Oder das Bücher liebende Paar, das lieber die Statik seiner Wohnung einer ernsthaften Prüfung unterzog, als auf neu im Laden eingetroffene Titel zu verzichten. Und das selten ohne ein Mitbringsel auftauchte: Obst, Würste vom Landmetzger, Creme für die strapazierten Hände, besonderen Kaffee aus dem Urlaub.

    Die Buchhandlung war und ist oft mehr ein Kommunikationszentrum als ein Handelsplatz. Und immer im April kommen die Schulklassen, die sich zum Welttag des Buches etwas darüber erzählen  lassen, was eine Buchhändlerin den ganzen Tag tut: warum Lesen so wichtig ist und der Einkauf in einem "richtigen" Laden so viel mehr bietet als im Internet. In diesem Jahr fragte eines der Kinder Andrea Steenpaß, ob sie denn alle ihre Bücher gelesen habe, und ein anderes, ob sie selbst auch Romane schreibe. Wenn dazu auch noch Zeit wäre, wer weiß? Und der Vater? Er wäre nach den anfänglichen Sorgen vermutlich heute stolz auf seine Tochter.

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