Mehrere Fraktionen aus dem Würzburger Stadtrat haben sich zusammengetan, um nach ihren Aussagen die Stadt zukunftsorientiert gestalten zu wollen (wir berichteten). Ziel der Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen, Freie Wählern, FDP/Bürgerforum, Die Linke und ÖDP sowie von Stadträten der Würzburger Liste und Zukunft für Würzburg ist es, einen gemeinsamen Verkehrskonsens für eine zukunftsgerichtete Mobilität in Würzburgs Innenstadt zu erarbeiten. Außer den zwei Stadträten der AfD waren auch zwei Stadtratsfraktionen an der Erarbeitung des Antrags nicht beteiligt worden: CSU und SPD.
SPD kritisiert fehlende "soziale Komponente"
Nachdem sich bereits die CSU-Fraktion sowie Oberbürgermeister Christian Schuchardt kritisch zu Plänen und Vorgehen geäußert hatten, meldet sich nun die SPD-Stadtratsfraktion ausführlicher zu Wort. "Das interfraktionelle Verkehrs- und Parkkonzept ist ein echter Kompromiss mit Licht und Schatten", so der SPD-Fraktionsvorsitzende Alexander Kolbow in einer Mitteilung. Zwar gehe das Konzept "eindeutig in die richtige Richtung", jedoch fehle "dem Konzept die soziale Komponente".

Die SPD kritisiert, dass die Vorstellungen des neuen Bündnisses zu Lasten von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen gehen, die als Pendler auf das Auto und einen bezahlbaren Parkplatz angewiesen seien. "Hierfür muss besonders der Preis für den ÖPNV sinken und die Netzabdeckung in der gesamten Region deutlich verbessert werden", so Kolbow.
Forderung nach 365-Euro-Ticket für Erwachsene in einer Tarifzone
Und es bleibt nicht bei der Kritik. Als Ergänzung zum interfraktionellen Konzept des Bündnisses hat die SPD-Stadtratsfraktion nun vier eigene Anträge bei der Stadtverwaltung eingereicht. So solle sich zum einen die Stadt Würzburg in allen relevanten Gremien für ein 365-Euro-Ticket für Erwachsene mit einer einzigen Tarifzone im gesamten Verkehrsverbund Mainfranken einsetzen.

Daneben soll die Verwaltung gemeinsam mit dem Landkreis bis spätestens Juni 2022 ein einheitliches transparentes Tarifkonzept erarbeiten – wodurch Park&Ride-Angebote attraktiver werden sollen. "Das Konzept soll sowohl Gruppentickets im ÖPNV, als auch Monats und/oder Wochentickets für Pendler und Pendlerinnen beinhalten", so die Forderung.
Auch ein Sozialticket, den sogenannten "Würzburg Pass", fordert die SPD in einem Antrag. Dieses soll für den Öffentlichen Personennahverkehr, sowie städtische Kultur- und Freizeiteinrichtungen verwendet werden können. Im vierten Antrag geht es um die Umsetzung sogenannter "Micro-Hubs". Dies sind Zwischenlager, von denen aus beispielsweise Lastenfahrräder bestückt werden können. Damit sollen Wege von Transportdiensten auf der letzten Meile reduziert werden. Hier soll die Stadtverwaltung "unter Einbeziehung von Firmen und Verbänden ein Konzept zur Umsetzung" erarbeiten.

SPD und CSU waren nicht in die Pläne des Bündnisses einbezogen worden
Die SPD-Fraktion war, wie auch die CSU, erst kurz vor der Pressekonferenz des neuen Bündnisses von deren Plänen informiert und nicht vorab in die Beratungen miteinbezogen worden. "Wir sind gespannt, ob sich die Fraktionen des interfraktionellen Bündnisses konstruktiv zu unseren Anträgen verhalten und diese in einem ersten Schritt weiterverfolgen", erklärt Kolbow.