Die Bernsfelder hatten sich damals offenbar nicht beirren lassen durch die vorangegangenen schwierigen Jahrzehnte, mit Säkularisierung und Kulturkampf, und sie setzten ihren Kirchen-Neubau zielstrebig um.
Ein Rückblick: Das 19. Jahrhundert brachte Ereignisse mit sich, die die katholische Kirche in Deutschland in ihren Grundfesten erschütterten. Ab 1803 betrieb Napoleon I. die Säkularisierung, also die Auflösung geistlicher Territorien: Der Fürstbischof von Würzburg wurde ebenso als weltlicher Herrscher abgesetzt wie der Hochmeister des Deutschen Ordens mit Sitz in Mergentheim, zu dessen Gebiet Bernsfelden gehörte. 1809 fiel das katholische Dorf an das protestantisch geprägte Königreich Württemberg.
Nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 gerieten die Katholiken weiter in die Defensive. Um die Trennung von Staat und Kirche voranzutreiben und um den Einfluss des Papstes auf die deutsche Kirche zu beschneiden, ging Reichskanzler Otto von Bismarck in den 1870er-Jahren im so genannten Kulturkampf mit großer Härte gegen katholische Geistliche vor: In Preußen waren zeitweise zwei Bischöfe und mehrere Hundert Priester inhaftiert.
Auch im Herzogtum Baden und im Königreich Bayern gab es Auseinandersetzungen zwischen Staat und Kirche, allerdings mit moderaterem Verlauf. Im Königreich Württemberg hingegen fand der Kulturkampf nicht statt, dank des guten Einvernehmens zwischen dem protestantischen König Karl I. und dem katholischen Bischof von Rottenburg, Karl Joseph von Hefele.
Vor diesem Hintergrund konnten die Bernsfelder den Kirchen-Neubau angehen. Wann die alte Sankt-Franziskus-Kirche errichtet wurde, ist nicht überliefert. Jedenfalls war sie der örtlichen Kirchen-Chronik zufolge in den 1880er-Jahren sowohl zu klein, als auch in sehr schlechtem Zustand. Und so entschloss man sich, das bestehende Gotteshaus abzureißen und an derselben Stelle ein neues zu bauen. Der Grundstein wurde laut Inschrift 1887 gelegt, und ein Jahr später war der Bau fertig gestellt. Die Dorfbewohner brachten dafür erhebliche finanzielle Mittel auf: Wie in der Chronik weiter zu lesen ist, gab es sowohl einen durch Spenden finanzierten Kirchenbau-Fonds in Höhe von mehr als 20 000 Mark, als auch Rücklagen der damals selbstständigen politischen Gemeinde Bernsfelden von jährlich 1000 Mark. Die neugotische Sankt-Franziskus-Kirche ist alleine wegen ihrer reichhaltigen, fast orientalisch anmutenden Innenbemalung sehenswert. Dazu kommen vier Altäre und diverse Heiligenfiguren, beispielsweise ist der Kirchenpatron zu sehen, der Heilige Franz von Assisi. Zudem verfügt das Gotteshaus über eine außergewöhnliche Akustik. Für eine ländliche Kirche ist es nämlich überraschend groß: mit zwei Seitenschiffen, die durch Säulen vom Hauptschiff abgegrenzt sind, so dass Musik in einer Weise zur Geltung kommt, die man normalerweise nur in deutlich größeren Stadtkirchen erwartet. Deswegen war die Sankt-Franziskus-Kirche 2010 Veranstaltungsort bei einer Orgelkonzert-Reihe in sechs katholischen und evangelischen Kirchen im nördlichen Württemberg. Im selben Jahr wurde dort vom Musikverein Frankonia Bütthard eine Orchestermesse aufgeführt.
Bernsfelden
Die katholische Kirchengemeinde Bernsfelden wird ihr Kirchenweihe-Jubiläum rund um den 4. Oktober, begehen, den Gedenktag ihres Kirchenpatrons Franz von Assisi. Ein Theaterstück mit Szenen aus dem Leben des populären Heiligen ist voraussichtlich am Donnerstag, 3. Oktober, zu sehen. Am folgenden Sonntag, 6. Oktober, findet ein Festgottesdienst statt.
Der Name „Bernsfelden“ bedeutet der örtlichen Kirchen-Chronik zufolge „Felder des Bero“. Denn so soll ein alemannischer Clan-Chef geheißen haben, der das Dorf zur Zeit der Völkerwanderung im dritten Jahrhundert nach Christus angeblich gegründet hat. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Bernsfelden 1277: Die Herren von Hohenlohe verpfändeten das Dorf an den Burggrafen von Nürnberg. Von 1409 bis 1809 war Bernsfelden Deutschordens-Besitz, fiel anschließend an Württemberg und gehört seit 1952 zum damals neu entstandenen Land Baden-Württemberg.
Bis zur Reformation war Bernsfelden, mit den Weilern Hagenhof und Bowiesen, Teil der katholischen Kirchengemeinde Nassau, anschließend gehörte es zur Pfarrei im unterfränkischen Nachbardorf Gaurettersheim. Erst 1774 entstand die eigenständige Kirchengemeinde Bernsfelden. Diese bildet heute gemeinsam mit den Kirchengemeinden Harthausen, Igersheim, Neuses und Simmringen die Seelsorge-Einheit Igersheim, die also der politischen Gemeinde Igersheim entspricht.