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HOPFERSTADT: Bürger sparen durch ihr Nahwärmenetz rund 420 000 Liter Heizöl im Jahr

HOPFERSTADT

Bürger sparen durch ihr Nahwärmenetz rund 420 000 Liter Heizöl im Jahr

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    Die Herren der Röhren: In der Heizzentrale laufen die insgesamt sieben Kilometer langen Leitungsstränge Nahwärmeversorgung Hopferstadt zusammen. Im Bild (von links) der Aufsichtsratsvorsitzende der Nahwärme-Genossenschaft, Thomas Hellmuth, und Vorstand Josef Grieb.
    Die Herren der Röhren: In der Heizzentrale laufen die insgesamt sieben Kilometer langen Leitungsstränge Nahwärmeversorgung Hopferstadt zusammen. Im Bild (von links) der Aufsichtsratsvorsitzende der Nahwärme-Genossenschaft, Thomas Hellmuth, und Vorstand Josef Grieb. Foto: Foto: Gerhard Meissner

    Die Wärme stammt aus zwei großen Biogas-Anlagen am Ortsrand. Seit drei Jahren funktioniert die Anlage reibungslos und spart pro Jahr rund 420 000 Liter Heizöl. Die Hopferstadter machten sich damit nicht nur unabhängig von künftigen Energiepreissteigerungen, sondern sind auch selber Herr im Haus. Das Versorgungsnetz gehört keinem Versorgungskonzern, sondern den Nutzern, die sich zu einer Bürgergenossenschaft zusammengeschlossen haben.

    Bis es soweit kam, war langer Atem gefragt. Länger als ein Jahrzehnt hat es von der Idee bis zum ersten Anschluss gedauert, erinnert sich Thomas Hellmuth, der Aufsichtsratsvorsitzende der Nahwärmegenossenschaft Hopferstadt. 1998 waren die ersten Überlegungen angestellt, aber gleich wieder verworfen worden – vor allem wegen der hohen Kosten für das Versorgungsnetz.

    Neue Bewegung ins Spiel kam mit dem Einstieg in die Dorferneuerung. Nach einem ersten Workshop 2004 und der Wahl eines Vorstands für die Teilnehmergemeinschaft im Jahr 2007 stand fest, dass im Zuge der Dorferneuerung vor allem die Ortsstraßen saniert werden sollen. „Wenn wir die Straßen ohnehin aufreißen, können wir auch gleich die Leitungen verlegen“, hatte die Befürworter damals argumentiert. Und nach einiger Überzeugungsarbeit war es ihnen gelungen, die Mehrheit der Hopferstadter auf ihre Seite zu ziehen. 123 unterzeichneten einen Vorvertrag – ohne zu wissen, wie teuer die Nahwärme letztlich sein wird. Es waren genügend, um 2009 die Genossenschaft gründen zu können.

    Die beiden Biogasanlagen werden privat betrieben. Eine gehört Richard Düchs, die andere neun Landwirten, die sich zur Bioenergie Hopferstadt GmbH zusammengeschlossen haben. In den Anlagen wird vornehmlich aus Mais Biogas erzeugt und über Motoren und Generatoren in Strom verwandelt, der ins öffentliche Netz eingespeist wird. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz garantiert den Betreibern feste Erlöse pro Kilowattstunde.

    Was übrig bleibt, ist nährstoffreiche Gülle, die zurück auf die Felder gebracht wird, und Wärme. Sie entsteht bei der Kühlung der Motoren und enthält in etwa genauso viel Energie wie in Form von Strom erzeugt wird. In den meisten Biogasanlagen verpufft sie ungenutzt in der Atmosphäre.

    In Hopferstadt ist es anders. Dort wird das erhitzte Kühlwasser in die Nahwärme-Zentrale gepumpt und erhitzt einen zentralen, über 20 Kubikmeter fassenden Pufferspeicher. Im Normalbetrieb liefern die beiden Biogasanlagen eine Heizleistung von 1,4 Megawatt. Vom Speicher wird das rund 80 Grad heiße Wasser über ein sieben Kilometer langes Leitungsnetz an die Haushalte verteilt. Zur Sicherheit steht neben dem Pufferspeicher ein großer Heizkessel mit einer Leistung von 1,6 Megawatt, der aber nur in Betrieb geht, wenn in ganz strengen Wintern die gelieferte Wärme nicht mehr ausreichen sollte oder eine Störung die Biogasanlagen lahm legt. Im Januar 2011 ging die erste Wohnung ans Netz, sagt Josef Grieb, Vorstand des Nähwärmegenossenschaft. Ein dreiviertel Jahr später war der Netzausbau abgeschlossen. 151 Häuser sind inzwischen angedockt, das entspricht rund 85 Prozent aller Hopferstadter Haushalte. 137 beziehen bereits Wärme, die übrigen warten noch, bis ihre funktionierende Heizung in die Jahre gekommen ist. Insgesamt hat die Genossenschaft bislang rund vier Millionen Kilowattstunden Wärmeenergie mit ihren Abnehmern abgerechnet.

    Thomas Hellmuth und Josef Grieb sind gleichermaßen von dem Nahwärmenetz überzeugt, auch wenn der Kostenvorteil angesichts niedriger Ölpreise im Moment nicht sehr hoch ist. „Aber wir sparen ja nicht nur das Heizöl, sondern auch die ganzen Kosten im Umfeld, für den Schlotfeger, die Lagerung und Reparaturen am Heizkessel“, sagt Thomas Hellmuth. Statt einer Heizanlage benötigen die Häuser nur noch einen kleinen Wärmetauscher und – vor allem an den entferntesten Stellen des Verteilnetzes – zur Sicherheit einen kleinen Zwischenspeicher.

    Dafür hat die Genossenschaft kräftig in den Bau des Netzes investiert – rund zwei Millionen Euro. Ein Zuschuss von 50 000 Euro kam vom Amt für ländliche Entwicklung, ein weiterer über 680 000 Euro von der Kreditanstalt für Wiederaufbau. 15 Jahre zahlt die Genossenschaft die Darlehen zurück. Danach sinken die Energiekosten um den Anteil der Abschreibungen und Kredite, wenn keine teuren Reparaturen am Netz und der Heizzentrale hinzukommen.

    Auch für die Betreiber der Biogas-Anlage lohnt sich die Nahwärmeversorgung. Weil die erzeugte Energie durch die Kraft-Wärme-Kopplung besonders effizient genutzt wird, erhalten sie einen Bonus zwischen zwei und drei Cent je erzeugter Kilowattstunde. Für Stefan Pohl, einer der Gesellschafter in der Bioenergie GmbH, zählt aber auch der Nutzen für die Allgemeinheit. „Die gesamte Wertschöpfung bleibt im Ort“, sagt er, „Nahwärmeversorgung ist deshalb die Chance für den ländlichen Raum“.

    Josef Grieb sieht Vorteile für die gesamte Dorfgemeinschaft. Die gemeinsame Verantwortung für das Nahwärmenetz hat die Hopferstadter enger zusammenrücken lassen und das Dorfleben gestärkt, sagt er. Mittlerweile hat sich das Hopferstadter Modell herumgesprochen. Auch das Landwirtschaftministerium in München ist bereits auf die Nahwärmeversorgung aufmerksam geworden, sagt Bürgermeister Rainer Friedrich. „Gott und die Welt waren schon da, um sich unsere Anlage anzuschauen“, sagt Josef Grieb.

    Nahwärme Hopferstadt

    Die Kosten der Nahwärmeversorgung Hopferstadt für den Abnehmer richten sich nach der verbrauchten Wärmemenge und der installierten Leistung des Wärmetauschers. Folgendes Beispiel gilt für ein Einfamilienhaus mit einem 10-kW-Wärmetauscher.

    Jährliche Heizkosten (Beispiel 2012)

    Grundpreis für 10 kW: 40 €/Monat, entspricht 480 €/Jahr Jahresverbrauch: 18767 kWh Arbeitspreis: 0,044 €/kWh Verbrauchskosten: 825,75 € Gesamtkosten: 1305,75 € netto MWSt: 248,09 € Bruttokosten: 1553,84 € entspricht einem Bruttobezugspreis von 8,28 Cent pro Kilowattstunde.

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