Es ist der derzeit wohl größte Umwelt- und Beteiligungsprozess Deutschlands: die Suche nach einem sicheren Ort für ein Atommüll-Endlager. Am Wochenende fand dazu das "3. Forum Endlagersuche" statt - in diesem Jahr in Würzburg. Die Veranstaltung solle "allen Interessierten die Möglichkeit bieten, sich aktiv mit vielfältigen Perspektiven bei der Suche nach einem geeigneten Standort einzubringen", sagte Christian Kühn, Präsident des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE). Denn, so Kühn weiter: Einzig "Transparenz und Nachvollziehbarkeit" helfe, dass die Bevölkerung die Entscheidung am Ende mittrage.
Kein "zweites Gorleben": Öffentlichkeit soll bei Standortsuche mitreden
Oder noch deutlicher: Ein zweites Gorleben wolle man nicht erleben, sagte Daniel Lübbert, Physiker aus Berlin. Damals hätten sich allein Wissenschaftler Gedanken gemacht und anschließend versucht, ihre Entscheidung der Öffentlichkeit zu erklären. "Das funktioniert nicht", so Lübbert. In Deutschland führe nur ein Weg zum Ziel, nämlich die Öffentlichkeit von Anfang an mitreden zu lassen.

Ähnlich äußerten sich Eva Bayreuther, Geoökologin aus Oberfranken, sowie die Münchner Kommunikationsexpertin Bettina Gaebel. Alle drei haben die Veranstaltung in Würzburg ehrenamtlich mitorganisiert - als gewählte Mitglieder im 14-köpfigen "Planungsteam Forum Endlagersuche".

Zu der Veranstaltung kamen mehr als 500 Vertreterinnen und Vertreter aus der Wissenschaft, der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE), dem Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE), dem Nationalen Begleitgremium (NBG), aber auch viele Kommunalpolitiker sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger.

Vertreter aus Unterfranken: "Endlagersuche beschleunigen"
Alle Zuhörer aus Unterfranken kamen vor allem mit einer Erwartung ins Vogel Convention Center nach Würzburg: "Den Prozess der Endlagersuche zu beschleunigen", so fasste Christian Keller, Bürgermeister von Grafenrheinfeld im Landkreis Schweinfurt und Vertreter der ASKETA, der Arbeitsgemeinschaft von 25 Kommunen mit kerntechnischen Anlagen in Deutschland, das gemeinsame Ziel zusammen.

Eigentlich sollte 2031 feststehen, an welchem Ort ein Endlager für den deutschen Atommüll gebaut wird. So steht es im Standort-Auswahlgesetz von 2017. Doch längst ist klar, dass die Standort-Suche viel länger dauern wird. Schätzungen reichen bis in die 2070er-Jahre. "Wir fühlen uns de facto als Endlager-Standort", sagte Keller und: "Wir erwarten uns eine Perspektive."
Als die Zwischenlager errichtet wurden, sei versprochen worden, "dass der Fall in 40 Jahren erledigt sei", erinnert sich Volker Leiterer, Leiter des Umweltamts am Landratsamt Schweinfurt. Er sorge sich um die Sicherheit und Verweildauer des Atommülls im Zwischenlager Grafenrheinfeld.

Von einer "Zeitschiene, die völlig entglitten ist" sprach Sebastian Kühl, Sachgebietsleiter Landkreisentwicklung am Landratsamt Main-Spessart. Ähnlich äußerte sich Manfred Endres, Leiter der Bau- und Umweltabteilung am Landratsamt Rhön-Grabfeld: "Ich erwarte, dass wir uns zum Ziel setzen, möglichst schnell zu einer Entscheidung zu kommen." Etwa durch klare Ausschlusskriterien, wie dies beispielsweise die Schweiz bei ihrer Endlagersuche getan hat. Das Land habe sich schneller auf ein Wirtsgestein, also Granit, Ton oder Salz festgelegt und konnte so Regionen schneller aussortieren.

Der Vorschlag stammt von der Deutschen Entsorgungskommission (ESK). Die vom Bundesumweltministerium berufenen unabhängigen Expertinnen und Experten, raten, Granit schon jetzt als Untergrund auszuschließen, weil er ein mögliches Endlager nicht wasserdicht abschließen würde.
In diesem Fall wäre Bayern schnell aus dem Rennen und die Standort-Suche würde sich vor allem auf Norddeutschland konzentrieren.

