Die kurzhaarige Frau sieht unauffällig aus. Am Montag kommt sie im dunklen Hosenanzug und Ringelshirt auf die Baustelle der Stadtbau am Hubland: Barbara Hendricks, SPD-Ministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, ist auf Stippvisite in Würzburg.
Was sie in Würzburgs neuem Stadtteil erfährt, kommt von Hans Sartoris, Geschäftsführer der städtischen Tochtergesellschaft Stadtbau, aber auch vom früheren Oberbürgermeister und jetzigen SPD-Landtagsabgeordneten Georg Rosenthal. Mit weiteren SPD-Politikern nahm sich die Ministerin Zeit für eine Baustellenbesichtigung.
Grundlagen für neuen Stadtteil
Nach dem Abzug der Amerikaner vom Hubland fiel das Areal im Januar 2009 an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA). 2012 kaufte die Stadt das 95 Hektar große Gelände, auf dem neben Wohnungen und Gewerbe auch die Landesgartenschau 2018 entsteht. „Wir haben damit in kürzester Zeit in Zusammenarbeit mit der BIMA aus einer Konversionsfläche heraus die Grundlagen für einen komplett neuen Stadtteil geschaffen“, erklärte Rosenthal seinerzeit.
Die Stadt verkaufte ihrerseits Gelände an die Stadtbau, die hier Häuser baut und vermietet, darüber hinaus auch Parks anlegt und auf eine sinnvolle Gestaltung des Umfeldes achtet. Nebenan hat bereits die Uni Gelände erworben, und auch für die Landesgartenschau (LGS) ist auf einem Großteil des Geländes Platz.
„Draußen steht schon die Wirklichkeit dessen, was wir geplant haben“, sagt Rosenthal am Montag. Ein Teil der Wohnungen wird dieser Tage schon bezogen. Knapp 4000 Menschen werden sich voraussichtlich hier ansiedeln.
Das Bundesbauministerium gibt Verbilligungsrichtlinien an Kommunen vor. Städte können Grundstücke von der BIMA günstiger erwerben, wenn ihre Baugesellschaften sich verpflichten, darauf Sozialwohnungen zu errichten. Wie Hendricks vor Ort erklärt, überlege sie, die Richtlinien auch auf Genossenschaften zu erweitern.
90 der bisher 175 Wohnungen der Stadtbau sind öffentlich gefördert. Insgesamt bietet die Stadtbau darin 12 000 Quadratmeter Wohnfläche und investiert hierfür 42,5 Millionen Euro. Die übliche Miete beträgt zwischen 9 und 12 Euro, Sozialwohnungen sind preiswerter. Gebaut wird umweltschonend nach dem so genannten KfW 55-Energiestandard durch Fernwärme und die so genannte monolithische Bauweise. Nach der LGS sollen weitere Wohnungen gebaut werden.
Die Stadtbau bietet Carsharing und Mobilstationen und lockt mit Zuschüssen, wenn Einwohner sich umweltfreundlich verhalten und Aufs Auto verzichten.
„Bremse der Stadtentwicklung“
Claudia Knoll von der Gesellschaft zur Förderung der bayerischen Landesgartenschauen (München) spricht von Frischluftschneisen, aber auch von Auslauf, von Sport- und Spielplätzen. Stadtratsmitglied Hans Werner Loew kritisiert im Zusammenhang mit Konversionsflächen die BIMA als „Bremse der Stadtentwicklung“, denn sie komme an einem anderen Ort – der Faulenbergkaserne – „mit der Feststellung der Altlasten nicht voran“. Er sagte das wohl, damit die Ministerin hier etwas Dampf mache.
Dazu sagt Hendricks nichts, stellt am Ende ihres einstündigen Besuchs aber fest: „Das Hubland-Konzept ist überzeugend.“