Konzentration auf das Kerngeschäft, Outsourcing und Mitarbeiterschulung – damit hat Reinhard Wolski täglich zu tun. In der Wirtschaft könnte man ihn als Standortmanager bezeichnen. Doch statt eines Anzugs trägt Wolski Uniform: Der Brigadegeneral kümmert sich als Standortältester um die Planung von Projekten in der Balthasar-Neumann-Kaserne, ist für 3400 Soldaten in Deutschland verantwortlich. 965 davon dienen in Veitshöchheim, zusätzlich sorgen 271 zivile Mitarbeiter für einen reibungslosen Ablauf. „Wir haben eine gesunde Mischung mit vielen hoch spezialisierten Kräften“, erklärt Wolski.
Arbeiten auslagern
„Spezialisierung“ ist ein Wort, das man bei der DLO oft hört: Egal ob Feldjäger, Fernmelder oder Stabsarbeiter – durchschnittliche Soldaten sind wenig gefragt. Mit 200 ist die Zahl der Wehrdienstleistenden entsprechend gering. Die Spezialisierung ist ein Ergebnis der Strukturreform: Die Bundeswehr soll sich auf ihre Kernaufgabe – die Bewältigung von Einsätzen – konzentrieren. Nebensächliche Arbeiten werden ausgelagert. Beispielsweise stellt seit 2003 ein privater Fuhrparkservice die Dienstfahrzeuge gegen Miete zur Verfügung.
Dieser Wandlungsprozess macht auch vor den zivilen Mitarbeitern in der Kaserne nicht Halt: Was man früher als Truppen- und Standortverwaltung kannte, heißt seit Januar Dienstleistungszentrum (BwDLZ). Hier erledigen Zivilisten und Soldaten Aufgaben wie Abrechnung, Finanzierung und Betreuung der Liegenschaften. „Handwerker, Landwirte, Psychologen – die ganze Bandbreite an Berufen bildet sich bei uns ab“, so BwDLZ-Leiterin Eva Liegmann-Nonne. Dazu gehören neuerdings auch Köche. Der Soldat steht nur noch im Einsatz am Herd. Ein Teil der BwDLZ-Mitarbeiter sind Beamte, die dort ausgebildet werden. Doch der Schreibtischjob verändert sich: „Wer neu einsteigt, muss einen Großteil der Dienstzeit im Ausland leisten.“
Auch im militärischen Bereich verlaufen Karrieren flexibel. Phantom-Pilot Manfred Schäfer hatte ursprünglich das Abenteuer in der Luft gewählt, nun sitzt er am Schreibtisch. Der Major arbeitet als Verbindungsmann zur Luftwaffe und Berater des Generals im Stab. Wenn Fachwissen über fliegendes Kampfgerät, Koordination im Luftraum oder Verbindung zur Luftwaffe gefragt ist, wird der Pilot tätig. Die Aufgabe am Boden sieht er als Herausforderung. „Irgendwann rückt das Fliegen in den Hintergrund. Das geschieht nicht immer freiwillig, ist aber notwendig.“
Ohne spektakuläre Manöver kommt auch das Fernmeldebataillon der DLO aus: Wenn alles läuft, haben die Technik- und Logistikspezialisten um Oberstleutnant Andreas Schmand ihre Arbeit gemacht. Im Krisen- oder Katastrophenfall stampfen die Fernmelder ein mobiles Büro für 300 Leute aus dem Wüstensand. Auch für den Aufbau von Videokonferenzen, Netzwerken und die Bewachung eines solchen „Framework Headquarters“ sind die Fernmelder ausgebildet. Die Unterschiede zur Wirtschaft sind laut Schmand relativ gering: „Wir haben eine vergleichbare Technik mit höherer Sicherheitsstufe.“
Direkt im Kontakt mit potenziellem Nachwuchs stehen Hauptmann Maximilian von Reden und Kapitänleutnant Andreas Friedl: Die Jugendoffiziere besuchen Schulen, machen aber keine Nachwuchswerbung. Wenn die Soldaten kommen, steht Politik auf dem Lehrplan. Auch um die Weiterbildung von Lehramtsreferendaren kümmern sich die Offiziere.
Zeitsoldaten
Wieder selbst die Schulbank drücken dagegen 171 Zeitsoldaten in der Bundeswehrfachschule. Unterrichtet von zivilen Lehrern können sie in den letzten Dienstjahren die Fachschul- oder Fachhochschulreife nachholen. „Die Soldaten schreiben wie Schüler Hausaufgaben und Klassenarbeiten“, so die stellvertretende Schulleiterin Elke Dürr. Eine weitere Bildungsmöglichkeit ist die ZAW: Die zivile Aus- und Weiterbildung findet während der Dienstzeit statt. Soldaten können allgemein anerkannte Meister- und Gesellenausbildungen in Berufen wie Mechatroniker machen. Ausgebildet wird in Einrichtungen wie dem Berufsbildungs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer Unterfranken.
Dass in der Bundeswehr auch „Soft skills“ , also soziale Fähigkeiten gefragt sind, beweisen Oberstabsfeldwebel Stefan Hartling und seine Mitarbeiter. Im Familienbetreuungszentrum kümmern sie sich um 400 Familien, deren Angehörige im Auslandseinsatz sind. Das Angebot reicht von Hilfe bei Behördengängen bis hin zu gemeinsamen Ausflügen. Im Vergleich zur Wirtschaft hat man hier die Nase vorn: Einen derartigen Service würde sich wohl manche Familien wünschen, deren Papi im Ausland arbeitet.