Mehrere Menschen teilen sich ein Auto und sparen dadurch Geld. Das Konzept Car-Sharing klingt vielversprechend. In Würzburg gibt es seit 2013 das Car-Sharing-Angebot Scouter des Unternehmens Sharegroup. Aber auch das Autohaus Rumpel & Stark bietet seit 2016 Car-Sharing an.
Die Anbieter haben ihre Leih-Autos an den verschiedenen Standorten in der Stadt platziert. In Würzburg steigen laut Angaben der Sharegroup die Kundenzahlen stetig und auch das Angebot an Fahrzeugen und Abholstandorten wird der Nachfrage entsprechend ausgebaut.
In der jüngsten Sitzung des Planungs-, Umwelt- und Mobilitätsausschusses im Würzburger Stadtrat wurde die Entwicklung von Scouter in Würzburg näher beleuchtet. Der Geschäftsführer von Sharegroup Thomas Großnann stand dabei zur aktuellen Entwicklung Rede und Antwort. Auch das Ford-Carsharing von Rumpel & Stark hat neue Informationen und Pläne in einer Pressemitteilung veröffentlicht.
Wer betreibt das Car-Sharing Angebot in Würzburg?
In Würzburg gibt es zwei unterschiedliche Car-Sharing Betreiber.
- Scouter: Das Unternehmen Sharegroup aus Marburg kümmert sich um das Angebot der Fahrzeuge in Würzburg. Den von der Sharegroup angebotene Dienst Scouter gibt es auch in den Städten Bonn, Gießen, Kassel, Marburg und in Nürnberg/Fürth. In Marburg besteht das Angebot bereits seit 18 Jahren.
- Ford Carsharing: Das Autohaus Rumpel & Stark aus Unterpleichfeld bietet Car-Sharing in Zusammenarbeit mit Ford in Würzburg an.
Beide Firmen arbeiten mit dem Dienst Flinkster der Deutschen Bahn zusammen.
Wo kann ein Auto abgeholt werden?
In Würzburg gibt es aktuell 29 Stationen. 20 davon sind von der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV) betriebene Mobilstationen. Im Frühjahr 2020 sollen es dann noch drei weitere Mobilstationen dazu kommen. Außerdem sollen im Rahmen des Umweltorientierten Verkehrs- und Mobilitätsmanagement (UVM) Info-Bildschirme an zentralen Orten aufgestellt werden. Auf denen werden auch die Car-Sharing-Standorte dargestellt. Noch sind nicht alle Stadtteile abgedeckt, aber man sei dabei "mit der Stadt zu schauen, wo weitere Standorte möglich sind", so der Geschäftsführer Großnann.
Der Ford-Service von Rumpel & Stark deckt zudem die Gemeinden Gerbrunn und Rottendorf ab und bald sollen eigene Stationen am Würzburger Hauptbahnhof und am Schwarzenberg in der Nähe der Uniklinik eingerichtet werden, heißt es in einer Pressemitteilung. Ford-Kunden können auch die Autos an den Flinkster-Stationen abholen und wieder dort abstellen.

Wie viele Autos werden zur Verfügung gestellt?
Momentan gibt es in Würzburg 50 Fahrzeuge, die von Scouter bereitgestellt werden. Dabei sind derzeit drei elektrisch betriebene Autos. Die Bandbreite reicht von kleinen Stadtautos bis zu großen Transportern. Würzburgs Umweltreferent Wolfgang Kleiner zeigt sich zufrieden mit der Anzahl der Autos: „Für eine relativ kleine Stadt haben wir bereits eine große Dichte an Leihwagen“. Auch deutschlandweit schneidet Würzburg in Sachen Abdeckung gut ab und belegt im Ranking den 23. Platz von über 100 Städten, so Großnann.
Zusätzlich gibt es vom Ford Car-Sharing vier eigene Autos, die momentan in den Stadtteilen Gerbrunn und Rottendorf verfügbar sind. Es sind jedoch auch die 50 Autos von Scouter nutzbar. Bei der Nutzung der Scouter-Fahrzeuge fällt jedoch ein höherer Preis an.
Wen soll das Angebot ansprechen und welche Autofahrten können abgedeckt werden?
Die Hauptzielgruppe für das Angebot sind Gelegenheitsfahrer. Der Geschäftsführer des Car-Sharing-Angebots Thomas Großnann sagt dazu auf Nachfrage der Grünen-Stadträtin Silke Trost: "Wir sind zu teuer für Pendler". Das Angebot sei für eine längere Nutzungszeit bestimmt und nicht dafür ausgelegt, das Auto mehrere Stunden vor der entsprechenden Firma des Pendlers stehen zu lassen. Besonders für Ausflüge und Großeinkäufe sei Car-Sharing geeignet.
Was kostet es ein Auto zu leihen?
Die Anmeldung für den Dienst Scouter kostet 29 Euro und nach den ersten sechs Monaten wird eine monatliche Gebühr in Höhe von fünf Euro fällig. Für alle regulären Abo-Kunden der WVV entfällt dieser Kostenfaktor. Die Autos werden dann stundenweise bezahlt, je nach Art des Autos werden zwischen einem und vier Euro pro Stunde fällig. Außerdem fällt eine Gebühr für die gefahrenen Kilometer an, die zwischen 25 und 32 Cent pro Kilometer liegt.
Das Ford Carsharing-Angebot kostet einmalig 49 Euro, wenn man sich über das Internet anmeldet. Kunden des Autohauses zahlen jedoch nur rund 15 Euro, Kunden des Verkehrsverbunds Mainfranken (VVM) mit Monats- oder Jahrestickets gut zehn Euro. Der Stundenpreis liegt hier im Bereich zwischen 2,30 Euro und fünf Euro tagsüber, je nach Auto. Die gefahrenen Kilometer werden mit jeweils ungefähr 20 Cent abgerechnet.
Hierzu zwei Beispiele, wenn man aus Würzburg seine Fahrt beginnt:
- Einkaufen in Wertheim: Mit Scouter kostet eine fünfstündige Mietdauer mit Einkauf in Wertheim Village ungefähr 30 bis 35 Euro. Dieselbe Fahrt würde mit Ford Carsharing 25 bis 30 Euro kosten, so ergeben es die Berechnungen der Redaktion.
- Erledigungen in der Stadt: Eine kürzere Mietdauer von nur zwei Stunden mit dem Ziel, in der Stadt einkaufen zu gehen, würde mit Scouter vier bis acht Euro kosten. Mit Ford Carsharing liegen die Kosten bei sechs bis zehn Euro, so von der Redaktion berechnet.
Beide Angebot bewegen sich somit in einem ähnlich hohen Preissegment. Das Angebot von Ford bietet sich für Personen an, die häufig längere Strecken fahren möchten. Um in der Stadt billiger mobil zu sein, bietet sich Scouter an. Eine Preissenkung sei auch mit wachsenden Nutzerzahlen nicht zu erwarten, so der Geschäftsführer der Sharegroup. Alle Städte, in denen Scouter verfügbar ist, haben die selben Preisstrukturen.
Wie viele Kunden gibt es in Würzburg?
Aktuell hat der Carsharing-Service Scouter in Würzburg über 2300 registrierte "Carsharer". Diese Zahl wächst jährlich um etwa 25 Prozent. Aufgrund der etwas höheren Kosten werden eher Menschen im Alter zwischen 30 und 50 Jahre angesprochen, weniger Studierende und jüngere Menschen. Auch im Renteneintrittsalter werde das Modell interessant, so Sharegroup-Geschäftsführer Großnann. Für einen Rentner könne das Auto überflüssig werden, wenn er es nicht mehr für den Weg zur Arbeit braucht. Für Ausnahmesituationen könne man dann auf Carsharing zurückgreifen.
Hilft Car-Sharing dabei die Umwelt zu entlasten?
Laut den Betreibern werden heute 720 Privatautos durch Scouter eingespart, dadurch entstehen freie Flächen, die in der Stadt anderweitig genutzt werden können. Wer den Privat-Pkw durch ein Elektrofahrzeug ersetzt, schneidet beim Thema Umweltschutz besonders gut ab. Zudem soll die Flotte der E-Autos in den kommenden Jahren ausgebaut werden und für zusätzliche Entlastung der Umwelt sorgen.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version war angegeben, dass die monatliche Gebühr bei Scouter in den ersten sechs Monaten fünf Euro beträgt. Tatsächlich ist eine Gebühr erst ab den sechs Monaten fällig.