Der erste Tag nach den Herbstferien begann für zahlreiche Schülerinnen und Schüler aus dem südöstlichen Landkreis Würzburg chaotisch. Grund hierfür war der Ausfall eines Zuges, den Kinder und Jugendliche unter anderem aus Uffenheim, Marktbreit, Ochsenfurt, Goßmannsdorf und Winterhausen nutzen, um rechtzeitig vor acht Uhr an ihren Schulen in Würzburg zu sein.
Dass dieser Zug am 4. November nicht fuhr und noch bis zum 15. November ausfallen wird, kam für viele der Zugfahrenden völlig unerwartet. So auch für einen Schüler aus Ippesheim und dessen Familie: "Am Montagmorgen mussten wir feststellen, dass einige Züge auf der Strecke Treuchtlingen-Würzburg (RE 80) einfach ausfallen", so der Vater des Schülers gegenüber dieser Redaktion. Darunter der Regionalexpress mit der Zugnummer 57206, der morgens alle Schülerinnen und Schüler entlang der Bahnstrecke nach Würzburg einsammle.
Schülervater kritisiert vor allem fehlende Kommunikation
Als der Vater den Zug im Auskunftssystem der Deutschen Bahn sucht, stellt er fest, dass dieser fehlt, und es keine Infos gibt, weshalb er nicht mehr aufgeführt ist. Ein Anruf beim Bahnbetreiber Arverio, ehemals Go Ahead, habe ergeben, dass der Zug offenbar wegen Streckenarbeiten zwischen Uffenheim und Marktbreit ausfalle. "Warum müssen Sanierungsarbeiten ausgerechnet am Montag nach den Ferien beginnen und warum muss ausgerechnet der Zug, der eine pünktliche Beförderung zu Schulbeginn garantiert, ausfallen?", fragt der Vater. Der Zug, der beispielsweise um 7.02 Uhr in Uffenheim und um 7.22 Uhr in Winterhausen hält und Würzburg-Süd um 7.32 Uhr erreicht, sei am Morgen der zentrale Zug für Schüler und immer extrem voll.

Kritik übt der Vater vor allem auch an der fehlenden Kommunikation. Weder die Fahrgäste seien über den Ausfall des Zuges informiert gewesen, noch die ÖPNV-Anbieter untereinander. "Viele Kinder standen erst einmal irgendwo herum."
Kabelarbeiten zwischen Gunzenhausen und Ansbach stecken hinter Zugausfall
Was sagt man bei Arverio zum Zugausfall? "Die Gleise und Stationen gehören der Deutschen Bahn beziehungsweise der DB InfraGO AG", erklärt Winfried Karg, Pressesprecher Arverio Bayern. Auf der Strecke Treuchtlingen-Ansbach-Würzburg fahre Arverio im Auftrag der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) die Nahverkehrszüge. "Die DB InfraGO teilt uns mit, wenn sie Bauarbeiten an einer Strecke plant – normalerweise sollte das ein Vierteljahr vorher geschehen", so Karg.
In diesem Fall habe man bei Arverio aber erst am 25. Oktober die Mitteilung erhalten, dass vom 4. bis 15. November Kabelarbeiten zwischen Gunzenhausen und Ansbach stattfinden würden. "Unsere Planer haben daraufhin kurzfristig den Fahrplan neu geplant, der Auswirkungen über Ansbach hinaus bis Würzburg hat", sagt Karg. Der geänderte Fahrplan sei am 28. Oktober per E-Mail an die beteiligten Partner und Landratsämter verschickt sowie am 29. Oktober auf die Arverio-Bayern-Webseite gestellt und an interessierte Fahrgäste verschickt worden.
Alternativ-Züge fahren für Schüler zu früh oder zu spät
Warum die ausfallenden Züge nicht mehr im Auskunftssystem der Deutschen Bahn auftauchen, erklärt Karg so: "Ausfallende Züge mit weiteren Infos dort aufzulisten wäre zu verwirrend. Viele Fahrgäste sehen auf dem kleinen Handy-Bildschirm nicht das Kleingedruckte und denken dann, dass der Zug dennoch fahren würde."
Trotzdem sei bei Arverio ein Fehler passiert, so Karg. Im geänderten Fahrplan auf der Arverio-Bayern-Webseite stehe zwar, dass der Schülerzug am Morgen und weitere Züge schon am 4. November ausfielen. "Leider steht in der ankündigenden Meldung und der Überschrift, dass erst der Zeitraum ab dem 5. November betroffen sei – das ist unser Fehler, für den wir uns bei allen Fahrgästen entschuldigen." Für die Stationen zwischen Würzburg und Marktbreit gebe es einzelne zusätzliche Züge der Linie RB 80, die von DB Regio gefahren würden; "diese Züge fahren allerdings am Morgen für Schüler zu früh oder zu spät", räumt Karg ein.
Arverio plant keinen Ersatzverkehr
Warum die Zeit nach den Herbstferien für die Arbeiten gewählt wurde und warum ausgerechnet der für Schüler so wichtige Zug ausfallen muss, kann Karg nicht beantworten: "Das ist Sache der DB InfraGO." Ein Schienenersatzverkehr bis zum 15. November sei nicht geplant, so Karg auf Nachfrage. "Mit einem Ersatzbus, der in Ansbach zur Abfahrtszeit des Zuges starten und alle Unterwegshalte anfahren würde, kämen die Fahrgäste im morgendlichen Berufsverkehr nicht schneller nach Würzburg als mit dem folgenden Zug, der ja bereits eine halbe Stunde später fährt", so die Begründung.
Da Arverio als einziges Unternehmen diese Strecke bedient, sei auch kein anderer ÖPNV-Beteiligter für Ersatzverkehr zuständig. "In solchen Situationen wägen wir ab, was tatsächlich für die Fahrgäste sinnvoll ist", sagt Karg. Außerdem müsse man sehen, ob man überhaupt Busse bekomme – "bei einer kürzeren Vorlaufzeit ist das schwierig".
Bei Eltern bleibe Eindruck von "Wurstigkeit"
"Mich ärgert vor allem, dass nicht kommuniziert und keine Lösung wie etwa ein Schienenersatzverkehr eingeplant wurde", betont der Ippesheimer Vater. "Jemand muss sich doch verantwortlich fühlen." Seiner Meinung nach müsste die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) die Informationen streuen: "Ich erwarte von der BEG, die im Auftrag des Freistaats für die Bestellung des Zugverkehrs zuständig ist, dass sie auf die DB Netz und alle anderen Beteiligten einwirkt, dass man in einem hochsubventionierten Bereich wie dem ÖPNV und der Schülerbeförderung so nicht arbeiten kann."
Die Verantwortung für die Planung von Baumaßnahmen und deren rechtzeitige Kommunikation an die betroffenen Eisenbahnverkehrsunternehmen liege beim Infrastrukturbetreiber DB InfraGO, heißt es auf Nachfrage aus der Pressestelle der BEG. "Das wesentliche Problem im vorliegenden Fall stellt die nicht fristgemäße Baustellenankündigung von DB InfraGO dar." Hierdurch werde die Betriebsplanung und die Information der Fahrgäste für Arverio massiv erschwert. Auch in vorherigen Fällen habe die BEG die DB InfraGO immer wieder dazu aufgefordert, den Eisenbahnverkehrsunternehmen Baustellen deutlich früher anzukündigen.

Bei den Betroffenen bleibe der "Eindruck der Verantwortungsdiffusion und Wurstigkeit – sollen die Eltern doch gucken, wie sie das Problem gelöst bekommen", sagt der Vater. Käme keine private Fahrgemeinschaft zustande, müssten die Schülerinnen und Schüler morgens mit dem Zug 30 Minuten früher losfahren und vor einer noch verschlossenen Schule stehen oder kämen mit dem späteren Zug bis zu 20 Minuten zu spät. "Dabei sind viele Eltern darauf angewiesen, dass ihre Kinder am Morgen zuverlässig in die Schule kommen."
Welche Züge auf der Strecke Treuchtlingen-Würzburg bis zum 15. November ausfallen, finden Sie auf: www.arverio-by.de