Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

Würzburg: Chronik einer Dauerbaustelle: Das war ursprünglich am Mainfranken Theater Würzburg geplant und so ist der Stand heute

Würzburg

Chronik einer Dauerbaustelle: Das war ursprünglich am Mainfranken Theater Würzburg geplant und so ist der Stand heute

    • |
    • |
    Das neue Kopfgebäude des Mainfranken Theaters soll - Stand Januar 2023 - im Frühjahr dieses Jahres eröffnen. Ersten Planungen nach sollte der Neubau bereits im Winter 2020 fertiggestellt worden sein.
    Das neue Kopfgebäude des Mainfranken Theaters soll - Stand Januar 2023 - im Frühjahr dieses Jahres eröffnen. Ersten Planungen nach sollte der Neubau bereits im Winter 2020 fertiggestellt worden sein. Foto: Ulises Ruiz

    Das Mainfranken Theater sorgt schon seit Jahrzehnten für ordentlich Gesprächsstoff bei den Würzburgerinnen und Würzburgern. Grund ist die millionenschwere Sanierung des größten Theaters in Unterfranken. Standen anfangs noch geschätzte Kosten von rund 20 Millionen Euro im Raum, so belaufen sich die aktuellen Kosten auf über 103 Millionen Euro – Tendenz steigend. Vor allem die Finanzierung des Theaters gehört schon lange zu den großen Diskussionsthemen in der Würzburger Kommunalpolitik. Ein Rückblick:

    Sanierung oder Abriss? Jahrelang wurde diskutiert

    Das Bestandsgebäude des Mainfranken Theaters stammt aus dem Jahr 1966. Die Sanierung und Erweiterung des in die Jahre gekommenen Hauses sei längst überfällig gewesen, da das Theater "nicht mehr den Anforderungen an einen zeitgemäßen, sicheren und wirtschaftlichen Spielbetrieb" entsprach, heißt es auf der Webseite des Theaters.

    Das Mainfranken Theater, damals noch unter dem Namen Stadttheater, im Jahr 1966 kurz vor der Eröffnung.
    Das Mainfranken Theater, damals noch unter dem Namen Stadttheater, im Jahr 1966 kurz vor der Eröffnung. Foto: Walter Röder (Archiv)

    Jahrelang wurde über die Sanierung oder einen Abriss des Theaters diskutiert. Mal hieß es, dass die Sanierung auch im laufenden Betrieb zu machen sei, mal wurde die umgebaute Frankenhalle in der Veitshöchheimer Straße als Ausweichspielstätte für die Zeit der Sanierung diskutiert. Doch der Umbau der Frankenhalle sollte Kosten von etwa 20 Millionen Euro verursachen und wurde deshalb scharf kritisiert. Im Mai 2013 wurden diese Pläne vom Stadtrat verworfen.

    So entwickelte sich der Preis in die Höhe

    Im Juli 2013 hat der Stadtrat mehrheitlich beschlossen, dass das Theater über mehrere Spielzeiten hinweg in verlängerten Spielzeitpausen abschnittsweise saniert werden soll. Kurze Zeit später erklärte der Architekt, dass eine abschnittsweise Sanierung aus seiner Sicht nicht realisierbar erscheint.

    Die Würzburger Stadträte staunten gewaltig, als bei einer Sondersitzung des Stadtrats im Dezember 2013 die Architektenfirma PFP über die Kostenschätzung für die Sanierung berichtete. Ausgangspunkt waren zunächst (Stand März 2012) 21,95 Millionen Euro. Nach einer Überarbeitung der Pläne stieg dieser Betrag bis Januar 2013 auf 42,6 Millionen, um sich dann bis März 2013 auf 46,8 Millionen zu erhöhen. Nach einer erneuten Überarbeitung durch das Architekturbüro sanken die Sanierungskosten zunächst auf 45,7 Millionen und lagen im April 2013 bei 40,5 Millionen Euro.

    undefined

    Grund hierfür waren die Kosten für die Haus- und Bühnentechnik, die vom Auftraggeber, der Stadt Würzburg, in der Ausschreibung zunächst mit 5,2 Millionen Euro veranschlagt worden waren. Da waren allerdings die Spezialisten noch nicht hinzugezogen. Nachdem dies dann geschehen war, stellte sich heraus, dass für die Erneuerung der Technik knapp 22 Millionen zu veranschlagen sind.

    In derselben Sondersitzung brachte der Architekt dem Stadtrat den Vorschlag mit, dass das Theater an der Vorderfront einen auskragenden Aufbau mit Foyerfläche und einer mittleren Spielstätte erhält. Dieser Kopfbau sollte zuerst errichtet werden, sodass die neue Bühne während der Sanierung des Großen Hauses sowie des Technik- und Werkstattbereiches als Übergangsspielstätte genutzt werden könnte.

    2018 wurde mit der Sanierung begonnen

    2018 wurde mit der Sanierung begonnen. Bei Baubeginn im Frühjahr lagen die geschätzten Kosten für die Sanierung bereits bei 65 Millionen Euro. Im Juli wurden sie auf 68,9 Millionen Euro nach oben korrigiert, Grund waren unter anderem Zusatzkosten für die Klimatechnik im neuen Kopfbau. Noch im selben Jahr stiegen die Kosten auf 71,65 Millionen Euro, dieser Betrag wurde schließlich vom Stadtrat beschlossen. "Dies war das vertragliche 'Preisschild' und diese Summe ist die Benchmark beziehungsweise der fachlich korrekte Ausgangspunkt für alle Vergleiche in Bezug auf die Kostensteigerungen", erklärt Dirk Terwey, Geschäftsführender Direktor des Mainfranken Theaters.

    Ersten Planungen nach sollte der Neubau außerdem bereits im Winter 2020 fertiggestellt werden. Im Herbst 2022 sollte dann der Altbestand saniert und erweitert sein. Mehrmals wurde das Ende der Bauarbeiten in den vergangenen Jahren verschoben. Gründe dafür waren laut Terwey unter anderem gestörte Bauabläufe und "inakzeptable Unschärfen in der Terminplanung".

    Zwei Jahre später, im September 2020, dann die nächste bittere Pille: Kulturreferent Achim Könneke eröffnete den Mitgliedern des Werkausschusses Mainfranken Theater, dass sich die Sanierungskosten des Theaters von den ursprünglich beschlossenen 71,65 Millionen Euro auf 85 Millionen Euro erhöhen. Ein Grund war unter anderem die nicht vorhersehbare Entfernung der Überreste des alten Ludwigsbahnhofs. Auch habe man im Rahmen der Baugenehmigung die Fluchtwege-Situation im Großen Haus überarbeiten müssen. "Da hatten sich die Richtlinien geändert", sagte Dirk Terwey damals.

    Ein Blick auf die Baustelle des Bestandsgebäudes. Archivbild aus dem Mai 2022.
    Ein Blick auf die Baustelle des Bestandsgebäudes. Archivbild aus dem Mai 2022. Foto: Johannes Kiefer

    Im Mai 2021 stiegen die Kosten abermals gewaltig in die Höhe: auf 96,5 Millionen Euro. Im Bauablauf habe sich gezeigt, dass die vorgelegte Planung den vertraglich zugesicherten Kostenrahmen nicht vollständig abdecken würde, erläuterte Terwey. Nur vier Monate später dann die nächste Hiobsbotschaft: Die Kosten überstiegen die Grenze von 100 Millionen Euro. Terwey rechnete mit Gesamtkosten von 103 Millionen Euro.

    Zwar ist diese Summe auch noch im Februar 2023 Stand der Dinge, durch den Architektenwechsel rechnet der Geschäftsführende Direktor jedoch mit einem weiteren Kostensprung. Genaue Zahlen kann er gegenüber dieser Redaktion noch nicht nennen. "103 Millionen Euro werden nicht das letzte Wort sein", sagt er im Gespräch mit der Redaktion. Im Mai dieses Jahres hat der Architekt des Mainfranken Theaters, die Hamburger PFP Planungs GmbH, verkündet, dass sie sich von der Großbaustelle bis Ende des Jahres trennen wird. Grund war, dass sich die planende Firma in erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten befand. Mehr als ein halbes Jahr nach der angekündigten Trennung wurde nun ein Nachfolger gefunden: das Schweinfurter Architekturbüro FMP design engineering GmbH.

    Die neuen Planer seien gerade dabei, die Entwicklungen der vergangenen Jahre, den Stand der Dinge und alle Planungen zu überprüfen, um dann eine valide Auskunft über Kosten und Eröffnungstermine geben zu können, so Terwey. 

    Was genau wird eigentlich genau saniert?

    Der eingeschossige Eingangsbereich des Mainfranken Theaters wurde abgerissen. An seiner Stelle entstand ein neuer Kopfbau, in dem neben einem von außen einsehbaren Ballettsaal, Probebühnen im Untergeschoss und weiteren Nutzungen, auch eine neue zweite Spielstätte mit 330 Zuschauerplätzen untergebracht ist. Diese soll als eine der Ersatzspielstätten dienen, während das Haupthaus, das an den Kopfbau angrenzt, mit dem großen Saal und einem erweiterten Orchestergraben saniert wird.

    Die geschwungene Treppe gehört zum Herzstück des neuen Kopfgebäudes. Das Foto entstand bei der Vorstellung des neuen Architektenteams im Januar 2023. 
    Die geschwungene Treppe gehört zum Herzstück des neuen Kopfgebäudes. Das Foto entstand bei der Vorstellung des neuen Architektenteams im Januar 2023.  Foto: Thomas Obermeier

    Das Bestandsgebäude wird bis zur Tiefgarage hin verlängert und aufgestockt. Künftig wird es dort außerdem einen Orchester-Probenraum geben und es werden neue Werkstattbereiche für die Kostümabteilung und Maske geschaffen.

    Nach aktuellem Stand soll das neue Kopfgebäude, statt wie ursprünglich geplant im Winter 2020, nun im Frühjahr 2023 eröffnen. Die Sanierung des Bestandsgebäudes soll voraussichtlich noch bis in das Jahr 2026 dauern.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden