"Ich kenne sie als gute Gesprächspartnerin", sagt Denny Zierold. Er unterstützt Claudia Stamm, weil sie "bürgernah und überparteilich" sei. Er und ein gutes Dutzend weiterer Würzburger haben Stamm am Sonntag in einer Versammlung als OB-Kandidatin einer unorganisierten Wählervereinigung aufgestellt. Jetzt kann die Tochter der früheren CSU-Politikerin und Landtagspräsidentin Barbara Stamm (1944-2022) anfangen, Unterschriften für ihre Kandidatur zu sammeln. 385 sind notwendig, damit sie bei der OB-Wahl am 4. Mai antreten kann.
Burkard Hose unterstützt Kandidatur von Claudia Stamm – ob er sie wählt, weiß er noch nicht
Ursula Koch kennt "die Claudia" von klein auf. "Sie kommt sehr nach ihrer Mutter, ist kämpferisch und steht für ihre Haltung ein", sagt die Würzburgerin. Burkard Hose ist auch zur Versammlung gekommen: "Ich unterstütze ihre Kandidatur, weil ich möchte, dass es ein vielfältiges Angebot gibt." Das sei wichtig für die Demokratie. "Ob ich sie wähle, weiß ich aber noch nicht", sagt der katholische Hochschulpfarrer weiter. "Denn dazu kenne ich ihre Angebote noch zu wenig."
Einige politische Inhalte nennt die unabhängige mögliche Kandidatin am Sonntag: "Es gibt viele Baustellen in der Stadt, die man angehen muss", sagt Stamm und nennt als Beispiele die Stärkung der Stadtteile, die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum oder Verbesserungen der Innenstadt. Diese möchte sie sowohl mit mehr Grün als auch durch Ideen für mehr Aufenthaltsqualität attraktiver machen. Auch die Stärkung des ÖPNV sei ihr wichtig.

Konkretere Ideen will die 54-Jährige später in ihrem Wahlprogramm präsentieren. "Dazu möchte ich aber erst einmal weiter den Bürgern zuhören und mir verschiedene Meinungen anhören." Denn sie wolle nur das versprechen, was sie halten könne. "Ehrlichkeit ist mir wichtig", sagt Stamm. Deshalb strebe sie ihre Kandidatur auch über den Weg der Unterschriftensammlung an. Wenn sie die nötigen Unterschriften schnell zusammenbekäme, könne sie richtig in den Wahlkampf einsteigen.
Politische Unterstützung für Stamm gibt es zum einen von der Linken. Die Stadträtin und Fraktionsvorsitzende Barbara Meyer findet es wichtig, dass es in Würzburg eine überparteiliche Alternative zu den bisherigen Kandidatinnen und Kandidaten Judith Roth-Jörg (CSU), Martin Heilig (Bündnis 90/Die Grünen) und Eva von Vietinghoff-Scheel (SPD) gibt. Zum anderen wirbt Stadtrat und Alt-OB Jürgen Weber für Stamm. Am Sonntag leitet er ihre Nominierungsveranstaltung.
Weber unterstützt Stamm: Eine Geschichte wie aus einem Drehbuch
Diese Situation ist bemerkenswert. Sie könnte aus einem Drehbuch stammen: Denn Weber verhinderte einstmals den großen Traum von Barbara Stamm, Oberbürgermeisterin von Würzburg zu werden. Als die CSU 1989 Stamm als OB-Kandidatin nominierte, trat Weber aus der CSU aus und als Gegenkandidat mit einer eigenen Liste an. Weber gewann die Wahl 1990 deutlich und fügte Barbara Stamm damit, trotz deren steiler Karriere in München, eine traumatische Niederlage zu. Erst viel später versöhnten sich die beiden wieder. Heute, 35 Jahre später, ärgert Weber erneut die CSU, indem er eine Gegenkandidatin unterstützt – die Tochter seiner einstigen Gegnerin ist.

Am Sonntag nennt Weber sachliche Gründe für sein Engagement. Die Kommunalpolitik in Würzburg verliere an Glaubwürdigkeit. Denn es werde über vieles lange diskutiert, aber zu wenig tatsächlich angepackt. "Würzburg braucht jemanden, der Probleme erkennt, eine Lösung findet und diese durchsetzt."
Die Fähigkeit dazu traut Weber Claudia Stamm zu. Außerdem glaubt er, dass sie "Überzeugungen deutlich vertreten und dafür kämpft". Er hofft, dass es ihr gelingt, "das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger zu gewinnen." Auch wenn der Weg über die Sammlung von Unterschriften kein leichter sei.