Rund 1000 Tage nach dem Beschuss zur bundesweiten Fusion vom Commerzbank und Dresdner Bank mit zusammen 1200 Filialen steht die Integration beider Häuser in Würzburg vor dem Abschluss.
Schon seit Längerem trägt das Balthasar-Neumann-Haus am Vierröhrenbrunnen den gemeinsamen Namen Commerzbank. Nun geht der Umbau im Inneren in die entscheidende Phase. Bis zum 12. Oktober soll das Gebäude komplett erneuert und klimatisiert sein. Dann werden alle Leistungen am Standort „Beim Grafeneckart 11“ gebündelt und die bisherige Commerzbank-Filiale am Dom geräumt. Dort soll nach Auskunft des Hauseigentümers wieder ein Ladengeschäft einziehen. Vor der Commerzbank war hier ein Modegeschäft.
Wachstum erwartet
Nicht nur der Blick auf den Vierröhrenbrunnen und den Grafeneckart macht das Haus zur einer Bank mit bester Aussicht. Auch in wirtschaftlicher Hinsicht erwarten die Verantwortlichen durch die Fusion eine deutliche Stärkung ihrer Position in der Region. „Die Integration hat die Commerzbank Würzburg gestärkt und die Wirtschaftlichkeit verbessert“, ist Filialdirektor Bernd Mill überzeugt. Er erwartet daher für die Zukunft ein deutliches Wachstum.
Nicht zuletzt sollen aber die fast 25 000 Kunden profitieren. „Unsere Kunden haben hier künftig mehr Ansprechpartner und einen besseren Service“, verspricht Stephan Sebald, Mitglied der Geschäftsleitung Privat- und Geschäftskunden der Commerzbank Würzburg.
Die Investition von fast zwei Millionen Euro ist für Sebald ein klares Bekenntnis zum Standort Würzburg, der die größte Filiale im Bereich Bayern-Nord ist. Die Bauarbeiten werden ausschließlich von Firmen aus der Region ausgeführt. Die beiden Direktoren verweisen darauf, dass der Zusammenschluss nicht wie eher üblich zu Entlassungen geführt hat. Im Gegenteil: So sollen zu den 50 Mitarbeitern weitere hinzukommen. Um den Anforderungen eines komplizierter werdenden Marktes gerecht zu werden, seien bereits sieben Mitarbeiter zu Wertpapierspezialisten geschult worden. Mit derzeit zehn Auszubildenden ist die Commerzbank auch stark in der Nachwuchsförderung aktiv.
Dass sich in dem Gebäude mit seinen 2400 Quadratmetern auf vier Etagen etwas tut, konnte man bisher nur an den Schuttcontainern in der Glockengasse sehen. Inzwischen ist das dritte Obergeschoss fertiggestellt. Hier stehen nun acht Büros für die Kundenberatung zur Verfügung. In dem fast fertigen zweiten Obergeschoss werden die Büros der Mitarbeiter und die Mittelstandsbank untergebracht. Im ersten Obergeschoss wird noch heftig gewerkelt. Hier werden gerade der große Sitzungssaal für Kundenveranstaltungen und die Büros der Filialleitung renoviert.
Am Donnerstag, 8. September, beginnt der Umbau im Erdgeschoss. Die Kunden müssen dann bis zum 11. Oktober die Filiale am Dom aufsuchen. Im Erdgeschoss werden seitlich zwei neue Kassenbereiche aufgebaut, damit mehr Platz für einen „modernen Selbstbedienungsbereich“ bleibt, wo Kunden rund um die Uhr Geld abheben sowie Scheine und Münzen einzahlen können.
50 Mitarbeiter
Der Kunde wird aber auch hier mit den Automaten nicht allein gelassen. Zwei Mitarbeiter stehen bereit, um Hilfe bei Fragen zu geben und sie zu ihren Kundenberatern zu begleiten. Zum Umbau gehört die Einrichtung eines barrierefreien Zugangs vom Platz am Vierröhrenbrunnen aus.
Nach Auskunft der Bankdirektoren will auch der Hauseigentümer investieren: Die im Krieg zerstörte und nach dem Original vom Balthasar Neumann wieder aufgebaute Fassade soll renoviert und mit „historischen“ Fenstern ausgestattet werden.
Commerzbank
Das heutige Gebäude der Commerzbank am Vierröhrenbrunnen war einst das „Gasthaus zum Hirschen“. Ein Relief eines von Hunden gehetzten Hirschs an der Frontfassade erinnert noch daran. Das Haus steht auf dem Areal der alten Höfe „Haus beim Gottwellingen“ und „Hof zur Sturmglocke“, von dem die Glockengasse ihren Namen hat. Die Glocke wurde bei Feuer oder bei anrückenden Feinden geläutet, sie rief aber auch die Bürger im 13. und 14. Jahrhundert zu den zahlreichen Aufständen gegen den Bischof zusammen. Im „Hof zur Sturmglocke“ versammelte sich auch der „Rat der 24“, der Stadtrat, bis 1316 dem verschuldeten Ritter Konrad von Rebstock den bischöflichen Hof Grafeneckart gegenüber abgekauft werden konnte. Das heutige Aussehen des „Hauses zum Hirschen“ geht auf Balthasar Neumann zurück. Er hatte 1722 damit begonnen, den Platz am Vierröhrenbrunnen von kleinen Bauten zu befreien. 1727 entstand das neue Gasthaus, das der Wirt unter den Schutz Mariens stellte. Noch heute zieren zwei Marienstatuen die Ecken des Gebäudes, das 1921 an die Dresdner Bank überging. 1945 wurde das Haus stark beschädigt, nur ein Teil der Fassade blieb übrig. Zwischen 1946 und 1953 wurde es wieder aufgebaut. Nun trägt es den Namen Commerzbank. BERT/FOTO: Kriener