Wegen schnell steigender Zahlen bei den Corona-Intensivpatienten müssen nun auch Kliniken in Unterfranken alle nicht dringend nötigen Behandlungen verschieben. Eine entsprechende Anweisung erließ die Regierung von Unterfranken am Donnerstag. Damit wolle man auch "zur Entlastung der kritischen Situation in den südbayerischen Regierungsbezirken" beitragen. Es gehe um nichts weniger als darum, die Notfallversorgung im ganzen Freistaat aufrechtzuerhalten.

In allen anderen bayerischen Regierungsbezirken – mit Ausnahme der Oberpfalz – waren in den vergangenen Tagen bereits ähnliche Verbote aufschiebbarer Behandlungen erlassen worden. In Oberbayern erließ die Regierung am Mittwoch die entsprechende Anweisung. In Niederbayern, Schwaben sowie Mittel- und Oberfranken haben dies die örtlichen Krankenhauskoordinatoren übernommen.
80 Corona-Patienten in Unterfranken auf Intensivstationen
Auch auf den Intensivstationen der Region sei die Situation "bereits sehr angespannt", betonte Johannes Hardenacke. Laut dem Sprecher der Regierung von Unterfranken wurden am Donnerstag in den unterfränkischen Krankenhäusern 258 Covid-19-Infizierte stationär behandelt, davon 69 intensiv mit Beatmung und elf intensiv ohne Beatmung. Hinzu kommen 38 stationäre Verdachtsfälle. Die Auslastung der Intensivbetten mit Beatmung liege bei 93 Prozent.

Unterfränkische Kliniken haben in den letzten Tagen verstärkt Intensiv-Patienten aus Südbayern aufgenommen. So werden sechs im Klinikum Würzburg-Mitte versorgt, alle müssen beatmet werden – und alle sechs Intensivpatienten sind nach Angaben des Ärztlichen Direktors Matthias Held nicht geimpft.
In ganz Bayern hat sich die Zahl der Covid-19-Intensivpatienten seit Mitte August versiebzehnfacht – laut Intensivregister von weniger als 50 vor drei Monaten auf 867 am Donnerstagmittag. Bayernweit sind demnach mittlerweile mehr als 90 Prozent der Intensivbetten belegt. Mediziner rechnen mit einem weiteren Anstieg der Patientenzahlen in den nächsten Wochen.

"Das gestiegene Aufkommen an Corona-Patienten, das weiterhin ungebremst exponentielle Infektionsgeschehen sowie die Auslastung der Intensivbetten" und "die massive Zunahme der Belegung der Betten auf den Normalstationen" mit Covid-19-Patienten, hätten "eine sofortige Entscheidung im öffentlichen Interesse erforderlich" gemacht, so die Regierung von Unterfranken in einer Pressemitteilung. Ziel sei es, eine ausreichende intensiv- und allgemeinmedizinische Versorgung aller Patientinnen und Patienten sicherzustellen, "die durch medizinische Notfälle – wie beispielsweise Schlaganfall und Herzinfarkt – aber auch durch schwere Covid-19-Erkrankungen besonders betroffen sind".
Patienten werden von Krankenhäusern über Absagen informiert
Das Verbot von nicht dringenden stationären Behandlungen betreffe nur "Eingriffe, die ohne dauerhaften Schaden für die Patienten aufgeschoben werden können", betont die Regierung und nennt als Beispiele orthopädische Eingriffe, wie Knie- oder Hüftoperationen bei Gelenkverschleiß. "Medizinisch dringliche Operationen wie zeitkritische Herz- oder Tumor-Operationen sind von der Anordnung selbstverständlich nicht erfasst." Letztlich müssten die Ärztinnen und Ärzte "über die medizinische Dringlichkeit entscheiden". Patientinnen und Patienten würden von ihren Krankenhäusern über Absagen informiert.
Die Anordnung gilt zunächst bis einschließlich 10. Januar 2022.
Welche Kliniken von dem Verbot betroffen sindDie Entscheidung gilt für alle im Regierungsbezirk für die Versorgung von Covid-19-Patienten vorrangig genutzte Krankenhäuser:Universitätsklinikum Würzburg Klinikum Würzburg Mitte (Standorte Juliusspital und Missio)Mainklinik Ochsenfurt Klinik Kitzinger Land Klinikum Main Spessart in LohrRhön-Klinikum Campus Bad Neustadt Helios Klinik St. Elisabeth in Bad Kissingen Hassbergkliniken Leopoldina Krankenhaus Schweinfurt St. Josef Krankenhaus Schweinfurt Thoraxzentrum MünnerstadtKlinikum Aschaffenburg, einschließlich Standort AlzenauHelios Klinik Erlenbachben