Begrenzte Platz-Kapazitäten, Namenslisten, genaue Überwachung der Abstände: In Gaststätten, Schwimmbädern oder bei Kulturveranstaltungen herrschen strenge Hygiene-Regeln. Gleichzeitig feiern Tausende Menschen auf vielen öffentlichen Plätzen in der Region, allen voran rund um den Main, so, als sei Corona längst vorbei. Niemand trägt Masken, es herrscht große Enge: Diese Sorglosigkeit von Wein- und Biertrinkenden macht vielen Menschen Angst. Sie wundern sich, dass die Behörden nicht stärker durchgreifen.
"Polizei hat die Präsenz vor Ort ausgebaut"
Der Eindruck, man kontrolliere die Open-Air-Partys nicht ausreichend, weist die Polizei zurück. Man habe die Präsenz vor Ort gemeinsam mit den kommunalen Ordnungsdiensten zuletzt noch ausgebaut. So überprüften die Beamten unter anderem am Main in Aschaffenburg, Kitzingen und Würzburg, inwieweit die Corona-Beschränkungen der Staatsregierung eingehalten werden. Dabei gehe man "stets mit dem erforderlichen Augenmaß" vor, sagt Michael Zimmer, der Sprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken.

Die Zahl der täglichen Anzeigen wegen Verstößen gegen Corona-Auflagen liege unterfrankenweit im einstelligen Bereich. Viel wichtiger sei das Gespräch mit den Feiernden. Neben Streifen- und Bereitschaftspolizisten kämen deshalb speziell geschulte Kommunikationsbeamte zum Einsatz, so Zimmer. Sie weisen unter anderem auf die Abstandsregeln hin. So ist es zwar verboten, dass Menschen sich näher als 1,50 Meter kommen. Bußgeldbewehrt ist ein Verstoß aber nicht.
Die meisten Feiernden hielten sich an die Vorschriften, betont Zimmer. Viele andere zeigten spätestens bei der Ermahnung durch die Beamten und dem Hinweis auf die nach wie vor bestehende Ansteckungsgefahr Verständnis. Probleme bereiteten einzelne Menschen, die – meist spätabends – in der Folge von Alkoholkonsum keinerlei Einsicht zeigten. Aber diese Fälle seien die Ausnahme.
Staatsregierung ermuntert Kommunen zu Alkoholverboten
Inwieweit es trotzdem geboten sein kann, für einzelne Feier-Hotspots weitere Beschränkungen zu erlassen, wollen die örtlichen Polizeiinspektionen dieser Tage mit den zuständigen Kommunen besprechen. Dem Vernehmen nach sind dabei auch Alkoholverbote kein Tabu mehr. In Würzburg, wo die Party-Szene besonders aktiv ist, denkt man im Rathaus über Restriktionen am Mainufer und auf der Alten Mainbrücke nach. An lauen Sommerabenden ist dort wegen der vielen Schoppen-Freunde oft kein Durchkommen mehr.

Auf Nachfrage verweist man bei der Stadt auf eine Pressekonferenz am Freitag, bei der man gemeinsam mit der Polizei Lösungsvorschläge machen will. Derweil ermuntert die Staatsregierung die bayerischen Kommunen "nachdrücklich", an einschlägigen Örtlichkeiten Alkoholverbote zu prüfen.
Wie es gehen könnte, zeigt Bamberg. Dort hatte Oberbürgermeister Andreas Starke bereits Mitte Juli per Allgemeinverfügung entschieden, dass in den beliebten Altstadtstraßen am Freitag- und am Samstagabend kein Alkohol mehr außer Haus verkauft und konsumiert werden darf. Die Lage beruhigte sich. Kaum aber war die Verfügung vergangenes Wochenende ausgelaufen, herrschten wieder Zustände wie zuvor: Bis weit nach 22 Uhr wurde in der übervollen Altstadt Bier verkauft und getrunken, die Abstandsregelungen wurden weitgehend ignoriert. "Unsere Appelle an die Vernunft reichen nicht", stellte Starke daraufhin ernüchtert fest – und verlängerte das abendliche Alkoholverbot bis Ende August.
