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Würzburg: Corona-Impfung: Warum sich Pflegepersonal in Heimen zurückhält

Würzburg

Corona-Impfung: Warum sich Pflegepersonal in Heimen zurückhält

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    Mobiles Impfteam im Einsatz in einem Seniorenzentrum im brandenburgischen Großbeeren. Das Personal in den Altenheimen zögert vielfach noch bei der Impfung.
    Mobiles Impfteam im Einsatz in einem Seniorenzentrum im brandenburgischen Großbeeren. Das Personal in den Altenheimen zögert vielfach noch bei der Impfung. Foto: Soeren Stache, dpa

    Sie haben täglich Umgang mit den Hochgefährdeten der Corona-Pandiemie: Pflegekräfte in Seniorenheimen. Doch trotz der hohen Ansteckungsgefahr ist die Impfbereitschaft unter den Mitarbeitern durchwachsen – auch in unterfränkischen Senioreneinrichtungen. Und für jene der laut Gesundheitsministerium rund 120 000 Beschäftigten, die sich impfen lassen wollen, fehlt es noch an Impfstoff.

    Oft nicht genügend Impfstoff für Bewohner und Pflegekräfte

    Dabei gehören Pflegekräfte wie die Heimbewohner selbst laut Priorisierung zur ersten Impfgruppe. Häufig allerdings reichen die Ampullen der mobilen Impfteams in den Heimen gerade mal für die Bewohner, nicht aber für das Personal. Bestenfalls, so ist von Trägern und aus Einrichtungen zu hören, können Mitarbeiter die Restdosen bekommen – angesichts der sechs Dosen pro Ampulle also bestenfalls fünf. Die anderen müssten versuchen, bei einem der örtlichen Impfzentren einen Termin zu bekommen. Umständlich.

    Eine Anweisung aus dem Gesundheitsministerium, Bewohner und Personal "in einem Rutsch" zu impfen, gibt es nicht. "Über die Verteilung entscheiden die jeweiligen Kreisverwaltungsbehörden je nach Bedarf", sagt ein Ministeriumssprecher. Entsprechend unterschiedlich läuft die Praxis. "Wir haben schon alles erlebt", so Ulrike Hahn, Bereichsleiterin Senioren bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Unterfranken. Die Praxis sei von Landkreis zu Landkreis, von Impfteam zu Impfteam unterschiedlich: Mal würden nur Bewohner geimpft, mal nur Personal – und gelegentlich auch beide Gruppen gleichzeitig.

    Gesundheitsministerium sieht bei Pflegepersonal Luft nach oben

    Die Parallel-Impfung bevorzugt man bei der AWO. Denn auch Hahn weiß um die vorhandene Impfskepsis beim Personal. Im bayerischen Gesundheitsministerium formuliert es ein Sprecher diplomatisch: "Bei den Heimbewohnern erleben wir eine große Impfbereitschaft. Beim Personal ein Interesse, das sich noch steigern lässt." Je nach Einrichtung liegt die Zustimmung zur Impfung bei den Mitarbeitern laut AWO Unterfranken zwischen 40 und 90 Prozent. Das deckt sich mit bayernweiten Schätzungen, wonach sich zunächst nur etwa die Hälfte der Pflegekräfte impfen lassen will.

    "Ich würde ja schon, aber nicht gleich am Anfang" – dies habe man zuletzt häufig gehört, berichtet Alexander Schraml. Der Leiter des Kommunalunternehmens des Landkreises Würzburg ist nicht nur für sieben Seniorenzentren verantwortlich, sondern seit November auch Vorsitzender des Bundesverbandes der kommunalen Senioren- und Behinderteneinrichtungen. Seit einigen Tagen stellt der Verband eine steigende Impfbereitschaft bei den Pflegekräften fest, Dies hätten Heimträger bestätigt, so Schraml.

    Der erste Frankfurter, der gegen Covid-19 geimpft wurde, war ein Pfleger: Im Heim Hufeland Haus erhielt Florian Bär die Spritze von Arzt Axel Klug.
    Der erste Frankfurter, der gegen Covid-19 geimpft wurde, war ein Pfleger: Im Heim Hufeland Haus erhielt Florian Bär die Spritze von Arzt Axel Klug. Foto: Frank Röth, dpa

    Offenbar wächst das Vertrauen mit der steigenden Zahl an Impfungen, die bisher in aller Regel reibungslos verlaufen sind. Doch woher rühren die Bedenken beim Personal? Nicht wenige Mitarbeiter seien verunsichert durch Falschinformationen über die sozialen Medien oder selbsternannte Experten, heißt es von den Trägern. Schraml zufolge wird die Impfung teilweise angezweifelt, weil noch nicht klar ist, ob sie auch vor einer Weitergabe des Virus schützt. Bis dies sicher geklärt ist, heißt es weiter Maske tragen – die Impfung bringt den belasteten Pflegekräften selbst also keine unmittelbare Arbeitserleichterung.

    "Mitarbeiter äußern Unsicherheit wegen möglicher Nebenwirkungen oder Langzeitschäden", so die Erfahrung von AWO-Bereichsleiterin Hahn. Umso wichtiger seien nun Information und Aufklärung. Darauf setzen die beiden großen unterfränkischen Heimträger AWO und Caritas und auch die Vereinigung der Pflegenden in Bayern. Der Berufsverband lehnt eine Impfpflicht für das Personal strikt ab.

    Mit Aufklärung und Informationen zu höherer Impfquote

    Für Verbandspräsident Georg Sigl-Lehner, selbst Leiter eines Seniorenheims im oberbayerischen Altötting, ist die Aufklärung der "Schlüssel zu einer hohen Impfquote". Er kann die Zurückhaltung nachvollziehen: "Viele Kolleginnen und Kollegen arbeiten seit Monaten am Limit und sind sehr angespannt. Da bleibt wenig Raum, sich dem Thema zu öffnen." Vielen fehlten schlicht Informationen über die Impfstoff-Sicherheit. Deshalb bietet der Verband nun Online-Veranstaltungen an. Die Nachfrage sei groß.

    Für die unterfränkische Caritas mit 50 angeschlossenen vollstationären Einrichtungen warnt Altenhilfe-Leiterin Sonja Schwab davor, das Pflegepersonal wegen mangelnder Impfbereitschaft an den Pranger zu stellen. Die Mitarbeiter seien besorgt und unsicher wie andere Berufsgruppen auch. Es gelte, dies ernst zu nehmen und den Bedenken mit Aufklärung und Beratung zu begegnen.

    Das Hauptproblem ist der fehlende Impfstoff

    Das viel größere Problem sei der fehlende Imfpstoff, sagt Schwab. Immer wieder müssten deshalb Termine abgesagt werden. Was nun gebraucht werde: "Geduld, einen kühlen Kopf und Impfstoff." AWO-Kollegin Ulrike Hahn wird deutlich: "Es kommt nicht genügend an. Es ist frustrierend."

    Statt noch mehr Impfdruck auf die Angestellten in ihren Heimen auszuüben, lenken die Träger den Blick auf die vielen hilfsbedürftigen Senioren, die zuhause oder in den Tagespflegen betreut werden. Hochbetagte Menschen müssten Vorrang bei der Impfung haben – egal wo sie gepflegt werden. 

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