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Würzburg: Corona in Unterfranken: Kommt der 2. Lockdown?

Würzburg

Corona in Unterfranken: Kommt der 2. Lockdown?

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    Gut gefüllte Fußgängerzonen, Gedrängel beim Baden an Baggerseen oder dem Altmain und ausgelassene Urlaubsfreuden - welche Folgen wird unser aktuelles Verhalten haben?
    Gut gefüllte Fußgängerzonen, Gedrängel beim Baden an Baggerseen oder dem Altmain und ausgelassene Urlaubsfreuden - welche Folgen wird unser aktuelles Verhalten haben? Foto: Daniel Peter

    Gut gefüllte Fußgängerzonen, Gedrängel beim Baden an Baggerseen oder dem Altmain und ausgelassene Urlaubsfreuden. Während Kanzleramtsminister Helge Braun sogar schon leise Hoffnung auf Großveranstaltungen im Herbst macht, warnen andere vor einer zweiten Welle nach den Sommerferien.

    "Wenn wir nichts machen, wird es im Herbst knallen", sagt der Virologe Lars Dölken von der Universität Würzburg. Er ist Leiter des Lehrstuhls für Virologie und sich wie viele andere Experten sicher, dass die Infektionsrate im Herbst wieder steigen wird.

    "Wir haben uns im Institut mal die Würzburger Infektionszahlen der anderen vier Corona-Viren vor SARS-COV- 2 angeschaut. Mit dem Ergebnis, dass im Sommer diese Viren zirka zehnmal weniger nachweisbar waren als im Winter."

    Prof. Dr. Lars Dölken in einem Labor am Institut für Virologie und Immunbiologie der Uni Würzburg.
    Prof. Dr. Lars Dölken in einem Labor am Institut für Virologie und Immunbiologie der Uni Würzburg. Foto: Daniel Peter

    Virologe Dölken: "Das Coronavirus liebt den Winter"

    Entsprechend würden zum Winter die Zahlen wieder steigen, "weil wir noch keine Immunität haben." Das SARS-CoV-2 sei wie jedes andere Coronavirus auch. Es liebe den Winter, wenn sich die Menschen vorwiegend drinnen aufhalten, Junge und Alte eng zusammen sitzen oder Partys feiern.

    Bleibt es bei regional begrenzten Hotspots?

    Wie gravierend die zweite Welle tatsächlich ausfallen wird – dazu gibt es unterschiedliche Prognosen. Der Würzburger Infektiologe und Gesundheitspolitiker Andrew Ullmann, Obmann der FDP im Gesundheitsausschuss des Bundestag ist überzeugt, dass "wir das Ausmaß beeinflussen können". Eher von regionalen Hotspots mit hohen Infektionszahlen geht seine Bad Kissinger Kollegin Sabine Dittmar, Sprecherin der SPD im Gesundheitsausschuss, aus.

    SPD-Bundestagsabgeordnete Sabine  Dittmar aus Bad Kissingen.
    SPD-Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar aus Bad Kissingen. Foto: SPD

    "Wir haben jetzt in Israel gesehen, wie das Virus in sechs Wochen 20mal mehr wurde", sagt Virologe Lars Dölken. Die Infektionszahlen könnten sogar um den Faktor fünf pro Woche ansteigen. Je niedriger die Zahlen jetzt sind, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit, selbst einen derartigen Anstieg lokal unter Kontrolle zu bekommen.

    Lokal begrenzte Ausbrüche sind keine zweite Welle

    Sollte es zu lokal begrenzten Ausbrüchen kommen, so ließen diese sich nach Einschätzung von Virologe Dölken innerhalb von ein bis zwei Wochen unter Kontrolle bringen. "Das hat dann nichts mit einer zweiter Welle zu tun."

    Von einer "zweiten Welle" würde er erst sprechen, wenn etwa in einem ganzen Bundesland Schulen und Kitas wieder geschlossen werden müssten. Sabine Dittmar benennt die Voraussetzungen, damit es nicht zum großflächigen Lockdown kommt: "Wir müssen in der Lage sein, bei lokalen Infektionsereignissen gut zu reagieren, Infektionen nachzuvollziehen und Infektionsketten nachhaltig zu durchbrechen."

    Müssen Geschäfte, Kitas, Schulen wieder geschlossen werden?

    Als Infektiologe ist er vom Fach: Der FDP-Bundestagsabgeordnete Andrew Ullmann aus Würzburg.
    Als Infektiologe ist er vom Fach: Der FDP-Bundestagsabgeordnete Andrew Ullmann aus Würzburg. Foto: Johannes Kiefer

    Ihr Bundestagskollege Andrew Ullmann mahn zur "konsequenten Einhaltung der Hygieneregeln". Dann sei er optimistisch, dass ein zweiter Lockdown nicht notwendig wird. Wichtig sei die Akzeptanz der Bevölkerung, so Lars Dölken. Darum sei es gut, dass im Sommer schrittweise gelockert wurde und man einzelne Schritte wieder zurücknehmen könnte: "Wir wissen heute einfach nicht, ob wir im Herbst Kitas und Schulen ganz normal öffnen können oder sogar wieder komplett schließen müssen. Das müssen wir lernen." Ein vollständiger Lockdown aber könne verhindert werden.

    Und wie steht es um Großveranstaltungen? Sind sie im Herbst tatsächlich wieder denkbar, wie der Kanzleramtsminister spekulierte? SPD-Gesundheitsexpertin Sabine Dittmar kann sich das nicht vorstellen. Das Verbieten derartiger Veranstaltungen im März sei sehr erfolgreich gewesen. Bei Großveranstaltungen könnte ein Infizierter viel Schaden anrichten und die Kontakte seien schwer nachvollziehbar, meinte sie im Gespräch mit dieser Redaktion. Auch die anderen befragten Experten sehen Großveranstaltungen im Herbst kritisch.

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