Der kleine Laden von Stefan Einberger in der Veitshöchheimer Ortsmitte könnte origineller nicht sein. Wo in dem alten Wohnhaus früher eine Waschküche eingerichtet war, ist heute die Werkstatt. Der einstige Kartoffelkeller dient als Lagerraum. Keine Wand ist gerade, kein Quadratzentimeter ungenutzt. Einige Räder hängen in der Luft, das Zubehör reicht bis unter die Decke. "Wir finden jedes Jahr noch eine Stelle, wo noch etwas hinpasst", sagt der 53 Jahre alte Einberger, der seine Geschäft "S&S Bikes" vor über 30 Jahren gründete.
"Es gab in der Corona-Krise keinen einzigen Tag, an dem wir nicht für unsere Kunden da waren", erzählt Einberger von den vergangenen Wochen. Seinen Verkaufsraum musste er Mitte März zwar schließen. Doch in der Werkstatt gibt es eine Durchreiche in den Hof, so konnte er Reparaturaufträge entgegen nehmen. "Manche haben in dieser Zeit ihren Drahtesel wieder ganz tief aus dem Keller hervorgekramt", berichtet der Schrauber.
Keine Räder von der Stange
Auch für die Interessenten von neuen Fahrrädern bot Einberger einen außergewöhnlichen Service. Einige Räder, die er vorrätig hatte, präsentierte er auf seiner Webseite. "Bei Interesse habe ich Videos gedreht, während ich um das Bike herumgelaufen bin – und dieses anschließend per Whatsapp verschickt. Wenn der Kunde es dann genommen hat, haben wir es ihm persönlich vorbeigefahren." Einberger verkauft keine Räder von der Stange, sondern arbeitet mit ausgefallenen Herstellern wie Breezer, Fuji oder Qwic zusammen.
Sohn Sascha (28) ist im Geschäft dabei. Parallel ist dieser mittlerweile für einen Großhändler von Fahrradzubehör in Sennfeld tätig. "Dadurch sind die Wege kurz, wenn mal ein Teil benötigt wird", sagt Sascha Einberger.

Auch "Velo Momber" in der Würzburg Landwehrstraße ist ein alteingesessener, kleiner Vollsortimenter. Kurz nach Wiedereröffnung des Verkaufsraumes sei die Resonanz noch etwas verhalten gewesen, erzählt Inhaber Christoph Momber. "Doch das hat sich schnell geändert. Teilweise hat sich eine Schlange bis über den Hof gebildet."
In der Ochsenfurter Altstadt gibt es ebenfalls noch einen echten Radl-Familienbetrieb: "Fahrrad M. Demant". "Ich kann jetzt nicht sagen, dass durch Corona bei uns viel mehr los ist", berichtet Chefin Heidi Demand. "Im Frühjahr läuft unser Geschäft eigentlich immer ganz gut an." Die Demants haben auch noch einen Motorrad-Handel im nahen Goßmannsdorf. "Räumlich ist das aber klar voneinander getrennt. Mein Mann Manfred ist meist bei den Motorrädern, während ich im Fahrradladen im Einsatz bin", so Frau Demant.
Fahrräder direkt in der Ochsenfurter Altstadt
Vor etwa 25 Jahren hätte man sich entschlossen, mit dem Fahrradgeschäft direkt in die Ochsenfurter Altstadt zu gehen. "Wenn Touristen hier übernachten, können sie ihr Fahrrad bei uns bequem zum Service abgeben und es am nächsten Vormittag wieder abholen", sagt Demant. Die Stammkunden kämen aber aus dem nahen Umkreis: "Sie verbinden einen Besuch bei uns dann mit Einkäufen in den umliegenden Läden." Seit gut drei Wochen sei auch wieder Leben in der Altstadt. "Wir können sportliche Familien genauso ausstatten wie Omas und Opas", sagt Heidi Demant.
Inhabergeführte Läden wie die von Demants, Einbergers und Mombers haben also weniger Probleme als andere Einzelhändler mit der Corona-Krise. Die "Feinde" dieser Geschäfte sind keine Viren, sondern es sind die großen Fahrradhändler am Stadtrand.