Am Montag lag die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100 000 Einwohner im Landkreis Würzburg nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit bei 35,22. Am Dienstag lag er bei 35,8. Damit ist der bayernweit gültige Frühwarnwert von 35 Neuinfektionen innerhalb einer Woche überschritten. Noch Montagmittag leitete Landrat Thomas Eberth (CSU) die erste Maßnahme ein.
In Kitas dürfen Gruppen nicht mehr durchmischt werden
Während es die Stadt Würzburg in der vergangenen Woche noch bei knapp 37 Neuinfektionen innerhalb von sieben Tagen beim "erhobenen Zeigefinger" beließ, geht Eberth im Landkreis einen anderen Weg. Seit Montag ein Uhr gilt für alle Schulen, Kindergärten und Krippen in den 52 Gemeinden nun die Warnstufe Gelb, sagte Eberth am Montagabend im Gespräch mit dieser Redaktion. Das heißt: Für Kitas mit einem offenen oder teiloffenen Konzept ist ein offenes Betreuungssystem nicht mehr erlaubt. Eine Durchmischung von Gruppen darf nach den Vorgaben des Bayerischen Familienministeriums nicht mehr stattfinden.
2900 Corona-Tests am Montag
"Wir müssen noch vorsichtiger sein als bisher und genau schauen, ob wir örtliche Maßnahmen ergreifen müssen", so Eberth. Im Klartext bedeutet dies auch: "Wir warten nicht erst eine Inzidenz von 50 ab. Wenn wir ein Infektionsgeschehen eindeutig zuordnen können, schließen wir Einrichtungen und schicken die Kinder in Quarantäne." Dabei hat er am Montagabend einen besonderen Blick auf eine Kindertagesstätte in Maidbronn. Eine Erzieherin und ein Kind haben sich hier mit dem Coronavirus infiziert. Am Montag wurden deswegen alle Kinder und Beschäftigten der Kita getestet. Ein Ergebnis erwartet Eberth für diesen Mittwoch.
"Wir testen wie verrückt."
Landrat Thomas Eberth
Überhaupt sei der Montag ein "höllischer Testtag" gewesen, so der Landrat. Allein in Würzburg wurden 2900 Tests durchgeführt. Am Dallenbergbad, wo bei Lehrern, Schülern des Röntgengymnasiums und einigen Eltern Rachenabstriche entnommen wurden, waren es 1435 Tests. Allein am Montag waren es an der Talavera 1185 Corona-Tests – und damit mehr als am Freitag und Samstag (1328 Tests). Dazu kommen 50 Tests in der Kindertagesstätte Maidbronn und 230 Tests auf einem großen Gemüsehof im Landkreis Würzburg. Nicht mitgezählt die Corona-Abstriche, die von Ärzten oder in Kliniken entnommen wurden.
Bei der Bedienung angesteckt
"Wir testen wie verrückt." Kein anderer Landkreis und keine andere Stadt in Bayern würde so viele Covid-19-Tests durchführen, wie das Würzburger Gesundheitsamt, so Eberth. "Mir war klar, dass die Zahl der Infizierten mit dieser Teststrategie ansteigt. Dass sie dann aber in Würzburg derart schlagartig nach oben geht, überrascht mich schon."
Und woran lag das? "Vor allem auch an der Unvernunft", sagte der Landrat und spricht von zwei privaten Geburtstagsfeiern in Würzburger Gasthäusern, wo Ansteckungen vom Bedienpersonal ausgegangen seien.

Kann es sein, dass nun auch die Zahlen im Landkreis Würzburg abrupt ansteigen? "Wir bekommen morgen die Ergebnisse vom Wochenende an der Talavera - da gehen die Zahlen sicher auch im Landkreis nach oben." Eberth glaubt aber nicht, dass der nächste Warnwert von 50 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner erreicht wird.
Mitarbeiter des Gesundheitsamtes sind am Anschlag
Viel mehr bereite ihm die Arbeitsbelastung der Mitarbeiter des Staatlichen Gesundheitsamtes Sorge. "Irgendwann können wir das nicht mehr leisten. Wir sind am Anschlag und ich muss meine Mitarbeiter schützen", so Eberth. Mittlerweile habe es zwar personelle Verstärkungen von anderen Ämtern und von der Bundeswehr gegeben, aber die Arbeitsbelastung sei dennoch sehr hoch. "Auch die Stadt Würzburg habe ich in die Pflicht genommen", sagte Eberth. Nur so sei das Gesundheitsamt im Moment noch in der Lage, Infektionsketten zu verfolgen.
"Einen zweiten Shut-Down wollen wir nicht", betont der Landrat. Gleichwohl könnte es sein, dass es je nach Infektionsgeschehen für einzelne Landkreisgemeinden örtliche Beschränkungen geben kann. Und eines will Eberth tunlichst vermeiden: Dass das Virus wieder in ein Seniorenwohnheim kommt. "Die Einrichtungen haben zwar ausgereifte Schutzkonzepte. Wenn aber in bestimmten Ortschaften der Schwellenwert deutlich überschritten wird, müssen wir wieder ein Besuchsverbot aussprechen", sagte Landrat Eberth im Gespräch mit dieser Redaktion.