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Würzburg: Corona-Pandemie: Warum Würzburger Horte in Existenznot geraten

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Corona-Pandemie: Warum Würzburger Horte in Existenznot geraten

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    Sie sorgt bei Horten für hohe Defizite und Existenznöte: Die angekündigte Übernahme der Kita-Gebühren durch den Freistaat Bayern während der Corona-Pandemie. Im Bild: das Elisabethenheim.
    Sie sorgt bei Horten für hohe Defizite und Existenznöte: Die angekündigte Übernahme der Kita-Gebühren durch den Freistaat Bayern während der Corona-Pandemie. Im Bild: das Elisabethenheim. Foto: Johannes Kiefer

    Die angekündigte Übernahme der Kita-Gebühren durch den Freistaat Bayern während der Corona-Pandemie soll Eltern entlasten. Sie sorgt aber auch für Probleme: Mit einem Brief an die Stadt Würzburg wollen drei Horte auf ihre Nöte aufmerksam machen.

    Dass Eltern keine Gebühren zahlen müssen, wenn ihre Kinder Krippe, Kindergarten und Hort während coronabedingter Schließungen nicht nutzen können, erscheint zunächst logisch und gerecht. Doch das Versprechen der bayerischen Staatsregierung auf Beitragsfreiheit hat vor allem für Horte beträchtliche finanzielle Folgen. Zwar ist es den Einrichtungen freigestellt, ob sie den Familien die Beitragsfreiheit anbieten wollen - falls sie es aber tun, müssen sie die jeweiligen Gebühren komplett erlassen.

    Das Problem: Die Gelder, die der Staat den Einrichtungen als Ersatz zahlen will, sind Pauschalbeiträge und nicht kostendeckend. Während für Krippenkinder eine Pauschale von monatlich 300 Euro pro Kind angekündigt wurde, sollen Horte nur 100 Euro pro Kind erhalten. Das bedeutet, dass die Einrichtungen auf einen beträchtlichen Teil der Elternbeiträge verzichten müssen.

    "Wir laufen sehenden Auges in ein massives Defizit."

    Simon Kuttenkeuler, geschäftsführender Vorstand des Elisabethenheims

    Simon Kuttenkeuler, Geschäftsführer des Elisabethenheims.
    Simon Kuttenkeuler, Geschäftsführer des Elisabethenheims. Foto: Johannes Kiefer

    „Wir laufen sehenden Auges in ein massives Defizit“, stellt Simon Kuttenkeuler, geschäftsführender Vorstand des Elisabethenheims, im Gespräch mit dieser Redaktion fest. Die Leiter der drei größten katholischen Horte Würzburgs – Elisabethenheim, Vinzentinum und katholischer Kinder- und Jugendhort Grombühl -, haben sich daher mit einem gemeinsamen Brief, in dem sie um Hilfe bitten, an die Stadt gewandt: „Da frei-gemeinnützige Träger wie wir kaum Rücklagen bilden dürfen, verfügen wir nicht über ausreichend finanzielle Mittel, um die Elternbeitragsbefreiung stemmen zu können. Mit anderen Worten, diese Belastung ist für uns existenzgefährdend“, bringen die drei Hortleitungen die Problematik auf den Punkt.

    Da auch im Bereich Kinderkrippe und Kindergarten die Pauschalbeiträge vom Staat nicht ausreichend seien, sei auch keine Querfinanzierung der Horte aus diesen Bereichen möglich, heißt es im Schreiben weiter. Dazu kommt, dass laut Kuttenkeuler die Pauschalbeiträge nach Auskunft des Ministeriums frühestens Ende Juni zur Auszahlung bereit stehen. „Löhne und Gehälter müssen wir aber natürlich jeden Monat zahlen. Es geht um Liquidität“, verdeutlicht der Geschäftsführer, „die aktuelle Situation bringt uns ein Stück weit um.“

    "Die Ideallösung wäre, dass die Stadt Würzburg einmalig das komplette Defizit für die Horte übernimmt."

    Petra Lachnit, Leiterin des Kinder- und Jugendhorts Grombühl

    Petra Lachnit, Leiterin des Katholischen Kinder- und Jugendhorts Grombühl.
    Petra Lachnit, Leiterin des Katholischen Kinder- und Jugendhorts Grombühl. Foto: Johannes Kiefer

    Was erhoffen sich die Hortleitungen von ihrem Brief an die Stadt? „Bei Kindertagesstätten, also Krippe, Kindergarten und Hort, handelt es sich um kommunale Pflichtaufgaben – der Freistaat sieht daher die Städte und Gemeinden in der Pflicht und erwartet, dass sie eventuelle finanzielle Defizite ausgleichen“, erklärt Kuttenkeuler. „Für die Hortkinder aus dem Stadtgebiet, die einen Großteil der Kinder unserer drei Einrichtungen ausmachen, ist also die Stadt zuständig.“ Den Ausfall an Geldern durch die Beitragsfreiheit könnten die Horte nicht tragen, daher der Brief an den Oberbürgermeister.

    Die Hortleitungen wünschen sich von der Stadt vor allem eines: möglichst unbürokratische Hilfe. „Die Ideallösung wäre, dass die Stadt Würzburg einmalig das komplette Defizit für die Horte übernimmt, das sich aus der Beitragsfreiheit ergibt“, sagt Petra Lachnit, Leiterin des Kinder- und Jugendhorts Grombühl. Auch Joachim Volpert, Leiter des Vinzentinums, wünscht sich, dass „die Stadt die Differenz zu dem übernimmt, was die Staatsregierung zahlt.“

    Wie die Stadt bisher reagiert

    Nach einem ersten Gespräch zum Thema zwischen den Hortleitungen und Vertretern der Stadt scheint eine solche Lösung zunächst aber nicht in Sicht. Aus dem Sozialreferat der Stadt heißt es auf Anfrage der Redaktion, dass man versuchen werde, die Horte zu unterstützen, auch wenn die finanzielle Situation der Kommunen durch die Corona-Pandemie angespannt sei. Der speziellen Problematik der Horte sei man sich von Beginn an bewusst gewesen. Über den Bayerischen Städtetag habe man versucht, eine kostendeckende Erstattung der Elternbeiträge zu erreichen, jedoch ohne Erfolg.

    Im Katholischen Kinder- und Jugendhort Grombühl steht die eigene Küche auf dem Spiel: Ohne finanzielle Unterstützung fällt sie der Elternbeitragsbeitragsbefreiung zum Opfer.
    Im Katholischen Kinder- und Jugendhort Grombühl steht die eigene Küche auf dem Spiel: Ohne finanzielle Unterstützung fällt sie der Elternbeitragsbeitragsbefreiung zum Opfer. Foto: Johannes Kiefer

    Im Gespräch mit den Hortleitungen seien nun erste Sofortmaßnahmen zur Sicherung der Liquidität der Horte vereinbart worden. Und: „Weitere Gespräche werden folgen, sobald die Richtlinie bezüglich der Elternbeitragsentlastung durch den Freistaat vorliegt, und das Defizit der Horte genau beziffert werden kann.“ Der Hintergrund: Auch wenn eine Beitragsfreiheit für die Monate April, Mai und Juni für die Eltern, die für ihre Kinder keine Notbetreuung nutzen konnten oder wollten, bereits Ende April von der Staatsregierung angekündigt worden ist, gibt es noch kein konkretes Gesetz dazu.

    Sobald das Gesetz feststeht, kann errechnet werden, wie hoch die Verluste für die einzelnen Einrichtungen tatsächlich ausfallen. In ihrem Brief haben die Hortleitungen für den Monat April ihr Defizit berechnet, das je nach Größe der Einrichtung von über 7000 bis zu über 33 000 Euro reicht. Für Mai und Juni erwarten die Hortleitungen aufgrund der allmählichen Rückkehr von Schülern und Kita-Kindern sowie der Erweiterung der Notbetreuung ein geringeres Defizit.

    Suche nach Plan B

    Auch wenn die Hoffnung auf eine Zusage zu einer einmaligen Defizitdeckung von Seiten der Stadt zunächst enttäuscht wurde: Das Erkennen des Problems und die Bereitschaft der Stadt für weitere Gespräche werten die Hortleitungen als positiv. An ihrer angespannten finanziellen Lage können aber auch die von der Stadt angekündigten Maßnahmen zur vorübergehenden Liquiditätssicherung nichts ändern. Es bleibt: die Suche nach Plan B.

    „Spätestens Ende Juni wird es finanziell eng“, bilanziert Simon Kuttenkeuler vom Elisabethenheim; die Dynamik der Situation mache zudem jegliche Planung schwierig. „Ich habe schon bei der Bank nachgefragt, wie schnell ich einen Überbrückungskredit bekommen würde.“

    "Wir müssen liquide bleiben, ich muss weiterhin Löhne und Gehälter zahlen können."

    Joachim Volpert, Leiter des Vinzentinums

    Joachim Volpert, Leiter des Katholischen Schülertagesheims Vinzentinum.
    Joachim Volpert, Leiter des Katholischen Schülertagesheims Vinzentinum. Foto: Johannes Kiefer

    Auch Joachim Volpert vom Vinzentinum steht vor Liquiditätsproblemen. Neben dem Defizit, das durch die Beitragsfreiheit entsteht, müssten zum Beispiel Vorauszahlungen für Ferienfahrten an Ostern und Pfingsten an die Eltern zurückgezahlt sowie größere Summen in die Umsetzung der Hygieneschutzbestimmungen investiert werden: 40 Desinfektionsspender, die allein mit einer niedrigen fünfstelligen Summe zu Buche schlagen, Desinfektionsmittel, Mundschutz – „wir brauchen gerade Geld auf dem Konto“, so Volpert. Denn: „Ich muss weiterhin Löhne und Gehälter zahlen können.“ Sein Plan B: „Kosten sparen an allen Ecken und Enden.“ Unter anderem müssten geplante Anschaffungen für die Gruppen und den Innenhof sowie ein neuer Spielplatz auf Eis gelegt werden.

    Im Vinzentinum müssen ohne finanzielle Unterstützung von außen geplante Anschaffungen für die Gruppen und den Innenhof sowie ein neuer Spielplatz auf Eis gelegt werden.
    Im Vinzentinum müssen ohne finanzielle Unterstützung von außen geplante Anschaffungen für die Gruppen und den Innenhof sowie ein neuer Spielplatz auf Eis gelegt werden. Foto: Johannes Kiefer

    In Grombühl steht die eigene Küche vor dem Aus

    Petra Lachnit vom Kinder- und Jugendhort Grombühl plagen ebenfalls große finanzielle Sorgen: „Als relativ kleine Einrichtung mit insgesamt 170 Kindern, davon 55 im Hort, ist man schnell in Existenznöten“, sagt sie. Sollte es in Sachen Beitragsbefreiung endgültig keine Hilfe von der Stadt geben, muss die eigene Küche der Einrichtung geschlossen werden, in der zwei Hauswirtschafterinnen und eine Köchin angestellt sind, die aus eigener Tasche finanziert werden. „Wir müssten dann auf Fertig- oder Tiefkühlkost umsteigen – und das, obwohl uns die Qualität des Essens für die Kinder ungeheuer wichtig ist“, sagt Lachnit.

    Alle drei Hortleitungen stehen in intensivem Kontakt mit den Familien ihrer Einrichtungen: „Viele Eltern rufen an und sagen, dass sie infolge von Corona in finanzielle Schwierigkeiten geraten“, berichtet Joachim Volpert. „Gleichzeitig gab es schon Eltern, die angeboten haben, dass wir weiter die Beiträge abbuchen sollen.“ Für die Buchhaltung sei dies nicht abbildbar, „im Nachhinein als Spende aber eine super Sache“.

    Horte in WürzburgHorte dienen der Kindertagesbetreuung von Schülern; das Personal besteht aus staatlich anerkannten Erziehern. In Würzburg gibt es rund ein Dutzend Horte. In den Horten des Elisabethenheims (für Schüler der 1. bis 6. Klasse), des Vinzentinums (1. bis 10. Klasse) und des schulunabhängigen katholischen Kinder- und Jugendhorts Grombühl werden insgesamt 450 Schüler betreut. Die drei Einrichtungen sind die größten katholischen Horte Würzburgs. Quelle: cat

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