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Würzburg: Corona-Tests für alle: Was Sie jetzt dazu wissen müssen

Würzburg

Corona-Tests für alle: Was Sie jetzt dazu wissen müssen

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    Proben für Corona-Tests werden in einem Labor für die weitere Untersuchung vorbereitet. Seit 1. Juli dürften sich bayernweit alle Bürger testen lassen. Die Kosten werden übernommen.
    Proben für Corona-Tests werden in einem Labor für die weitere Untersuchung vorbereitet. Seit 1. Juli dürften sich bayernweit alle Bürger testen lassen. Die Kosten werden übernommen. Foto: Hendrik Schmidt, dpa

    Bayern will die Corona-Tests deutlich ausweiten – von derzeit etwa 20 000 auf 30 000 täglich. Nach Beschluss des Kabinetts dürfen sich seit 1. Juli Bürger im Freistaat auch ohne Symptome testen lassen. Rund 200 Millionen Euro sollen dafür in diesem Jahr bereitgestellt werden. Der bayerische Sonderweg ist unter Experten und in der Politik umstritten. Wir haben die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

    1. Wer darf sich auf Corona testen lassen?

    Jeder Bürger mit Wohnsitz in Bayern kann sich einem Test unterziehen – auch ohne konkrete Symptome. Für Touristen oder andere Bundesbürger ist das Angebot nicht gedacht. Ausnahmen sind laut Gesundheitsministerium aber denkbar – etwa in Fällen häufiger beruflicher Tätigkeit in Bayern.

    2. Wo kann ich mich testen lassen?

    Am besten beim Hausarzt als erstem Ansprechpartner. Die Corona-Tests sollen Kassenärzte in ihren Praxen durchführen. Laut Gesundheitsministerium besteht dazu aber keine Verpflichtung. Falls Ihr eigener Hausarzt nicht testet, fragen Sie ihn nach einer Kollegin/einem Kollegen, die sie um einen Termin bitten können. Gesundheitsministerin Melanie Huml geht von einer guten Beteiligung aus. Bei Problemen wolle man eine Liste von Ärzten zusammenstellen, die Corona-Tests durchführen. Nicht zuständig sind die Gesundheitsämter, bitte rufen Sie nicht bei einem Bürgertelefon an.

    3. Muss ich mit Wartezeiten rechnen?

    In den Hausarztpraxen ist dies wie bei anderen Untersuchungen abhängig von der Terminvereinbarung. Die Testergebnisse sollen nach einer Anlaufphase laut Ministerpräsident Markus Söder innerhalb von 48 Stunden vorliegen. Vorrang haben Verdachtsfälle mit Symptomen. Für sie gibt es laut Söder eine Garantie: Test innerhalb von 24 Stunden, Ergebnis innerhalb von weiteren 24 Stunden.

    4. Wie kann die 24-Stunden-Garantie bei Verdachtsfällen sichergestellt werden?

    Das dürfte für die Hausärzte schwierig werden. Es sei eine Frage der Laborkapazität, außerdem würden die Proben in den Praxen nur einmal am Tag abgeholt, gibt Dr. Christian Pfeiffer aus Giebelstadt (Lkr. Würzburg) als Vorsitzender des unterfränkischen Hausärzteverbandes zu bedenken. "Auch ist es fast unmöglich, solche Tests bei symptomatischen Patienten ständig durchzuführen." Der Arzt müsse dazu spezielle Schutzkleidung tragen. Die meisten Ärzte trennen in ihren Praxen gesunde Patienten von solchen, die eventuell eine Sars-Cov-2-Infektion haben könnten, um niemanden zu gefährden. Heißt: Die Behandlung und Testung dieser Patienten kann nur zu bestimmten Zeiten in einer Praxis stattfinden.

    Abstandsgebot und Maskenpflicht gelten auch, wenn jemand negativ auf das Coronavirus getestet wurde.
    Abstandsgebot und Maskenpflicht gelten auch, wenn jemand negativ auf das Coronavirus getestet wurde. Foto: Peter Kneffel, dpa

    5. Hat jede Hausarztpraxis Corona-Tests vorrätig? 

    Es könnte eng werden. Eigentlich "benötigen wir nicht viel. Es ist nur ein steriler Abstrichtupfer", erklärt Allgemeinarzt Pfeiffer. Allerdings waren diese zur Zeit der ersten Corona-Welle Mangelware. Und auch jetzt können die Labore nicht unbeschränkte Mengen zur Verfügung stellen. Außerdem müssen in den Praxen immer Testkits für Patienten mit Symptomen vorgehalten werden, "denn da ist ein Test absolut notwendig und sollte rasch durchgeführt werden können", sagt Christian Pfeiffer.

    6. Muss ich für den Test bezahlen?

    Nein. Zu bezahlen ist nichts. Wenn die Krankenkasse die Kosten nicht übernimmt, trägt sie der Freistaat. Er hat eine Vereinbarung mit der Kassenärztlichen Vereinigung (und damit den Ärzten) abgeschlossen und rechnet mit ihr ab.

    7. Wann kommen die Krankenkassen für die Tests auf?

    Bei einem Test aufgrund von coronatypischen Symptomen werden die Kosten normalerweise von den Krankenkassen getragen.

    8. Kann ich mich auch auf Corona-Antikörper kostenlos testen lassen?

    Nein, Antikörper-Tests sind nicht Bestandteil des Testkonzepts. Sie sind eine Privatleistung. Laut Johann Löw, Leiter des Gesundheitsamtes für Stadt und Landkreis Würzburg, sind "Antikörpertests derzeit medizinisch noch nicht ausgereift" und daher nicht in der Breite verfügbar. 

    9. Wie oft darf ich mich testen lassen?

    Hierfür hat die Staatsregierung keine Obergrenze festgelegt. Allerdings seien ständige Tests nicht sinnvoll, warnt Allgemeinmediziner Christian Pfeiffer. Wichtig sei, sich stets so zu verhalten, dass man das Infektionsrisiko klein hält, sprich: auf Abstand achten, Mund-Nasen-Bedeckung tragen und Hygiene-Regeln einhalten.

    10. Kann ich auch Teststrecken oder die Uniklinik aufsuchen?

    Vorsicht: Manche Corona-Teststrecken sind derzeit wieder geschlossen, seit 1. Juli etwa beide Einrichtungen in Würzburg. Andernorts sind Tests nur nach Terminvereinbarung durch Hausarzt oder die Kassenärztliche Vereinigung möglich. Die Teststrecke in der früheren Schweinfurter Ledward-Kaserne ist noch geöffnet, "aber bitte fahren Sie nicht einfach ohne Anmeldung hin", heißt es aus dem Gesundheitsamt. In der Teststelle der Würzburger Uniklinik sind keine Gratistests möglich, weil die Kostenübernahme nur mit Kassenärzten vereinbart ist.

    So funktioniert's: Beim Corona-Test wird ein Abstrich aus Rachen oder Nase genommen und untersucht.
    So funktioniert's: Beim Corona-Test wird ein Abstrich aus Rachen oder Nase genommen und untersucht. Foto: Hendrik Schmidt, dpa

    11. Bin ich bei einem negativen Test von Maskenpflicht und Abstandsgebot befreit?

    Nein, die Vorschriften gelten auch dann uneingeschränkt weiter. „Auch ein negativer Test ist nur eine Sicherheit für einen kurzen Moment und beugt einer eventuellen späteren Ansteckung nicht vor“, betont der Würzburger Gesundheitsamtsleiter Johann Löw.

    12. Werden Erzieher und Lehrer extra getestet?

    Ja. Für Lehrer und sonstiges Unterrichtspersonal sollen innerhalb der ersten vier Wochen des neuen Schuljahres einmalige Reihentests durchgeführt werden. In den Kitas soll bereits im Juli damit begonnen werden. Die Teilnahme an den Tests ist freiwillig, die Kosten trägt der Freistaat. Organisiert werden sie durch die Kita- und Schulleitungen und das Gesundheitsamt.

    13. Gibt es weitere Reihentestungen?

    Ja. Für Mitarbeiter der sogenannten "kritischen Infrastruktur" wie Polizei und Justizvollzug. Auch können Reihentests bei Bedarf angeordnet werden, zum Beispiel für Schlachthöfe oder landwirtschaftliche Betriebe mit Saisonarbeitern. In Kliniken und Altenheimen sollen das Personal regelmäßig, Heimbewohner stichprobenartig und Patienten bei der Aufnahme und/oder während des Aufenthalts getestet werden.

    14. Welche Sicherheit gibt mir ein negativer Test?

    Experten wie der Infektiologe August Stich, Chefarzt an der Würzburger Missio-Klinik, warnen vor einer trügerischen Sicherheit in der Bevölkerung. Ein einmaliger Test sei nur eine Momentaufnahme. Stich vermisst ein schlüssiges Konzept für die Massentests. Man kann sich ja sofort nach einem Test anstecken.

    15. Können die Massentests zur Eindämmung der Pandemie beitragen?

    Das ist fraglich, weil sie nicht systematisch durchgeführt werden. Dafür müssten alle Tests dokumentiert und ausgewertet werden, mahnt Georg Ertl, Ärztlicher Direktor der Würzburger Uniklinik. 

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