Mal eben zum Einkaufen in die nächst größere Stadt fahren - das ist für Ungeimpfte in Orten wie Gerbrunn, Frickenhausen, Rimpar oder Estenfeld beinahe unmöglich. Der Grund dafür: In vielen Gemeinden im Würzburger Landkreis gibt es keine Corona-Schnelltestangebote. Und ohne negatives Testergebnis gibt es für Ungeimpfte keinen Zutritt zum öffentlichen Personennahverkehr. Doch treffen fehlende Schnelltestmöglichkeiten in Würzburger Gemeinden nicht nur Impfverweigerer, sondern auch solche, die sich den Pieks schon längst abgeholt haben.

Grund dafür ist die Ausweitung der 2G Plus Regel, wonach Geimpfte und Genesene zusätzlich einen tagesaktuellen, negativen Schnelltest vorlegen müssen. Dies betrifft Sportstätten wie beispielsweise das Hallenbad in Gerbrunn oder Kultureinrichtungen wie Museen, Schlösser und Gärten. Wer im Landkreis nicht mobil ist und zur nächstgelegenen Teststelle in Würzburg oder einer größeren Gemeinde fahren kann, hat das Nachsehen.

Wegen 2G Plus: Starker Besucherrückgang im Schwimmbad Gerbrunn
Und genau hier liege aktuell das Problem, wie Reiner Weißkopf, Schwimmmeister im Gerbrunner Hallenbad, erklärt. "Die Besucherzahlen sind seit der 2G Plus Regel stark zurückgegangen." Nur noch rund 25 Prozent der Besucherinnen und Besucher kämen überhaupt in die Einrichtung. "Das lohnt sich doch nicht, wenn einer wegen 30 Minuten schwimmen erst bis nach Würzburg zum Testen fahren muss", so der Schwimmmeister. Er sieht in den fehlenden Schnelltestmöglichkeiten in kleinen Gemeinden ein großes Problem, dass von Politikerinnen und Politikern übersehen wird. Gäbe es ein entsprechendes Angebot in Gerbrunn, davon ist der Schwimmmeister überzeugt, würden sich auch die Becken im Hallenbad wieder füllen.
Klaus Hofmann, Bürgermeister der Gemeinde Frickenhausen, sieht in den fehlenden Schnelltestangeboten in den kleinen Gemeinden keine Einschränkung für das Leben der Einwohner. "Die älteren Herrschaften sind zum Großteil geimpft und wenn doch mal etwas sein sollte, können sie von der Nachbarschaftshilfe gefahren werden." Klagende Rückmeldungen von Gemeindebewohnern seien bei ihm bisher nicht angekommen. "Im Moment läuft es ganz gut."

Bürgerinnen und Bürger fehlen die Schnelltest-Angebote in den Gemeinden
Auch Bewohner der Gemeinde Zell am Main sind durch die neuen Regelungen und fehlenden Angebote vor Herausforderungen gestellt. "Es entstehen Situationen, die schwierig sind und die sich fast nicht lösen lassen", fasst Bürgermeister Joachim Kipke die Situation zusammen. Des Öfteren seien in letzter Zeit Bürgerinnen und Bürger auf ihn zugekommen, weil sie die fehlenden Schnelltestmöglichkeiten im Alltag einschränken. Dabei gehe es nicht nur um Ungeimpfte im öffentlichen Nahverkehr, sondern auch um die drei Seniorenheime, die es in Zell am Main gibt. Weil mehr Tests als im vergangenen Winter benötigt würden, sei es für die kleine Gemeinde schwer, ein entsprechendes Testangebot aufzubauen, erklärt Kipke.

Alexander Schraml, Vorstand des Kommunalunternehmens Würzburg und zuständig für die Senioreneinrichtungen, teilt die Erfahrungen nicht. Bisher habe er keine Einschränkungen durch nicht vorhandene Schnellteststellen im Landkreis gemeldet bekommen. "Bei uns in den Pflegeheimen läuft das eigentlich sehr unaufgeregt. Im Zweifel bieten wir auch mal einen Test an, wenn sich das ergibt."
Vor die Wahl gestellt: Sport und Kultur oder Schnelltestangebot
Rimpars Bürgermeister Bernhard Weidner spricht ein weiteres logistisches Problem der Gemeinden an. "Wir wollten unsere Schnellteststrecke vom letzten Mal wieder in Betrieb nehmen. Wir hatten erst an die Turnhalle gedacht, aber das bedeutet für alle Vereine, dass der 2G Plus Sport ausfallen müsste." Ähnliches gilt für die geplante Ausweichmöglichkeit, in der derzeit die Musikkapelle der Gemeinde untergekommen ist. Auch die Kultur solle aufgrund der aktuellen Corona-Lage nicht zurückstecken müssen.
Aktuell stünden die Räumlichkeiten in der katholischen Kirche zur Verfügung. "Dort ist eine Teststrecke in Planung, aber da kann ich noch nicht sagen, wann diese fertig ist", so Weidner. Und auch für alle Ungeimpften sieht er den Bewegungsradius stark eingeschränkt. "Die Personen stecken jetzt in den Gemeinden fest." Auch wenn dies, so Weidner, offenbar so von der Politik beabsichtigt sei.