Eine Maßnahme im Kampf gegen die Corona-Pandemie ist der vorgeschriebene Sicherheitsabstand von 1,5 Metern. Dieser soll in allen Bereichen eingehalten werden - also auch im Straßenverkehr. Für den Bund Naturschutz (BN) ist allerdings unklar, wie dies für Fahrradfahrer und Fußgänger möglich sein soll. Armin Amrehn, Vorsitzender des BN Würzburg, sagt hierzu: "Die bayrische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer hat dazu aufgefordert, in der Corona-Krise verstärkt das Rad zu nutzen. Wie der aktuell erforderliche Mindestabstand auf Radwegen eingehalten werden soll, die oft schmaler sind als 1,5 Meter, bleibt jedoch unklar." Dieses Problem zeige sich auch auf den Fußwegen.
Forderungen des Bund Naturschutz
Deswegen fordert der BN in Würzburg autofreie Zonen, temporäre Radspuren auf mehrspurigen Straßen und eine Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit auf 30 Kilometer pro Stunde innerorts als Sofortmaßnahme in der Corona-Krise. So hätten alle Verkehrsteilnehmer die Möglichkeit, den geforderten Abstand einzuhalten. Zudem könnten schwere Verkehrsunfälle vermieden werden, was auch die Krankenhäuser entlastet. Gleichzeitig ließe sich der Ausstoß von Schadstoffen, die gerade die Atemwege belasten, weiter reduzieren.
Andere Städte machen es vor
Brennpunkte dieser Problematik sieht Steffen Jodl, Geschäftsführer des BN Würzburg, vor allem beim Fuß-Radweg von der Wörthstraße über die Luitpoldstraße bis zur Friedensbrücke. "Hier ist es oft sehr eng und die nötigen Abstände können nicht eingehalten werden", so Jodl. Hier sollte auf der mehrspurigen Straße eine Radspur eingerichtet werden oder gleich Tempo 30 gelten. Außerdem befürwortet er auch autofreie Zonen, wie sie die Grünen-Jugend am Mainkai gefordert hat.
Der BN verweist außerdem auf Städte, die solche Maßnahmen schon umgesetzt haben und als Vorbild dienen können. "Die kolumbianische Hauptstadt Bogota machte vor einigen Wochen mit Pop-Up-Fahrradwegen international Schlagzeilen. In Wien wurden ausgewählte Straßen für Fuß- und Radverkehr geöffnet. In Deutschland hat der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg innerhalb kürzester Zeit temporäre Fahrradwege auf mehrspurigen Straßen eingerichtet", heißt es weiter in der Pressemeldung.
Die Stadt sieht Probleme in der Umsetzung
Die Stadt Würzburg sieht in der Umsetzung der geforderten Maßnahmen allerdings Probleme und eine Unverhältnismäßigkeit. Christian Weiß, Leiter der Pressestelle Stadt Würzburg, teilte dieser Redaktion mit, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen mit einem erheblichen Markierungs- und Beschilderungsaufwand verbunden wären. Neben notwendigen grundsätzlichen Planungsüberlegungen müssten auch die Signalpläne an den Lichtsignalanlagen umprogrammiert werden, da der Radverkehr auf der Fahrbahn andere Räumzeiten beanspruche als der motorisierte Verkehr.
"Dieser Aufwand steht für mich in keinem Verhältnis zu der nur auf wenige Wochen angelegten Wirkung einer solchen Aktion."
Christian Weiß, Leiter der Pressestelle Stadt Würzburg
"Dieser Aufwand steht für mich in keinem Verhältnis zu der nur auf wenige Wochen angelegten Wirkung einer solchen Aktion", so Weiß. Weiter halte die Stadt die Maßnahmen nicht für notwendig und es auch nicht der Öffentlichkeit gegenüber vertretbar, diesen Aufwand zu betreiben. Der Radverkehr profitiere bereits von dem derzeit geringen Verkehrsaufkommen, durch das man sicherer, schneller und entspannter voran käme. Abschließend merkt Weiß an, dass "spätestens die Rückabwicklung berechtigterweise auf Unverständnis in der Bevölkerung stoßen" würde.