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Giebelstadt: Corona: Wie viel Impfstoff bekommen die Hausärzte?

Giebelstadt

Corona: Wie viel Impfstoff bekommen die Hausärzte?

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    Dr. Christian Pfeiffer, Bezirksvorsitzender des Hausärzteverbands,  impft seit Ende März in seiner Praxis in Giebelstadt gegen das Coronavirus. 
    Dr. Christian Pfeiffer, Bezirksvorsitzender des Hausärzteverbands,  impft seit Ende März in seiner Praxis in Giebelstadt gegen das Coronavirus.  Foto: Daniel Peter

    Mittwoch und Freitag Nachmittag hält sich Dr. Christian Pfeiffer ausschließlich für Corona-Impfungen frei. 150 bis 200 Impfungen schaffen drei Ärzte in seiner Giebelstadter Praxis an einem solchen Nachmittag. "Wenn der Impfstoff mal in der gewünschten Menge zur Verfügung steht, nehmen wir den Donnerstag auch noch hinzu", sagt Pfeiffer. Inzwischen impfen die niedergelassenen Ärzte mehr als die Impfzentren. Dahinter steht aber ein enormer logistischer Aufwand, nicht nur für die Ärzte, sondern auch für die Apotheker, die den Impfstoff liefern. Und noch immer schwingt die Unsicherheit mit, ob denn auch in der nächsten Woche ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht.

    Wie werden Arztpraxen mit Impfstoff versorgt?

    Tobias Bayer, Apotheker aus Giebelstadt, der unter anderem die Röntgen-Apotheke in Würzburg betreibt, schildert das Procedere: Bis Dienstag um 12 Uhr müssen die Ärzte ihre Bestellung aufgegeben haben. Sie orientieren sich dabei an einer Mitteilung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), wie viel Impfstoff in der kommenden Woche pro Arzt zur Verfügung steht. Bis 15 Uhr muss Tobias Bayer seine Bestellung beim Großhändler aufgegeben haben. In der Regel erst am Donnerstag erfährt er, wie viele Dosen tatsächlich geliefert werden können, und informiert die Ärzte. Meistens ist es weniger, als sie bestellt haben.

    "Dann geht bei uns das große Telefonieren los", sagt Christian Pfeiffer. Eine Mitarbeiterin ruft Patienten an, vergibt Termine.  Bis vor kurzem musste sie sich dabei an die in der Impfverordnung festgelegten Prioritäten halten. Doch auch nach Aufhebung der Priorisierung werde nicht wahllos geimpft, betont Christian Pfeiffer. "Natürlich priorisieren wir weiterhin", sagt er. Nur geschehe das eben nicht mehr nach den starren Vorgaben der Verordnung, sondern nach Einschätzung des Arztes, der meist auch die weiteren Lebensumstände seiner Patienten kenne. "Die höher Gefährdeten werden immer bevorzugt",  so Pfeiffer.

    Was bedeutet die Aufhebung der Priorisierung?

    Die Aufhebung der Priorisierung brachte für die Ärzte Vor-, aber auch Nachteile mit sich. "Das war schlecht kommuniziert worden, weil der Eindruck entstanden ist, jeder bekommt jetzt sofort einen Impftermin", sagt Christian Pfeiffer. Auch Apotheker Tobias Bayer meint:  "Der Eindruck in der Bevölkerung ist leider ein anderer als im Praxis-Alltag."

    Nach dem Impfstart in den Praxen Anfang April stehen seit zwei Wochen auch Zweitimpfungen an. Die Arbeit am Telefon habe sich seitdem etwas beruhigt, so Pfeiffer, weil die Termine dafür bereits feststehen. Das hat aber auch zur Folge, dass weniger Impfstoff für die Erstimpfung zur Verfügung steht.

    Wie viel Impfstoff bekommt jede Praxis?

    Die KBV davon aus, dass den Arztpraxen in der Woche ab dem 31. Mai bundesweit 3,2 Millionen Impfdosen zur Verfügung stehen. Für die Erstimpfung liegt die Obergrenze für Bestellungen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer bei 24 Dosen pro Arzt, für Astrazeneca bei 20 Dosen. Bei mehreren Ärzten in einer Praxis steigt die Obergrenze entsprechend. Mit dieser Begrenzung will die KBV sicherstellen, dass genügend Serum für die Zweitimpfung übrig bleibt. Ab der zweiten Junihälfte soll dann insgesamt deutlich mehr Impfstoff geliefert werden. "Ich bin zuversichtlich", sagt Christian Pfeiffer, "aber ich glaub's erst, wenn er bei mir im Kühlschrank steht."

    Laut KBV stehen in der kommenden Woche pro Arzt auch 25 Dosen des Impfstoffs von Johnson & Johnson  bereit, der nur einmal verabreicht werden muss. Pfeiffer will sich weiterhin auf die Präparate von Biontech und Astrazeneca konzentrieren. Ein weiterer Impfstoff würde den organisatorischen Aufwand erheblich erhöhen, sagt der Mediziner. 

    Gibt es weiterhin Bedenken gegen Astrazeneca?

    Als Bezirksvorsitzender des Hausärzteverbands steht Christian Pfeiffer mit vielen seiner Kollegen in Kontakt. "Inzwischen impft nahezu jede Hausarztpraxis in der Region, aber jede organisiert es ein wenig anders", sagt er. Positiv bewertet er, dass die Vorbehalte gegen den Impfstoff von Astazeneca inzwischen schwinden. "Viele Bedenken sind unbegründet", so Pfeiffer, "diese Bedenken raus zu kriegen, fällt den Hausärzten leichter, weil ihnen die Patienten vertrauen." Inzwischen würden sich sogar erstaunlich viele unter 60-Jährige für das Vakzin entscheiden, weil sie dadurch früher geimpft werden können. 

    Zu einer erneuten Verknappung der Impfstofflieferungen an die Praxen könnte es kommen, wenn ab dem 7. Juni auch Betriebsärzte impfen dürfen. Sie werden ebenfalls aus dem Kontingent der Hausärzte versorgt. Ein Problem sieht Christian Pfeiffer darin nicht. "Wichtig ist, dass geimpft wird, egal von wem."

    Ist die Kritik am Impffortschritt in der Region berechtigt?

    Dass das Interesse der Betriebe groß ist, weiß Tobias Bayer. "Wir haben schon zahlreiche Anfragen, die Bereitschaft ist hoch und wir werden eine Lösung finden, um auch die Betriebsärzte so gut wie möglich zu versorgen", so der Apotheker. Wie Bayer warnt aber auch Hausarzt Christian Pfeiffer vor erneut vorschnellen Erwartungen. "Auch dort wir es dauern, bis alle an der Reihe sind." 

    Die Kritik über das Impftempo in den höheren Priorisierungsgruppen, wie sie zuletzt wiederholt aufkam, kann der Mediziner übrigens nicht nachvollziehen. Nachdem inzwischen auch viele Fachärzte am Impfprogramm teilnehmen und es keinen Datenabgleich zwischen Praxen und Impfzentren gibt, gehe er von einer hohen Dunkelziffer von Mehrfachregistrierungen aus. Aussagekräftiger seien die absoluten Impfzahlen, nach denen die Region Würzburg über dem bayerischen Durchschnitt liegt. Nach Mitteilung des Landratsamts haben (Stand Dienstag) 43,3 Prozent der Bewohner von Stadt und Landkreis Würzburg die erste und 18,1 Prozent bereits die zweite Impfung erhalten. Landesweit lagen die Quoten bei 41,0 und 14,1 Prozent. "Wenn wir das Ganze betrachten, dürfen wir nicht klagen", sagt Hausarzt Pfeiffer.

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