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Würzburg: Coronavirus: Uniklinik bereitet sich auf den Ernstfall vor

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Coronavirus: Uniklinik bereitet sich auf den Ernstfall vor

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    Das Coronavirus breitet sich weiter aus, immer mehr Menschen wollen oder müssen auch in Unterfranken getestet werden (Symbolbild). Gibt es dafür genügend Kapazitäten?
    Das Coronavirus breitet sich weiter aus, immer mehr Menschen wollen oder müssen auch in Unterfranken getestet werden (Symbolbild). Gibt es dafür genügend Kapazitäten? Foto: Jean-Christophe Bott, dpa

    Das neue Coronavirus breitet sich weiter aus – und noch schneller greift die Angst vor einer Infektion um sich. Insgesamt 240 Fälle hat das Robert Koch-Institut (RKI) bis Mittwochvormittag bundesweit bestätigt, 48 in Bayern. In der Region Mainfranken wurde am Mittwochnachmittag ein erster Fall im Main-Tauber-Kreis gemeldet. In Unterfranken gibt es bislang noch keinen registrierten Fall: "Bis jetzt haben wir noch keinen Corona-Infizierten hier", sagte Prof. Georg Ertl, Ärztlicher Direktor der Uniklinik Würzburg, am Mittwoch. Viele Menschen in der Region machen sich Sorgen, fürchten, sich anzustecken oder bereits infiziert zu sein. Die Nachfrage nach Tests steigt. Aber gibt es dafür unbegrenzte Kapazitäten? Wie gehen Kliniken und Ärzte mit Verdachtsfällen um? Und was passiert, wenn plötzlich Hunderte erkranken?

    An der Uniklinik sei schon vor Wochen eine Stabsgruppe mit Experten eingerichtet worden, die die Situation beobachte, erklärt Ertl. Noch habe sich zwar kein Verdacht in Unterfranken bestätigt. Dennoch werden "auf der Infektionsstation im Moment immer vier Betten für potenzielle Fälle freigehalten". Zudem sei die leer stehende ehemalige Palliativstation der Uniklinik "hochgerüstet" worden und stehe nun bereit, sollten zeitgleich mehrere Infizierte kommen. "Auch wenn sich die ambulanten Fälle mehren, könnten wir sie dort abwickeln", sagt Ertl.

    Dass es dazu kommt, gilt als sicher. In Deutschland habe eine Epidemie begonnen, so Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). "Der Höhepunkt der Ausbreitung ist noch nicht erreicht." Ziel der Behörden sei es weiter, die Entwicklung zu verlangsamen und einzudämmen. Außerdem soll dringend benötigte Schutzkleidung für Praxen und Krankenhäuser fortan zentral beschafft werden.

    Atemschutzmasken sind vielerorts fast ausverkauft. Der Bund will nun Schutzausstattung für Praxen und Krankenhäuser zentral beschaffen.
    Atemschutzmasken sind vielerorts fast ausverkauft. Der Bund will nun Schutzausstattung für Praxen und Krankenhäuser zentral beschaffen. Foto: Julian Stratenschulte, dpa

    In Würzburg am Uniklinikum gebe es damit noch kein Problem, sagt Ertl. In den niedergelassenen Praxen hingegen schon. Egal ob Mundschutz oder Desinfektionsmittel, "es ist nichts mehr zu bekommen", bestätigt Dr. Christian Pfeiffer, unterfränkischer Bezirksvorsitzender im Bayerischen Hausärzteverband und Beauftragter der Kassenärztlichen Vereinigung (KVB). Gerade Atemschutzmasken seien aber zwingend notwendig, so der Giebelstädter Hausarzt.

    KVB richtet Fahrdienst ein, der begründete Corona-Verdachtsfälle zuhause besucht

    Um die weitere Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern, "versuchen wir, potenziell Infizierte aus den Praxen draußen zu halten", sagt Pfeiffer. Wer eine eigene Infektion befürchtet, sollte deshalb zunächst beim Arzt oder der Hotline 116 117 anrufen. Für begründete Verdachtsfälle habe die KVB mittlerweile flächendeckend einen Fahrdienst eingerichtet. Seit Freitag sei dieser mit einer großen Zahl an Fahrzeugen im Einsatz. Ärzte in Schutzausstattung fahren so zu den Patienten nach Hause und entnehmen dort Proben für die Labordiagnostik.

    Um eine weitere Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern, werden mögliche Infizierte sofort isoliert und nur von Ärzten in Schutzausstattung behandelt (Symbolbild).
    Um eine weitere Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern, werden mögliche Infizierte sofort isoliert und nur von Ärzten in Schutzausstattung behandelt (Symbolbild). Foto: Marcel Kusch, dpa

    Auch an der Uniklinik werden mögliche Infizierte sofort isoliert. Und dann? "Es gibt Patienten roter und grüner Kategorie", erläutert Ulrich Vogel, Professor für Krankenhaushygiene und Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie. Als rot würden Patienten eingestuft, wenn sie sich in Corona-Risikogebieten aufgehalten hätten und Erkältungssymptome zeigen würden oder Kontakt zu einem bestätigten Corona-Fall hatten. "Diese Patienten werden auf jeden Fall getestet und das Gesundheitsamt wird sofort informiert", sagt Vogel. "Noch waren die Tests immer negativ." Zur grünen Kategorie gehörten etwa Patienten, die in Gegenden wie dem Landkreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen waren, wo verstärkt Corona-Infektionen auftraten. Hier entscheide der behandelnde Arzt individuell, ob ein Test gemacht werde.

    50 Corona-Tests pro Tag sind an Virologie der Uniklinik möglich – und dann?

    Nur: Können überhaupt alle Verdachtsfälle getestet werden? 50 Tests am Tag seien kein Problem für die Virologie der Uniklinik, sagt Vogel. "In diesen Bereich kommen wir jetzt." Theoretisch sei es möglich, bis zu 500 Tests täglich zu schaffen – dann müsste aber die gesamte Kapazität auf Corona-Proben konzentriert werden. "Ich hoffe nicht, dass es soweit kommt." Vogel erwartet, dass die Hersteller in Kürze einen sogenannten Multiplextest auf den Markt bringen, der alle relevanten Erreger von Influenza bis Corona nachweisen würde.

    Experten gehen unterdessen davon aus, dass sich bis zu 70 Prozent der Deutschen infizieren könnten. Offen ist, in welcher Zeit. Ist die Panik also berechtigt? Nein, sagt Vogel. "Es ist gut, eine gewisse Vorsichtskultur zu wahren – aber zum Beispiel von Ärzten benötigtes Schutzmaterial zu horten, macht keinen Sinn." 

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