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Ochsenfurt: Damit die Zuckerrübe rollt: Christian Halbigs Weg von der Hauptschule zum erfolgreichen Unternehmer in Ochsenfurt

Ochsenfurt

Damit die Zuckerrübe rollt: Christian Halbigs Weg von der Hauptschule zum erfolgreichen Unternehmer in Ochsenfurt

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    Christian Halbig in seiner Werkstatt in der Tückelhäuser Straße. Während der Kampagne sorgt er dafür, dass die LKWs der LMG gewartet und repariert werden, damit der Rübentransport sichergestellt ist.
    Christian Halbig in seiner Werkstatt in der Tückelhäuser Straße. Während der Kampagne sorgt er dafür, dass die LKWs der LMG gewartet und repariert werden, damit der Rübentransport sichergestellt ist. Foto: Dominik Pfister

    Auf dem Hof rangiert ein Lastwagen mit Anhänger, im Hintergrund ist ein Schlepper zu sehen, dessen Fahrer auf Anweisungen wartet. Vorne tankt ein Taxi-Fahrer an der Zapfsäule, mehrere Männer stehen auf dem Hof und unterhalten sich angeregt. Es herrscht wuseliges Treiben – der typische Berufsalltag beim Reparaturdienst für Landmaschinen von Christian Halbig in Ochsenfurt.

    Christian Halbig selbst steht mit Ludger Heyder, dem Gebietsdirektor von Valtra, im Eingangsbereich. Sie haben gerade einen neuen Schlepper an einen Landwirt verkauft. Laura Halbig, die Ehefrau von Christian, spricht mit einem Mitarbeiter über das Essen bei der kommenden Weihnachtsfeier. Bei Christian Halbig geht es familiär und bodenständig zu: Alle packen mit an und kein technisches Problem ist zu groß.

    15.000 Tonnen Zuckerrüben fahren täglich nach Ochsenfurt

    Die Werkstatt von Christian Halbig ist ein gefragter Anlaufpunkt für Landwirte und lokale Unternehmen, die auf den reibungslosen Transport ihrer Waren per LKW angewiesen sind. Zu den größten Kunden gehört die Landwirtschaftliche Maschinengemeinschaft der Zuckerrübenbauer Ochsenfurt eG (LMG). Diese stellt ihren Mitgliedern Lade- und Reinigungsgeräte für Zuckerrüben sowie 28 LKWs zum Zuckerrübentransport zur Verfügung.

    In den 120 Tagen der "Kampagne", wie die Zeit der Verarbeitung der Zuckerrüben genannt wird, werden laut Südzucker täglich rund 15.000 Tonnen Zuckerrüben von drei Transportgruppen zur Zuckerfabrik nach Ochsenfurt gebracht. Die LMG liefert hiervon rund die Hälfte der Rübenmenge. "Eine kontinuierliche und zuverlässige Versorgung der Zuckerfabrik mit Rüben während der Kampagne ist entscheidend für einen reibungslosen Kampagnenverlauf" erklärt Simon Vogel, Leiter der Rübenabteilung Franken bei Südzucker.

    Wenn es also mal einen Defekt an einem Lastwagen geben sollte, müssen Christian Halbig und sein Team schnell und kompetent handeln. "Die Rübe hat uns, mit Vorbereitung, fünf Monate voll im Griff", sagt Christian Halbig mit einem Schmunzeln.

    Die Ochsenfurter Erfolgsgeschichte begann mit einem tragischen Unfall

    Die Geschichte der Christian Halbig GmbH begann nach einem tragischen Unfall. Christian Halbig übernahm den Forstbetrieb vom tödlich verunglückten Richard Grimm aus Kleinrinderfeld. Die Bank gewährte dem jungen Unternehmer einen Kredit für die Übernahme. Aber eigentlich habe sich seit Tag eins alles anders entwickelt, sagt Halbig.

    Christian Halbig arbeitet am "Herzstück" eines LKWs: dem Motorblock.
    Christian Halbig arbeitet am "Herzstück" eines LKWs: dem Motorblock. Foto: Dominik Pfister

    Er hatte in seiner Scheune eine Bodenplatte gegossen, damit er dort seine eigenen Werkzeuge reparieren konnte. Doch immer, wenn er für sich in der Werkstatt gearbeitet hatte, kam der ein oder andere mit einem defekten Gerät vorbei und fragte nach Hilfe. Nach anderthalb Jahren entschied er sich dann seinen eigentlichen Job als Landmaschinenmechaniker aufzugeben und sich vollständig auf die Selbständigkeit zu konzentrieren. Seinen Meistertitel hatte er da schon in der Tasche.

    Heute ist die GmbH ein Familienbetrieb mit 13 festangestellten Mitarbeitern, sechs geringfügig Beschäftigten und drei Auszubildenden. Die Werkstatt in der Tückelhäuser Straße, die er mit eigenen Händen erbaut habe, sei ein Beispiel für seine ihm-typische "Hands-On-Mentalität", wie er sagt.

    Wie sich die Technik der Traktoren und Lastwagen verändert hat

    Der Beruf habe sich besonders in den Bereichen Elektronik und Digitalisierung stark verändert, sagt er. "Alleine die Lenktechnik: Traktoren fahren heute völlig autonom. Jedes Feld ist kartiert, und jede Maschine weiß genau, wo und wie viel Dünger aufgetragen werden muss." Ohne moderne Diagnose-Tools ginge heute in der Werkstatt nichts mehr. Doch eines bleibt für den Beruf auch heute noch wichtig: Problemlösung. "Heute wechselst du die Bremse, morgen ist etwas mit dem Abgasnachbehandlungssystem, und zwischendurch gibt es noch Getriebereparaturen."

    Bei den Lastwagen der LMG Ochsenfurt zeigen sich während der Kampagne vor allem bei den Verschleißteilen Belastungen. "Wir haben einen Mitarbeiter, der den ganzen Tag nur Reifen und Radbolzen wechselt", sagt Halbig. "Typisch sind aber auch Verschleiß an Bremsen oder Kupplungen." Bei Fahrzeugen mit über 600.000 Kilometern kämen oft Probleme mit dem Getriebe und Motor hinzu.

    "Die LMG muss Menge an die Südzucker liefern, da ist dann schon Druck dahinter. Da kämpfst Du und fährst die Teile direkt holen und wartest nicht erst bis der Lieferant kommt." 500 Kilometer seien sie pro Woche unterwegs, um Ersatzteile einzusammeln. Im Zweifel gäbe es noch einen Reserve-LKW, der ausgegeben werden könne.

    Christian Halbig sei stolz darauf, dass er es mit einem Hauptschulabschluss zu einem angesehenen Unternehmer geschafft hat. Und auch darauf, das einzige Traktorkino Deutschlands mit 1000 Zuschauern ins Leben gerufen zu haben. Er betont, dass es nicht mehr viele Werkstätten wie seine gebe, die fast jedes Problem lösen können – wie die defekte Teigknetmaschine eines Pizzabäckers aus Giebelstadt. Er plant, seine Werkstatt zur Stützpunktwerkstatt in der Region für Land- und Baumaschinentechnik zu entwickeln. Und er ist dankbar für die Unterstützung durch seine Familie. Familiär und bodenständig eben.

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