Wer Tiere in seinen Garten lockt, tut nicht nur etwas für die Artenvielfalt, er bekommt auch nützliche Helfer: Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge sind nicht nur hübsch anzusehen, sie bestäuben auch Beerensträucher und Obstbäume und sorgen für viele Früchte.
Vögel halten die Insekten in Schach. Igel, Spitzmaus und Eidechsen helfen dem Gärtner gegen Nacktschnecken. "Alle Insekten spielen eine wichtige Rolle in der Natur: Als Bestäuber für viele Pflanzen oder als Nahrung für verschiedene Tiere", sagt Claudia Schönmüller, Agaringenieurin bei der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim. Wer Insekten im Garten einen Lebensraum bieten möchte, kann dies mit der richtigen Pflanzenauswahl, einigen nützlichen Elementen und viel Geduld tun.
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In der Gunst der Tiere ganz oben: heimische Pflanzen. Der Grund: beide sind seit langem aneinander angepasst. Aber wenn alles andere verblüht ist, können auch exotische Pflanzen den Tieren noch Nahrung bieten. Die meisten Schmetterlingsarten lieben einfache artenreiche Blumenwiesen, ihre Raupen sind auf kräftige und genießbare Blätter angewiesen. "Eines brauchen alle Insekten: Einen naturnahen und vielfältigen Lebensraum, möglichst ohne Pflanzenschutzmittel", sagt Schönmüller. Gerade im heimischen Garten sollte auf die Anwendung von Pestiziden verzichtet werden.

Nahrung für die Hummeln
Sie ist früh im Jahr einer der ersten tierischen Gartenbewohner: die Hummel. Sie wagt sich schon ab März hinaus. Der hungrige Magen muss gefüllt werden, denn über den Winter haben die Hummeln ihre gesamten Vorräte aufgebraucht. Zudem müssen sie schnellstmöglich mit dem Bau des Nestes für einen neuen Hummelstaat beginnen – dafür benötigen sie viel Energie, also früh blühende Pflanzen. Wer Hummeln über das Jahr helfen möchte, setzt zum Beispiel auf Krokusse, Schlüsselblumen, Geflecktes Lungenkraut, Akelei, Löwenzahn, Hornklee, Malve, Gundermann, Natternkopf und Dost, rät der Naturschutz Bund (NABU) Aber auch Gehölze wie Holunder, Himbeere, Pfaffenhütchen, Weißdorn und Wildrosen sind für die Insekten gut geeignet.
Ein Garten für Schmetterlinge
Schmetterlinge und Sommer – das gehört einfach zusammen. Doch über 60 Prozent der Falter stehen laut NABU schon jetzt auf der Roten Liste durch Lebensraumzerstörung und Gifteinsatz. Auch in vielen Gärten finden die farbenprächtigen Insekten keine Nahrung mehr. Statt heimischer Blumen, Gräser, Sträucher und Bäume dominieren langweiliger Einheitsrasen und exotische Gewächse, mit denen die Schmetterlinge nichts anfangen können. Schmetterlinge mögen Staudenrabatte, ein duftendes Kräuterbeet oder eine Hecke mit Wildsträuchern. Wer einen Teil seines englischen Rasens in eine bunte Schmetterlingswiese umwandeln möchte, muss allerdings erst den Nährstoffgehalt des Bodens senken, da die meisten Wildblumen auf mageren Böden gedeihen, so der NABU.

Jeder kann etwas für Bienen tun
Honig- und Wildbienen brauchen ein vielfältiges Nahrungsangebot mit pollen- und nektarspendenden Pflanzen. "Wichtig dabei ist eine kontinuierliche Nahrungsverfügbarkeit das ganze Jahr hindurch", sagt Ina Heidinger vom Institut für Bienenkunde und Imkerei an der LWG. Hierzu können der eigene Garten aber auch öffentlichen Flächen entsprechend bepflanzt werden. Selbst auf einem Balkon kann man Bienen Nahrung bieten - in Form von Kräutern wie Thymian oder Oregano und bienenfreundlichen Zierpflanzen wie Fächerblume oder Zweizahn. Auch weniger oft zu mähen hilft: "Dies kommt nicht nur den Bienen zugute, sondern auch Schmetterlingen oder Schwebfliegen", sagt Heidinger.
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Nützlinge: die Florfliege
Nicht jeder kennt dieses zarte, grazile Tier - doch es ist eines unserer wichtigsten Helfer gegen Blattläuse im Garten: die Florfliege. "Damit Nützlinge dauerhaft im Garten bleiben benötigen sie geeignete Blütenpflanzen, möglichst das ganze Jahr über", sagt Isolde Keil-Vierheilig von der Bayerische Gartenakademie der LWG. Wer nicht viele blühende Stauden und Gehölze besitzt, kann im Rasen einen Blühstreifen anlegen oder im Gemüsebeet Sommerblumen ansäen. Die Florfliegen legen die Eier direkt bei Blattlauskolonien ab, damit die geschlüpften Jungtiere sofort Nahrung finden. Nützlinge kommen erst, wenn schon Schädlinge vorhanden sind. Also keine Panik, wenn Blattläuse auftauchen, meint Isolde Keil-Vierheilig. "Notfalls entfernt man einen Teil der Schadtiere. Die Nützlinge erledigen den Rest."

Wespen und Hornissen
Es leben mittlerweile elf soziale, also staatenbildende Wespen- und zwei Hornissenarten in Deutschland. "Die allermeisten sind friedlich", sagt Nicole Höcherl vom Institut für Bienenkunde und Imkerei an der LWG. In Nestnähe kann es zu Angriffen kommen, da die Wespen ihr Nest verteidigen wollen. Daher ist es wichtig, sich in Nestnähe nicht hastig zu bewegen. Nur zwei der 13 Arten kommen im Spätsommer dem Menschen in die Quere: die deutsche Wespe und die gemeine Wespe. Wichtig: "Die Wespen nicht anzupusten oder gar nach Ihnen schlagen und sich nicht in die Ein- und Ausflugbahn der Tiere stellen", sagt Höcherl.
Um im Spätsommer die beiden „lästigen“ Arten von Terrasse oder Balkon fernzuhalten, kann man eine Ablenkfütterung starten. Dazu einfach angeschnittenes Obst in einiger Entfernung zum Tisch aufstellen. Wichtig dabei: "Diese Stelle muss IMMER mit Obst versorgt sein – nicht nur wenn man draußen sitzen möchte", sagt die Insektenexpertin. Außerdem sollte man einen kleinen Teil des Fallobstes in einer Ecke des Gartens liegen lassen. "Hornissen und Wespen, aber auch so manch anderer Gartenbewohner, werden es Ihnen danken."

Schön und nützlich: der Rosenkäfer
Was wäre ein Garten ohne Käfer? Es gibt Winzlinge, die kleiner als ein Millimeter sind, und Käfergiganten wie der Hirschkäfer mit fast 80 Millimetern. Käfer besitzen alle beißend-kauende Mundwerkzeuge und ernähren sich von lebenden und abgestorbenen Pflanzen, Insekten, Aas und Dung. So mancher Gärtner hat schon beim Umsetzen des Kompostes weiße Engerlinge entdeckt und sich gefragt, ob das ein Schädling sei und was er damit tun sollte. "Das sind die Larven des Rosenkäfers, sie Larven sollten bitte wieder in den Kompost gesetzt und an einer feuchten, dunklen Ecke abgelegt werden", sagt Petra Hönig, Institut für Weinbau und Oenologie der LWG.
Der Rosenkäfer ist eine geschützte Art. Die Larve ernährt sich von verrottendem Holz und der Käfer saugt Pflanzensäfte. Er verursacht meist keine nennenswerten Fraßschäden an den Lieblingspflanzen. Im Gegenteil: Im Jahr 2000 wurde er zum Insekt des Jahres gewählt – unter anderem für seine wichtige Rolle im Ökosystem als Humusbildner und Blütenbestäuber.

Spinnen als Zeiger für den Klimawandel
Spinnen spielen eine sehr wichtige Rolle in der Natur. Alle Spinnen sind Räuber und daher sehr wichtig für den Kampf gegen Pflanzenschädlingen. Am bekanntesten sind die Netzspinnen, die ihre Netze zwischen Pflanzenhalmen konstruieren. Andere Spinnen wie die Krabbenspinnen lauern gut getarnt beispielsweise auf einer Blüte, bis sich ein Tier darauf nieder lässt. Eine auffällige Vertreterin der Netzspinnen ist die die Wespenspinne, auch Zebra- oder Tigerspinne genannt. Sie ist inzwischen nicht nur in den warmen Weinbauregionen sondern fast deutschlandweit verbreitet. Da man sie vor 50 Jahren nur aus dem Mittelmeerraum kannte, dient die Wespenspinne als Zeiger für den Klimawandel.

Wo fühlen sich Igel wohl?
Igel sind nachtaktive Insektenfresser. "Sie brauchen kleinräumige und reich strukturierte Lebensräume wie Hecken, Gehölze, artenreiche Wiesen", so der Landesbund für Vogelschutz (LBV). Welche Art von Unterschlupfmöglichkeiten sind also ideal? Igel lieben Verstecke aller Art. Sie finden Schlafplätze unter Sträuchern, Laubhaufen und Totholzhaufen. Was können Gartenbesitzer für Igel tun? Zunächst sollten die Gärten für Igel „geöffnet“ werden. Bodentiefe Mauern und Zäune machen es den Igeln sonst unmöglich in den Garten zu gelangen. Ein Komposthaufen zum Beispiel bietet dem stacheligen Gesellen Unterschlupf im Winter. Der LBV rät: "Legen Sie in Ihrem Garten eine Blühwiese an. Sie lockt viele Insekten an und davon profitieren auch die insektenfressenden Säugetiere wie der Igel."

Zwischen welchen Pflanzen fühlen sich Vögel besonders wohl?
Auf der Suche nach Nahrung sind Vögel das ganze Jahr über unterwegs. Die Speisekarte wechselt mit dem Jahresverlauf. Stieglitze zum Beispiel fressen sich im Winter an Baumsamen von Erle, Fichte und Kiefer satt, während der Brutzeit picken sie vornehmlich Samen milchreifer Korbblütler wie Ringelblume, Wegwarte, Wermut und Echte Kamille und später im Jahr verschiedene Distelarten. Ab dem Herbst liebe Vögel und andere Körnerfresser Stauden wie Ampfer, Hirse, Mädesüß oder Lavendel.
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Auch die richtigen Bäume sind wichtig. Die Vogelbeere bietet Winternahrung für über 60 Vogelarten. Efeu und Wilder Wein ist ein idealer Nistplatz für Vögel, wie zum Beispiel für Gartenrotschwanz und Spatzen. Auch Balkonbesitzer können was tun: "Ein artenreich bepflanzter Balkon lädt im Sommer pollen- und nektarsammelnde Insekten zum Schlemmen ein und bietet Vögeln neben Nahrung auch Nist- und Überwinterungsmöglichkeiten", so der LBV. Im Winter freuen sich samenfressende Vögel wie der Stieglitz über die verblühten und nicht entfernten Samenstände eine zusätzliche Futterquelle. Am besten, man schneiden die verblühten Stängel erst im Frühjahr zurück.
Veranstaltungen & Seminare "Biodiversität im Garten: Lebensräume für Tiere im Garten schaffen" heißt ein Seminar am Mittwoch, 26. Juni, auf dem Gelände der LWG in Veitshöchheim. Von 9 bis 17 Uhr gibt es dort Informationen über das Zusammenspiel von Unterschlupf- und Nahrungsangebot, das die verschiedenen Tierarten benötigen, um sich im Garten wohlzufühlen. Das ganztägige Seminar richtet sich an alle Gartenfreunde und kostet 20 Euro. Anmeldung: bay.gartensakademie@lwg.bayern.de Auch der Tag der offenen Tür bei der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim am Sonntag, 7. Juli,steht im Zeichen der Biodiversität. Von 9 bis 16 Uhr kann man dort alles über die Forschungsarbeit rund um Förderung und Erhalt der biologischen Vielfalt erfahren. Außerdem geht es darum, wie jeder Einzelne seinen Beitrag dazu leisten kann. Der Obst- und Baumschulversuchsbetrieb „Stutel“ hat wegen Bauarbeiten derzeit geschlossen. Aber am Thüngersheimer Scharlachberg wird eine Wanderung durch die Weinberge mit verschiedenen Stationen angeboten.