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Würzburg: Darum demonstrierten hunderte Lehrer in Würzburg

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Darum demonstrierten hunderte Lehrer in Würzburg

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    Hunderte Lehrerinnen und Lehrer haben am Samstag (18.01.20) auf dem Unteren Markt in Würzburg gegen die Personalpolitik des Kultusministeriums protestiert. 
    Hunderte Lehrerinnen und Lehrer haben am Samstag (18.01.20) auf dem Unteren Markt in Würzburg gegen die Personalpolitik des Kultusministeriums protestiert.  Foto: Foto: Patty Varasano

    Trillerpfeifen und Trommeln erklangen am Samstagnachmittag auf dem Unteren Markt in Würzburg. Während eine Mischung aus Schnee und Regen auf die Demonstranten tropfte, ließen diese ihrem Ärger freien Lauf. Immer wieder skandierten die Lehrerinnen und Lehrer "Es reicht" und hielten symbolische rote Karten in die Luft: eine Botschaft, die ans bayerische Kultusministerium gerichtet war.

    Die protestierenden Lehrkräfte sind wütend. In ihren Händen hielten sie Schilder mit der Aufschrift: "Weil nicht jeder rechnen kann, müssen jetzt die Lehrer ran" oder "Die Politik pennt, der Lehrer rennt". Eine junge Frau hatte sich ein blaues Auge geschminkt. Auf einem Schild um ihren Hals stand: "Herr, Piazolo, das war ein Schlag ins Gesicht." Nach Angaben der Gewerkschaft "Erziehung und Wissenschaft" (GEW) Unterfranken waren 750 Menschen zu der Kundgebung gekommen, deutlich mehr als ursprünglich angekündigt. Die Polizei Würzburg sprach hingegen von 300 Teilnehmern. 

    Kritik: Maßnahmepaket sei wie ein schlechtes Weihnachtsgeschenk

    Anlass des Protests waren die angekündigten Maßnahmen, mit denen Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) dem Lehrermangel an Grund- Mittel- und Förderschulen begegnen will. Denn voraussichtlich können in Bayern ab dem nächsten Schuljahr 1400 Vollzeitstellen an Grundschulen, Mittelschulen und Förderschulen nicht besetzt werden.

    Es reicht ihnen: Lehrkräfte zeigten dem Minister bei einer Kundgebung in Würzburg die rote Karte.
    Es reicht ihnen: Lehrkräfte zeigten dem Minister bei einer Kundgebung in Würzburg die rote Karte. Foto: Patty Varasano

    Um das zu kompensieren, will der Minister die Wochenarbeitszeit für Grundschullehrer um eine Stunde erhöhen und Teilzeitarbeit einschränken. Ferner sollen Lehrer nicht mehr vor Vollendung ihres 65. Lebensjahres in Pension gehen dürfen. In seiner Rede auf dem Würzburger Marktplatz verglich der Vorsitzende des GEW-Bezirksverbandes Unterfranken, Martin Heilig, das Piazolo-Paket mit einem misslungenen Weihnachtsgeschenk. Dieses sei "schlecht vorbereitet, inhaltlich inakzeptabel und – zu spät".

    Lehrer fordern höhere Bezahlung

    Bedanken wolle er sich dafür nicht. Stattdessen forderte der Gewerkschafter bessere Arbeitsbedingungen und eine höhere Bezahlung. Ein Wunsch, der zustimmende Reaktionen bei den Zuhörern erntete.

    Auch Ursula Dorsch ärgert sich über die Bezahlung der Grundschulpädagogen. Lehrern am Gymnasium werde mehr bezahlt, weil sie fachlich versiert seien, so die Pensionistin. Aber warum werde Fachwissen höher geachtet als pädagogische Verantwortung? Gerade hier seien Grundschullehrer extrem gefordert.

    Angst um die eigene Gesundheit

    Auf der Bühne standen nicht nur Vertreter der GEW Unterfranken, des Unterfränkischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (ULLV) und der Katholischen Erziehergemeinschaft (KEG) Bayern. Mit Anke Schneider von der Grundschule Waldbüttelbrunn kam auch eine der betroffenen Lehrerinnen zu Wort. Jahrelang habe das Kultusministerium behauptet, so Schneider, dass es mehr als genug Lehrer in Bayern gebe und man die Situation "fest im Griff " habe. "Anstatt sich selbst zu beweihräuchern, hätte man beizeiten Maßnahmen ergreifen sollen", sagte die Lehrerin. Sowohl die steigende Geburtenrate als auch die hohe Zahl an Pensionierungen seien nicht überraschend gekommen.

    Schneider berichtete von überarbeiteten Kollegen, die nur in den Ferien dazu kämen, Krankheiten auszukurieren. Sie schilderte teils extreme Anforderungen in den Klassenzimmern, etwa, wenn Kinder nur rudimentär die deutsche Sprache beherrschen, wenn sich Schüler im Klo einschließen oder sogar Mitschüler mit einem Messer bedrohen würden.

    Warum die Demonstranten die Verordnungen des Kultusministers ablehnen, hielten viele von ihnen am Ende auf Postkarten fest. "Weil der Beruf als Grundschullehrerin noch unattraktiver wird. Ich bin seit Jahren an meiner Belastungsgrenze und fürchte um meine Gesundheit", schrieb eine Lehrerin auf die Karte und warf sie in den Briefkasten der GEW. Bald wird diese Post München erreichen. Ob Michael Piazolo darauf reagiert?

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