Es gibt in diesen Zeiten bestimmt einfachere Jobs als SPD-Politiker in Bayern. Die Umfragewerte der Sozialdemokraten sind im Keller. Rang vier in Bayern hinter CSU, Grüne und AfD. Georg Rosenthal gibt sich dennoch "ganz zuversichtlich". Muss er auch sein. Der frühere Oberbürgermeister von Würzburg will erneut den Sprung in den Landtag schaffen, ist Direktkandidat für den Stimmkreis Würzburg-Stadt, steht auf der unterfränkischen SPD-Liste auf Platz drei.
Dabei weiß Rosenthal: "Das wird kein Selbstläufer." Derzeit sei es schwer, politische Inhalte an den potenziellen Wähler zu bringen. "Alles ist überwölbt vom Thema Flüchtlinge", beklagt er im Gespräch mit der Redaktion. Die SPD werde "zerrieben zwischen gesellschaftlichen Anforderungen und den Erwartungen von Menschen mit niedrigem Einkommen und niedrigen Bildungsabschlüssen". Vor allem bei "den einfachen Arbeitern, die früher SPD gewählt haben, ist die AfD da leider ein Konkurrent". "Für Flüchtlinge habt ihr immer Zeit und Geld, für mich nicht", bekomme er im Wahlkampf immer wieder zu hören - vornehmlich von Menschen, die Angst hätten vor Abstieg und Verlust.
Schwerpunkt sozial bezahlbares Wohnen
Und was sagt er den Leuten? "Wir müssen uns um die Flüchtlinge kümmern, aber selbstverständlich haben wir euch im Blick!" Und er verweist auf seine Arbeit: "Seitdem ich im Landtag sitze, kümmere ich mich um das Thema Wohnen". "Sozial bezahlbares Wohnen" zählt neben Mobilität samt ÖPNV sowie Bildung zu seinen Schwerpunktthemen. Die öffentliche Hand müsse für diese Bereiche mehr Geld bereitstellen. Zudem sei es ein Unding, dass Landkreise keine Wohnungsbaugesellschaften gründen dürften. "Der Landkreis Würzburg könnte das aus dem Stand." Und generell fordert Rosenthal mehr soziale Gerechtigkeit, der Reichtum in der reichen Bundesrepublik müsse anders verteilt werden.
Seine Ziele und Forderungen erläutert der Abgeordnete ebenso detailreich wie er über seine Arbeit der vergangenen fünf Jahre spricht. "Meine schriftlichen Anfragen sind die Grundlagen für meine Arbeit. Diese machen Defizite deutlich und liefern mir Informationen für meine Anträge", berichtet er, der Mitglied ist in den Ausschüssen für Wissenschaft und Kunst sowie für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie regionale Beziehungen.
"Die Welt ist runder und bunter als ich das früher je vermutet habe. Das gibt mir eine gewisse Gelassenheit."
SPD-Landtagskandidat Georg Rosenthal
Rosenthal galt schon als Oberbürgermeister als akribischer Arbeiter, der sich in die Themen förmlich "hineinfrisst". Populismus ist seine Sache nicht. Rosenthal will viel wissen, weiß viel - und erklärt gerne. Wer bei ihm nachfragt, bekommt oft weitaus ausführlichere Antworten als ihm möglicherweise lieb ist. Was auch daran liegt, dass die Welt und vor allem die Politik komplizierter sind als sie der Wähler haben möchte. Und Rosenthal es sich nicht leicht machen möchte.
Erfolge auch aus der Opposition heraus
Dass Anträge von ihm und seiner Fraktion erst mal abgelehnt und später bisweilen leicht verändert von der Mehrheitspartei CSU wieder aufs Tapet kommen, nimmt er sportlich. Wichtig sei, dass man Politik angestoßen habe, "die ohne unsere Initiative vielleicht nicht stattgefunden hätte".
Beispiele? Rosenthal nennt unter anderem "das permanente Bohren im Bildungsausschuss" zur Wiedereinführung von G 9, den Teilerfolg bei kostenfreiem Kindergartenzugang, eine bessere, wenn auch noch unzureichende Finanzierung von Frauenhäusern.
Rosenthal: Erneute Kandidatur war vor allem Wunsch der Partei
Dass er mit 71 Jahren noch einmal kandidiert, habe er sich "gut überlegt", sagt Rosenthal. Doch letztlich habe ihn die breite Aufforderung der Würzburger SPD überzeugt, noch einmal anzutreten. "Die wissen ja, was ich aufgebaut und dass ich das Stimmkreismandat für die Stadt wieder zurückgeholt habe", merkt er selbstbewusst an. Er erlebe eine große Unterstützung der Partei, was "nicht immer so" gewesen sei. Dazu kommt, dass ihm das politische Arbeiten noch immer Spaß macht.
Einen Plan B, falls es mit dem Wiedereinzug ins Maximilianeum nicht klappen sollte, hat Rosenthal nicht. Aber die vielen Veränderungen in seinem Leben hätten ihn häufig gezwungen, sich selbst in Frage zu stellen und Perspektiven zu erarbeiten. "Die Welt ist runder und bunter als ich das früher je vermutet habe. Das gibt mir eine gewisse Gelassenheit", sagt er. Und gibt sich zuversichtlich: "Ich kämpfe für was und ich glaube auch, dass ich die Menschen erreiche."

SteckbriefName: Georg Rosenthal Alter: 71Familienstand: verheiratet, vier Kinder Wohnort: München, WürzburgBeruf: Diplom-Kaufmann nach Studium Betriebswirtschaftslehre, Soziologie und Rechtswissenschaft. Zweitstudium Psychologie. Beruflicher Werdegang: unter anderem Dozent beim Berufsfortbildungswerk des DGB, Projektleiter für Wirtschaftsförderung für kleinere und mittlere Unternehmen in Jakarta/Indonesien, Leiter der Akademie Frankenwarte. Politischer Werdegang: Von 2008 bis 2013 Oberbürgermeister der Stadt Würzburg. Seit 2013 Mitglied des Bayerischen Landtags. Mitglied des Ausschusses für Wissenschaft und Kunst. Stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Bundes- und Europa-Angelegenheiten. Europapolitischer und forschungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion.