„Kill me, Kate oder kiss me, Kate“ – eine Komödie über die Tragödie, heute eine Frau zu sein; unter dieses Motto stellte die Künstlerin, die sich selbst als mittelfränkische Pfälzerin mit friesischem Migrationshintergrund bezeichnet, ihren Auftritt bei den Ochsenfurter Sozialdemokraten.
Frisch vom Freund getrennt, sah sie sich auf Veränderung aus, machte zugleich vor dem Publikum eine Bestandsaufnahme von ihrer Rolle als Frau.
Genau zu diesem Zeitpunkt sah sie sich gefordert, als Theatermacherin Shakespeares Stück „Der Widerspenstigen Zähmung“ zu inszenieren – eine harte Herausforderung für eine gar nicht so gezähmte Widerspenstige.
Ein Stück aus einer Zeit zu inszenieren, in der Bushido jederzeit den Othello besetzen könnte und selbst Frauenrollen mit Männern besetzt wurden, für die Desdemona beispielsweise Conchita Wurst passend gewesen wäre, also gegensätzlich von ihrem Verständnis ihrer Rolle der Frau, sah sie als Herausforderung.
Dabei sei sie schwierige Situationen ja gewohnt, beispielsweise bei der Aufführung von Romeo und Julia im Seniorenheim, wo die Heimbewohner mit ihrem Rollator Haschisch schmuggeln und Schutzgelder erpressen, um ihre Renten aufzubessern.
Überhaupt Frauenrolle: Das fängt an beim Schönheitschirurgen, der mittels Chirurgie aus hässlichen Entlein stolze Schwäne zu machen verspricht: „Dabei findest du in seiner Praxis weder das eine, noch das andere, sondern nur eine dumme Gans neben der anderen“.
Aber die Liebe ist der Frauen Pflicht, auch in den Tragödien: „Was hat Frau davon? Desdemona: erst verliebt, dann tot; Julia: erst verliebt schließlich tot,“ listete sie auf.
Sie warf die Frage auf, warum soziale Berufe wie Erzieherin im Kindergarten oder Krankenschwester um so viel schlechter bezahlt werden wie asoziale Berufe, beispielsweise Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank. In manchen Berufen, wie zum Beispiel bei den ZDF-Mainzelmännchen, sah sie für Frauen selbst heute noch keinerlei Aufstiegsmöglichkeiten.
Auf ihre Art nahm sie sich den Fragen der modernen Erziehung an, indem sie schilderte, wie schwierig es beispielsweise sein kann, den Eltern der Kindertheatergruppe gegenüber durchzusetzen, eine Obstkiste beim Biobauern zu abonnieren statt die Lebensmittel bei Aldi einzukaufen.
Und wo bleibt der Mann in einer Zeit der Dating-Plattformen im Internet, die es selbst für Tiere wie Wellensittiche schon gibt? Wer steht als Frau heute noch auf Machos? Wenn Frau einen Mann trifft, der gebildet, gut aussehend, dazu noch reich und wohlhabend ist, ist der garantiert schwul.
So arbeitete sich Inka Meyer zwei Stunden lang durch die zwischengeschlechtlichen Beziehungen, legte dabei ein atemberaubendes Sprechtempo vor und brachte die absurdesten Beispiele für ihre Vergleiche. Bei verwitweten Wellensittichen funktioniert beispielsweise die Partnervermittlung in der Art, dass Männchen und Weibchen einfach in Volieren zusammengesperrt werden, bis sich neue Paare finden: „Machen Sie das mal mit Menschen“.
Zum Abschluss zeigte sie sich versöhnlich, denn „eigentlich sind wir ja alle Feministen, Männer wie Frauen. Feministen sind alle, die lieb zueinander sind.“
Provokativ fragte sie in die Runde der Zuhörer: „Wer von Ihnen ist heute kein Feminist?“ Nicht eine einzige Hand ging hoch.
Reichlich Applaus gab es abschließend für die Künstlerin, die keine Berührungsängste mit ihrem Publikum zeigte und sich hinterher noch den Fragen der Gäste stellte.