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REGION WÜRZBURG: Das dubiose Geschäft mit Teddys

REGION WÜRZBURG

Das dubiose Geschäft mit Teddys

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    So wirbt etwa zur Zeit der baden-württembergische Verein „Kleine Patienten in Not“ in der Region Würzburg um Sponsorengelder für Trösterteddys (wir berichteten). Die Teddys namens Benny kosten 15 Euro und sollen an Rettungsdienste, Polizei und Krankenhäuser verteilt werden, um Kindern Trost zu spenden.

    Die Mitglieder des Vereins berufen sich dabei auf ihre guten Kontakte zu den einzelnen Stellen. Doch genau dort, so hat unsere Recherche ergeben, weiß man gar nichts von der Sponsorensuche. Fragt man beim Verein gezielt nach Namen von den Sponsoren, bekommt man die Antwort: „Viele wollen gar nicht genannt werden, die bleiben lieber anonym.“ Thomas Bauer heißt das Vereinsmitglied, das freimütig auf Anfrage mit der Presse plaudert. Von den vielen persönlichen Kontakten zu den Professoren in Kliniken, zu Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten. „Die schicken uns auch immer Bedarfs-Faxe. Wenn die Trösterbären zur Neige gehen, schicken wir dann Neue.“ Von solch engen Kontakten weiß man in Würzburg indes nichts.

    Kein Anschluss

    Anrufe bei Vereinen wie „Kinderhilfe e.V.“ oder „Kleine Patienten in Not“ gestalten sich als schwierig: Entweder, es besteht kein Anschluss unter den angegebenen Nummern oder es läuft ein Anrufbeantworter mit der Ansage, dass man nicht erreichbar sei, weil man Teddys verteile.

    „Mehr als dubios“, nennt etwa Christa Mehling aus Würzburg die Aktion des Vereins „Kleine Patienten in Not“. Sie ist von einem Mitarbeiter angerufen worden und um Geld für die Aktion gebeten worden. „Ich habe mich dann überall erkundigt, aber keiner wusste von einer Teddyaktion“, sagt sie. Der Mann habe dann ein zweites Mal angerufen. „Er hat mir nicht seine Telefonnummer nennen wollen. Und als ich ihm sagte, dass ich mich erkundigt hätte, legte er sofort den Hörer auf“, erinnert sie sich.

    „Die Idee mit Trösterbären ist gut“, sind sich Vertreter von Krankenhäusern und Rettungsleitstellen einig. Aber die Transparenz müsse gewährleistet sein. Und genau die stellt etwa das Bayerische Rote Kreuz beim Verein Kinderhilfe in Frage. „Wir haben dem Verein auf seine Anfrage entsprechend geantwortet“, erklärt Paul Justice von der BRK-Rettungsdienststelle in Würzburg.

    Eigene Teddy-Aktion

    Auch in der Kinderklinik der Uni Würzburg hat man 2006 dankend abgelehnt, als das erste Angebot mit den Trösterbären kam. „Wir haben selbst eine Teddy-Aktion. Unsere Elterninitiative verkauft jährlich 2000 Bären, da wollten wir Verwirrungen vorbeugen“, sagt Oberarzt Matthias Eyrich. Dennoch sei am 20. 12. 2006 unaufgefordert ein Paket mit 15 Trösterbären zugestellt worden.

    Der „Verein Kinderhilfe“ lässt sich offenbar nicht leicht abschütteln. Vor wenigen Wochen kam erneut ein Paket in der Kinderklinik an. Diesmal mit 106 Bären namens „Knuddel-Ralphi“. Diese seien ohne Frage süß, sagt Direktor Professor Dr. Christian Speer auf Anfrage. Dennoch kommt auch ihm die Aktion nun immer spanischer vor.

    In einem Begleitschreiben heißt es lediglich, dass Sponsoren aus der Region die Bären gespendet haben. Es folgt ein Aufruf inklusive Kontoverbindung an die Eltern, doch auch mit Spenden zu helfen. Und dann hat man noch eine konkrete Bitte an die Klinikleitung: die Ausstellung eines Referenzschreibens.

    Von denen hat der Verein inzwischen einige gehortet, wie ein Blick auf die Internetseite zeigt. Professor Speer hat sich jedoch auf nichts eingelassen. Er befürchtet, dass so seriöse Aktionen wie die der Elterninitiative geschädigt werden.

    Auch andere Kliniken sind zunehmend skeptisch. Die Oberschwabenklinik im Kreis Ravensburg und in Neuburg an der Donau warnen im Internet vor den Vereinen. So sei etwa Bär Benny viel zu teuer, zudem wisse man nicht, wer wirklich hinter der Aktion stehe. Fehlinformationen und unlautere Machenschaften werden den Vereinen öffentlich vorgeworfen. Dazu gehöre, dass ohne ihr Wissen im Namen ihrer Klinik geworben würde. Genau das ärgert auch das BRK, mit dessen Logo ebenfalls ohne Absprache Gelder für die Bären gesammelt wurden.

    „Wir hatten in Würzburg selbst eine tolle Aktion mit dem Modehaus Schlier, da wurden auch Teddys für den Notfall gespendet. Die kamen super an“, erinnert sich Paul Justice. Auch er bedauert es, dass durch unseriöse Machenschaften eine gute Sache nun einen schlechten Beigeschmack bekommt.

    Ralphis und Bennys

    Thomas Bauer vom Verein „Kleine Kinder in Not“ in Sasbach indes lobt seinen Verein in höchsten Tönen. Vier Mitarbeiter und einige Teilzeitkräfte ranken sich demnach um den „Macher“ der ganzen Aktion, den zweiten Vorsitzenden Ralph Wendling, der zur Zeit Teddys ausfährt. Keine „Knuddel-Ralphis“, die verkauft ja schon die Konkurrenz. Benny heißt der Bär von Ralphs Verein.

    Der ist laut Bauer 2003 aus einer Elterninitiative heraus entstanden und will nun sieben bis acht Einrichtungen im Landkreis Würzburg mit Bären bedenken. Welche genau, das konnte Thomas Bauer allerdings nicht sagen. „Wissen Sie, die fürchten alle um ihre Fördergelder.“

    Auch die wunderbaren, mit den Jahren gewachsenen persönlichen Kontakte in die Uni-Klinik konnte er nicht konkretisieren. „Äh, wie heißt der Professor nochmal, also ich glaube das ist der aus der Kinder- und Jugendpsychatrie.“ Über die zu erwartende Höhe der Sponsorengelder aus Würzburg konnte er keine Schätzung abgeben. Ebenso wenig Namen von „Dauerförderern“ nennen. „Das wollen die gar nicht, die wollen meistens anonym bleiben.“

    Und dann plaudert Herr Bauer über den Bären Benny, den es in drei Größen gibt. Der kleinste Bär sei für die Polizei geeignet: „Die haben ja nicht so viel Platz im Auto.“

    Wenig übrig hat Herr Bauer für den Trösterbären-Konkurrenz-Verein „Kinderhilfe“ und wird nun konkret: „Das hat einen kommerziellen Touch. Davon distanzieren wir uns.“

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