Nach dem großen Würzburger Kinosterben Ende der 90er Jahre – die beiden Großkinos am Alten Hafen und im Mainfrankenpark hatten 1999 eröffnet – hatte sich das Corso auf anspruchsvolle Filme spezialisiert. Doch auch damit war das Traditionskino nicht mehr auf Dauer zu halten, erläuterten die beiden Inhaber Lothar Michel und Hildegard Jung. Der Kostendruck war zu groß und die Multiplexe zogen zu viele Kinofans ab. Die Situation war nicht mehr tragbar.
„Für kleine, feine und schöne Filme ist unser Corso zu groß und zu teuer im Betriebsablauf“, bedauerte Jung in einem Gespräch mit dieser Zeitung. Sieht sie eine Chance für ein neues Programmkino in Würzburg, wie es eine Initiative fordert, die über 2500 Unterschriften sammelte? „Wenn die Betreiber die Kosten gering halten können mit einem ganz hohen Selbsteinsatz könnte es vielleicht gehen.“
Die meisten Angestellten wie auch Kinoleiter Arnold Schatzler haben längt das Rentenalter erreicht, hielten aber dem Lichtspieltheater die Treue. Schatzler kam aus der Versicherungsbranche 1970 ins Corso, in die Welt des Glanz und Glamour und der Stars. Er blieb 39 Jahre lang. Schatzler ist 73 Jahre alt. Er hat auch den norwegischen Film als Abgesang ausgesucht. Zwei jüngere Mitarbeiter sind derzeit auf Jobsuche.
Das Corso gibt es seit 60 Jahren. Am 25. Dezember 1949 wurde es feierlich von den Kinopionieren Karl Maier (Jungs Großvater) und Josef Michel (Michels Vater) eröffnet. Sie schenkten den Würzburgern damit eine schöne Abwechslung in ihrer noch teilweise vom Krieg zerstörten Stadt. Ständig verbesserten die Kinobetreiber die Technik. So hielten Cinema Scope – die Filme füllten die ganze Leinwand aus – Todd-AO – bessere Ton- und Bildqualität und das brillante THX-System Einzug. Die Würzburger waren technisch immer vorne mit dabei.
Das Internationale Filmwochenende war seit 1978 zu Gast im Corso und das Kino hat viele Star- und Regisseur-Besuche erlebt. Die Organisatoren mussten sich einen anderen Veranstaltungsort suchen und umdenken: Sie ergriffen die Chance mit ihrem Festival ganz ins Cinemaxx am Alten Hafen einzuziehen. Zwei Säle wurden dort schon seit Jahren genutzt, vom 27. bis 31. Januar werden es jetzt vier, einer weniger als noch mit dem Corso im Boot. Allerdings muss man die Veranstaltung zeitlich ausdehnen, um die Besucher unterzubringen. Aus dem Wochenende wird damit schon fast eine Woche.
Da das Cinemaxx unter einigen Cineasten unbeliebt ist, wissen die Verantwortlichen allerdings noch nicht, ob das der richtige Schritt ist und ob die Besucher mitziehen. Hannes Tietze von der Filminitiative: „Es wird ein Festival mit vielen Fragezeichen.“
Aber auch andere Veranstalter fühlten sich im Corso in der Innenstadt wohl. So organisierte unter anderem Stadtrat Antonino Pecoraro noch Ende September im Lichtspielhaus eine Premiere für Würzburg: die italienischen Filmtage mit elf hochwertigen Werken aller Genres als Originale mit Untertiteln. Er macht sich besonders stark für ein neues Programmkino. Und auch der Afrika-Klub Würzburg gab dem scheidenden Corso noch ein kleines Festival mit auf den Weg: Im November liefen drei afrikanische Titel aus Äthiopien und dem Senegal.
Nun wird demnächst ungebaut, das Corso und seine drei Säle verschwinden genauso wie die Drogerie „Ihr Platz“. Nur der Blumenladen im Haus ist dann noch vertraut.