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Gelchsheim: Das Geheimnis der Turmkugel ist gelüftet

Gelchsheim

Das Geheimnis der Turmkugel ist gelüftet

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    Das Geheimnis ist gelüftet. Anton Schultz öffnet die bronzene Gelchsheimer Kirchturmkugel.
    Das Geheimnis ist gelüftet. Anton Schultz öffnet die bronzene Gelchsheimer Kirchturmkugel. Foto: Hannelore Grimm

    "Ist da ein Schatz drin?" Die Kleinen aus dem Kindergarten und die Drittklässler der Grundschule Aub, die vor der Pfarrkirche warten, sind genauso gespannt, welche Geheimnisse sich in der Turmkugel verstecken, wie Zimmermeister Wolfgang Frischat, die Mitarbeiter von Edmund Haas  (Architekturbüro Haas & Haas Eibelstadt) und einige Schaulustige, die sich zur Öffnung der bronzenen Kugel eingefunden haben.

    "Dann wollen wir doch mal nachsehen welche Erinnerungsstücke da alles drin sind", sagt Pfarrer Gregor Sauer bevor Restaurator Anton Schultz (Bütthard) seinen Arm in die Öffnung der Kugel steckt. Was er daraus zutage förderte ist kein Schatz, sondern lediglich eine kleine verrostete Dose mit der Aufschrift: Maggi Gekörnte Brühe. In der Dose steckte ein beschriebenes Blatt Papier dessen Inhalt Gregor Sauer verliest:

    Turm brannte 1952

    "Am Sonntag 4. Mai 1952, brach mitten im Gelchsheimer Jahrmarkttreiben in der Scheune von Otto Walter Haus-Nr. 81 Feuer aus, das durch Funkenflug auch auf die Scheune von Josef Groll Haus-Nr. 80 übertrug. Beide Scheunen wurden vollständig vernichtet. Auch die Turmspitze wurde vom Feuer erfasst. Helmstange mit Kugel und Kreuz stürzte nach Süden aufs Pflaster ohne Schaden anzurichten. Heute, 23. Juli 1952, wo man mit dem Aufschlagen der neuen Schule beginnt, wird das Kreuz auf dem Turm wieder aufgerichtet. Joseph Kampfmann, Pfarrer." Der Geistliche hat von 1946 bis 1964 in der Marktgemeinde gewirkt.

    Den vor einigen Wochen begonnenen Sanierungsmaßnahmen sind rund neun Jahre vorangegangen, seit Pfarrer Sauer und der ehemalige Kirchenpfleger Bürgermeister Hermann Geßner das Bischöfliche Ordinariat über den desolaten Zustand des Turmes informiert haben.

    Zahlreiche Mängel am Kirchturm

    Es wurde festgestellt, dass das Kreuz in Schieflage geraten ist, es zahlreiche Fehlstellen in der Schiefereindeckung gibt, Abdeckungen an den Gesimsen und an den Schallläden zu reparieren oder zu erneuern sind. Die Ziffernblätter der Kirchturmuhr sind zu ersetzen, der Blitzschutz und die Bleiverglasungen zu überarbeiten und das Wappen ist zu erneuern. Zudem muss der Außenputz erneuert und der Turm gestrichen werden.

    Die Kosten für die Erneuerung des Turms, in dem auch eine Treppe eingebaut sowie das Fenster an der Südseite wiederhergestellt wird, beziffert Pfarrer Sauer mit zirka 700 000 Euro. In der Geschichte der Kirche, die dem Heiligen Ägidius geweiht ist, lässt sich in Ermangelung von Urkunden kein genauer Zeitpunkt für die Errichtung eines Andachtsraums feststellen.

    1492 ein massiver Bau errichtet

    Mit Sicherheit ist allerdings davon auszugehen, dass lange ein Holzgebäude den Christen als Treffpunkt gedient hat bevor, wie eine Inschrift auf einer steinernen Tafel bezeugt, im Jahr 1492 in massiver Bauweise eine Kirche errichtet wurde. Bei einem Großbrand der 1664 das Dorf heimgesucht hat, wurde auch das Kirchengebäude ein Raub der Flammen. Im Jahre 1666 nahm der Deutschherrenorden Bad Mergentheim den Wiederaufbau des Gotteshauses vor. Das Deutschherrenwappen, das früher über dem Chor angebracht war, spricht für die Bautätigkeit und den bleibenden Einfluss des Ordens, dessen Spuren noch heute in der Marktgemeinde zu finden sind. Die Weihe der neuen Kirche durch Weihbischof Johann B. Mayer erfolgte im Jahre 1705.

    Nachdem 1946 der Innenraum saniert worden war, war es Pfarrer Lothar Brunnquell, der 1964 sein Amt in der Marktgemeinde antrat, der sich mit dem instandsetzungs- und gleichzeitig mehrfach verbesserungsbedürftigen Zustand des Gebäudes befasste.

    Zahlreiche Mängel an der Kirche

    Bei der gründlichen Bestandsaufnahme zeigte sich, dass eine Innen-und Außenrenovierung ebenso erforderlich wäre wie eine zweckmäßige Innengestaltung durch die Änderung des Orgelstandortes und des Außenaufgangs zur Empore. Zu weiteren Mängeln zählten der fehlende Seitengang und ein gesonderter Ausgang, undichte Fenster sowie die fehlende Mauerwerksisolation und eine Heizung.

    Die lange hürdenreiche Planungszeit, die 1966 ihren Anfang nahm, mündete darin, dass von der Kirchenverwaltung im Oktober 1971 einem sogenannten "Erweiterungsbau" zugestimmt wurde. Bei dem mit Kosten von 1,1 Millionen DM errichteten neuen Gotteshaus, das am 8. Juni 1974 eingeweiht wurde, ist das Kirchenschiff abgerissen worden. Von der alten Kirche ist das Portal in den modernen Kirchenbau ebenso mit einbezogen worden wie der Turm.

    Ein Brief in der kleinen Dose. Ein Schreiben des damaligen Ortsgeistlichen Joseph Kampfmann beschreibt den Großbrand, der 1952 zwei Scheunen vernichtet und auch die Kirchturmspitze getroffen hat.
    Ein Brief in der kleinen Dose. Ein Schreiben des damaligen Ortsgeistlichen Joseph Kampfmann beschreibt den Großbrand, der 1952 zwei Scheunen vernichtet und auch die Kirchturmspitze getroffen hat. Foto: Hannelore Grimm
    Eingerüstet ist der alte Kirchturm, der derzeit erneuert wird.
    Eingerüstet ist der alte Kirchturm, der derzeit erneuert wird. Foto: Hannelore Grimm
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