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SOMMERHAUSEN: Das Gemeindearchiv wird neu geordnet

SOMMERHAUSEN

Das Gemeindearchiv wird neu geordnet

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    Kreisarchivpflegerin Susanne Lang ordnet das Gemeindearchiv in Sommerhausen neu.
    Kreisarchivpflegerin Susanne Lang ordnet das Gemeindearchiv in Sommerhausen neu. Foto: Foto: CLAUDIA SCHUHMANN

    „Man entdeckt schon mal einen Kugelkäfer.“

    Susanne Lang, Kreisarchivpflegerin

    In weißen Hosen wird man Susanne Lang sicher nie sehen. Zumindest nicht, wenn sie bei der Arbeit ist. Die Volkskundlerin sortiert und ordnet derzeit das Sommerhäuser Gemeindearchiv. Und Archivarbeit, sagt sie, ist schmutzig. Sie führt aber auch meist zu interessanten Funden und einem neuen Blick auf das moderne Leben.

    Archivduft. Genau so, wie ein Laie sich das vorstellen würde, riecht es im Erdgeschoss des Sommerhäuser Rathauses. Nach altem Papier, nach Staub, nach geschlossenen Räumen. Auf großen Tischen liegen Kartons, Schriftstücke, Hefter. Sie alle werden von Susanne Lang gesichtet. Seit einem halben Jahr macht sie an zwei Tagen die Woche diese Arbeit im Auftrag der Gemeinde bereits.

    Und wann sie fertig sein wird, ist noch nicht abzusehen.

    Der Gemeinderat hatte nach der Renovierung des alten Rathauses die Gelegenheit ergriffen, das Gemeindearchiv von Grund auf neu ordnen zu lassen. Deshalb gehen die Akten, bevor sie aus den Umzugskartons in die Regale und Schränke wandern, durch die Hände von Susanne Lang. Seit März ist sie Kreisarchivpflegerin für den nördlichen Bereich. Ab 2017 wird sie für den gesamten Landkreis zuständig sein. Vor rund zehn Jahren fing sie in der kommunalen Archivpflege an und hat auf diesem Gebiet viel Erfahrung gesammelt.

    Die Sommerhäuser Akten, sagt sie, befänden sich insgesamt in einem ordentlichen Zustand. „Ich fand viele Paletten vor mit sorgfältig verpackten Akten und Bildern, aber auch anderen Gegenständen wie zum Beispiel Stempeln.“ Schon früher hatte sich die Verwaltung bei der Archivierung der Dokumente an einem bestimmten System orientiert, das beibehalten werden soll.

    Dass alles nach Sachgebieten in Hauptgruppen geordnet wird, ist keine ganz neue Erfindung. Wahrscheinlich seit 1838 sei dieses System verbindlich, sagt Susanne Lang. Sie ist nun dabei, alle Dokumente in einer Liste elektronisch zu erfassen. Die ganz alten Dokumente, etwa die aus dem 16. Jahrhundert, wurden natürlich noch nach einem anderen System geordnet. Bei diesen Akten gehört auch die Säuberung und Erhaltung zur Aufgabe der Volkskundlerin.

    Wo altes Papier sich stapelt, da finden sich auch Spuren unerwünschter Aktivitäten anderer. „Man entdeckt schon mal tote Spinnen oder Kugelkäfer“, erzählt Susanne Lang. Oder auch Fraßspuren, die Mäuse hinterlassen haben.

    Die Archivpflegerin und ihre Helferin gehen mit Staubtuch und Pinsel zu Werke, um Verschmutzungen zu entfernen. Für gröberen Dreck gibt es einen eigens angeschafften Haushaltsstaubsauger mit Feinfilter. „Den kann die Gemeinde hinterher auch weiter verwenden“, schmunzelt Susanne Lang.

    Um den Akten ein möglichst angenehmes Ambiente zu bieten, hat die Gemeinde spezielle Archivkartons angeschafft. Sie bestehen aus säurearmer Pappe, die das Papier nicht angreift. Im Falle von Überschwemmungen, wie erst vor Kurzem beim Zobelarchiv in Darstadt zu beklagen, kann der Karton viel Wasser aufnehmen und so die Akten darin eine Zeit lang vor größerem Schaden bewahren.

    Die Schriftstücke inhaltlich auszuwerten, ist nicht Teil der Arbeit von Susanne Lang. Trotzdem nimmt sie von Vielem Kenntnis, das sie zum Nachdenken bringt. „Manchmal entdeckt man über die Nachnamen Verbindungen zu heute noch in Sommerhausen lebenden Familien“, sagt die Archivpflegerin. Und oft erzählen die Akten auch von menschlichen Schicksalen.

    So gab es einmal eine Sommerhäuserin, die wegen Kindsmordes angeklagt war. Anderen wurde das Heimatrecht im Ort verwehrt, weil sie nicht imstande waren, für den Lebensunterhalt ihrer Familien zu sorgen. Solche Sozialfälle wollten sich Gemeinden in früheren Zeiten nicht aufbürden.

    Berührend findet Susanne Lang auch die Berichte über Versteigerungen des Besitzes von Auswanderern. Schöpfkellen wechselten den Besitzer, oder die Matratze des Nachbarn – Dinge, die heute auf dem Sperrmüll landen würden. „Die Wertigkeit war damals ganz anders“, sagt die Archivpflegerin. „Es ist immer wieder interessant.“

    Bürgermeister Fritz Steinmann hat Susanne Lang mit einer guten Nachricht überrascht: Die Verwaltungsgemeinschaft habe vor, einen Scanner zur Digitalisierung der alten Dokumente anzuschaffen, sagt Steinmann. Dieses Gerät bildet jede einzelne eingescannte Seite ab und speichert sie als Pdf, das als Link den Findbüchern im Computer angegliedert werden kann. Dann können die Schriftstücke bequem am Bildschirm gelesen werden, und die Originale bleiben in ihren Kartons.

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