Eigentlich sah es so aus, als wären die Tage der Tafel Ochsenfurt in ihren derzeitigen Räumlichkeiten gezählt. "Es ist einfach viel zu eng hier", sagt Traudl Baier, die Vorsitzende des Vereins. In den verwinkelten, kleinen Räumen im nördlichen Teil des alten Krankenhauses gebe es nicht genug Stauraum, um jeden Samstag Lebensmittel und andere Produkte für jeweils mehr als 200 Bedürftige unterzubringen. Sie spricht von einer "Zumutung für die Mitarbeiter", die ihr zufolge unter den beengten Verhältnissen leiden.
Deshalb hoffte die Tafel darauf, bald umziehen zu können – in den südlichen Gebäudeteil, in dem sich derzeit das Jugendzentrum (JUZ) befindet. Dieses wiederum hätte dann das Obergeschoss nutzen können, wo sich früher einmal die Rettungswache des Bayerischen Roten Kreuzes befunden hat.
Das sei zumindest vonseiten der Stadt, der das Gebäude an der Uffenheimer Straße gehört, in Aussicht gestellt worden, sagt Baier. Doch nun die Absage. "Das ist für uns sehr frustrierend", sagt die Vorsitzende. Denn sie hätten fest mit dem Umzug gerechnet und bereits um die 40.000 Euro für Renovierungsmaßnahmen zurückgestellt.
Platzprobleme haben sich durch hohen Ansturm verschärft
"Wenn wir mal sechs Kisten Karotten bekommen, wissen wir nicht wohin damit", schildert Baier die aktuelle Problematik. Auch in dem kleinen Aufenthaltsraum müssten sich manchmal bis zu zehn Ehrenamtliche zwängen, fügt Vera Stier, zweite Vorsitzende der Tafel Ochsenfurt, hinzu. "Dabei soll das Ehrenamt ja auch ein bisschen Spaß machen", meint sie.

Eng seien die Räumlichkeiten, die die Tafel 2018 bezogen hat, schon immer gewesen, sagt Baier. Der große Ansturm an Bedürftigen in den vergangenen Monaten habe die Situation allerdings verschärft.

Insgesamt versorgt die Tafel Ochsenfurt nach eigenen Angaben derzeit über 400 Personen mit Lebensmitteln. Pro Woche kommen demnach um die 100 Kundinnen und Kunden zur Ausgabestelle.
Stadt sucht nach neuen Standorten für Tafel und JUZ
Das Problem sei der Stadt durchaus bewusst, sagt Bürgermeister Peter Juks auf Nachfrage dieser Redaktion. "Die Ausschreibung für Sanierungsmaßnahmen wie Heizung und Elektronik im Obergeschoss war schon über die Bühne", sagt er. Nun habe man das Projekt allerdings gestoppt. Von einer Absage für den Umzug innerhalb des alten Krankenhauses will Juks nicht sprechen. Denn ganz vom Tisch sei die Idee, die Räume in dem Gebäude neu zwischen der Tafel und dem JUZ aufzuteilen, nicht.
Allerdings würden derzeit alternative Pläne, um die Situation der Tafel zu verbessern, geprüft, sagt der Bürgermeister und verweist auf einen Vorschlag der CSU-Fraktion. Diese hatte im Stadtrat ein leerstehendes Gebäude als neuen Tafel-Standort ins Spiel gebracht. CSU-Fraktionssprecherin Judith Schieblon begründet das auf Nachfrage unter anderem mit der fehlenden Barrierefreiheit, würde das JUZ das Obergeschoss des alten Krankenhauses beziehen. Gleichzeitig betont sie, wie wichtig mehr Fläche für die Tafel sei.
Würde sich dieser Vorschlag als umsetzbar erweisen und auch für das Jugendzentrum ein neuer Standort gefunden, brächte dies einen weiteren Vorteil mit sich, sagt Juks. Denn dann könnte das Areal in der Uffenheimer Straße komplett für ein neues Projekt genutzt werden, so der Bürgermeister. "Eine Idee mit Charme", wie er meint. Denkbar sei etwa ein Komplex aus dem schon bestehenden Gebäude und einem Neubau im Rahmen des Sozialen Wohnungsbaus.
Tafel sucht parallel selbst nach neuen Räumen
Allerdings sei derzeit noch vieles ungeklärt. "Die Verlagerung dieser zwei speziellen Nutzungen ist baurechtlich und finanziell nicht ohne", gibt Juks zu Bedenken. Im nächsten Schritt würden nun mit dem Eigentümer die Kosten für das als potenzieller Tafel-Standort ins Auge gefasste Gebäude ermittelt. Er hoffe auf neue Informationen im Frühjahr.

Finden sich keine neuen Räume für Tafel und JUZ, kämen die einst geplanten Veränderungen am alten Standort wieder ins Spiel. Ein Schwebezustand für alle Beteiligten, gibt Juks zu. "Aber es geht gerade nicht anders."
Darauf verlassen, dass das von der Stadt ins Auge gefasste Gebäude der neue Tafel-Standort werden könne, wolle sie sich deshalb nicht, sagt Traudl Baier. Stattdessen werde sich der Verein parallel nach neuen Räumen umschauen. Als Positivbeispiel führt sie die Tafel in Uffenheim an, die vor Kurzem eine ehemalige Metzgerei bezogen hat. Ein Ladenlokal mit Lagerfläche halte sie für eine gute Lösung, sagt Vera Stier. Außerdem sollte sich der Standort recht zentral befinden und mit dem Auto erreichbar sein, sagt sie. "Aber ansonsten haben wir keine großen Ansprüche."