Manchmal ist ein Sieg im sportlichen Wettbewerb ein Stück weit Glückssache. So war es auch beim zweiten Würzburger Lastenrad-Rennen: Chris Golz bekam im Finale die Aufgabe, eine Holzpalette zu laden und sicher zu transportieren, Ric Dettloff hatte es mit einer Toilettenschüssel etwas leichter. Deswegen landete Dettloff auf dem Unteren Markt am Ende auch knapp vor Golz.
"Die Palette lässt sich schwer laden und sichern, deswegen konnte Ric die letzte Runde deutlich schneller fahren. Das Rennen macht trotzdem Laune", sagte der Zweitplatzierte. Der Nürnberger geriet erst entscheidend in Rückstand, als ihm ein Plastikrohr auf den Boden fiel, das er wieder neu laden und sichern musste.
Bierkasten, Gasflache und Spitzhacke wurden transportiert
Der Sieger hatte einen weiteren Vorteil: Er ist Geschäftsführer der Nürnberger "CargoCowboys", hat früher beruflich viele Kilometer als Fahrradkurier absolviert und im letzten Jahr auch schon ein "Cargo Bike Race" in Augsburg gewonnen. Das Würzburger Rennen fand Ric Dettloff "interessant und abwechslungsreich. Es ist auch eine Frage der Übung, gerade mit den vielen verschiedenen Dingen, die man transportieren muss."
Auf dem engen Parcours mit vielen Haarnadelkurven kam es nicht nur auf Schnelligkeit und Beherrschung der Räder an: Beim Abarbeiten eines Einkaufszettels, den die Teilnehmer zu Beginn jeder Runde neu bekamen, galt es an verschiedenen Stationen Waren vom Bierkasten über eine Spitzhacke bis hin zur großen Gasflasche aufzuladen, korrekt zu sichern und zur Auftraggeberin zu transportieren – das war in diesem Fall "Oma Maggie", die sich für jeden Teilnehmer neue Herausforderungen ausdachte.
"Es macht wirklich sehr viel Spaß. Die Lastenräder sind wendiger als gedacht"
Benjamin Brückner
Wichtig für eine gute B-Note war außerdem die Freundlichkeit im Umgang mit den Kunden. "Es wird von Runde zu Runde anspruchsvoller, sowohl von der Ware, die transportiert werden muss, als auch vom Modus, die Läufe werden länger", erläuterte Karolin Zientarski. Die Rennleiterin ist Geschäftsführerin des Kurierdienstes "Radboten", der das "Cargo Bike Race" zusammen mit der lokalen Agenda 21 und der Initiative "Freies Lastenrad Würzburg" im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche zum zweiten Mal auf die Beine gestellt hat.
16 Teilnehmer in drei Runden
Die Premiere im vergangenen Jahr fand an einem Samstag statt – da hatten die Organisatoren weniger Platz, aber dafür mehr Zuschauer an der Rennstrecke. Am Sonntag war der Renn-Pacours deutlich länger und anspruchsvoller. Insgesamt waren 16 Teilnehmer am Start, die in drei Runden im KO-System den Sieger ausfuhren.
Der Würzburger Benjamin Brückner, für den im Halbfinale Schluss war, ging zum zweiten Mal an den Start und entschied sich als gut trainierter Rennradfahrer für ein Lastenrad ohne elektrischen Antrieb: "Es macht wirklich sehr viel Spaß. Die Lastenräder sind wendiger als gedacht", sagte Brückner.

Neben dem sportlichen Wettbewerb dient die Veranstaltung auch dazu, die vielfältigen Möglichkeiten von Lastenrädern als umweltfreundliche und nachhaltige Alternative zum PKW aufzuzeigen. Neben einigen Besuchern setzte sich auch Oberbürgermeister Christian Schuchardt in den Sattel und absolvierte eine flotte Runde auf dem Marktplatz.
"Lastenrädern gehört die Zukunft", betonte Schuchardt. Deswegen gibt es seit diesem Jahr auch ein städtisches Förderprogramm zur Anschaffung von Lastenrädern für Privatpersonen, dessen 50 000-Euro-Etat aber bereits ausgeschöpft ist.