Virgin Lands ist ein 3D-Grafik-Unternehmen mit Sitz in Rimpar, dessen Kunden fast ausnahmslos aus Deutschland kommen. Und doch sind die Resultate seiner Kopf- und Rechnerarbeit seit nunmehr 25 Jahren rund um den Globus zu sehen – und zwar in der virtuellen Welt. "Unsere wichtigste Branche", sagt Geschäftsführer Tobias Weingärtner, "ist mittlerweile der mittelständisch geprägte Maschinen- und Anlagenbau."
Daran war in den Anfängen von Virgin Lands noch nicht zu denken. Weingärtner hat Ende der 1980er eine Ausbildung zum Technischen Zeichner in einem mainfränkischen Architekturbüro absolviert. "Damals wurden die Skizzen noch händisch mit Bleistift und Tusche in zwei Durchläufen erstellt", erinnert sich der gebürtige Volkacher.
Tobias Weingärtner gründete seine Firma bereits mit 26 Jahren
Gleichzeitig kamen die ersten CAD-Software-Programme auf den Markt. Sie zogen den jungen Weingärtner schnell in ihren Bann. Er nahm privat Kontakt mit dem noch heute führenden Schweizer Anbieter Autodesk auf und konnte so eine kostenfreie Lizenz für sich ergattern. "Die dafür notwendige Hardware war aber immer noch teuer genug", erinnert sich Weingärtner schmunzelnd.

Das Feuer war jedenfalls endgültig entfacht. Gemeinsam mit zwei Mitstreitern gründete der damals erst 26-Jährige wenig später in Volkach die Firma Virgin Lands GbR. "Der Laden lief sehr schnell. Wir konnten Aufträge von großen Namen gewinnen wie Audi, Siemens oder John Deere."
Wie man als damals noch kleines Start-up zu solch renommierten Konzernen vorgedrungen ist? "Wir haben einfach das Telefon in die Hand genommen und dort angerufen, unsere Möglichkeiten geschildert. So konnten wir das Interesse wecken", berichtet Weingärtner. Letztlich bot Virgin Lands quasi als eine Art Pionier mit seinen 3D-Visualisierungen den perfekten Fotoersatz.
"Wir können auch in das Bild hineintauchen, um dort versteckte Bereiche zu visualisieren."
Tobias Weingärtner, Geschäftsführer Virgin Lands
Weingärtner blättert in einem gebundenen Buch mit digital erstellten Werken aus seinem Hause: ein riesiger Kran, das Modell einer Limousine oder ein Mähdrescher. Jede einzelne Grafik wirkt wie ein reales Bild. Auch die Zeitschrift "Der Spiegel", Handys oder Hörgeräte haben die Rimparer schon visualisiert.
Aber warum lassen Unternehmen ihre Produkte nicht einfach fotografisch ablichten? "Das ist aufwendiger und teurer", erzählt Weingärtner, "und bei Außenaufnahmen kann auch noch das Wetter einen Strich durch die Rechnung machen. Bei uns ist der Himmel dagegen immer blau; wir können auch in das Bild hineintauchen, um dort versteckte Bereiche zu visualisieren." Außerdem würden die Kunden ihre Neuheiten frühzeitig ankündigen wollen – und diese existierten häufig in Wirklichkeit noch gar nicht beziehungsweise nur als CAD-Zeichnung.

Relativ schnell, schon um die Jahrtausendwende, hat Virgin Lands wieder Neuland betreten und ist ins Bewegtbild-Geschäft eingestiegen. "Dabei handelt es sich meistens um kurze Filmanimationen, in denen bestimmte Prozesse und Produkte teils detailliert erklärt werden sollen", so Weingärtner. Eine Druckmaschine, ein großer Feldhäcksler, ein medizintechnisches Gerät oder eine Maschine für Backwaren: Wenn man so will, sind die Sequenzen eine Mischung aus Zeichentrick-Serie und Sendung mit der Maus.
"Der größte Mehrwert ist zum einen wieder der, dass man neue Maschinen in Aktion präsentieren kann, und zum anderen, dass man auch versteckte Funktionen aus dem Inneren zeigen kann", erläutert Katrin Grochulla, Prokuristin und Assistentin der Geschäftsführung. die Vorteile. Während man in der Realität viele Stellen einer Anlage oder eines Fahrzeuges gar nicht filmen kann, lässt sich mit Computertechnik jede Klappe öffnen.
Um all die Bilder berechnen zu können, sind irrsinnige Datenmengen vonnöten. "Wir haben im Keller über 300 Rechner stehen", berichtet Weingärtner. Für einen solchen Animationsfilm brauche es zum einen viel technisches Verständnis, zum anderen fundiertes Know-how in den Softwareprogrammen. Ein kleines, junges Team von zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deckt bei Virgin Lands praktisch alles ab. "Wir suchen immer gute und motivierte Leute", sagt der 50-Jährige, "jeder Interessierte kann sich gerne bei uns melden."
"Wir suchen immer gute und motivierte Leute. Jeder Interessierte kann sich gerne bei uns melden."
Tobias Weingärtner
Den letzten großen Schub hat die Corona-Pandemie gebracht. "Nach einer gewissen Schockstarre konnten wir uns vor Anfragen kaum retten. Schließlich mussten und wollten die Firmen ihre Produkte in der virtuellen Welt präsentieren", so Grochulla. Also konstruierte man digitale Messestände und Präsentationswelten, immer häufiger auch als App-Anwendung. "Wir sind auch immer ein Stück weit vom Fortschritt der Hardware abhängig", erklärt Weingärtner. Seit Anfang des vergangenen Jahres ist es über einen Sensor in einem Tablet möglich, quasi mit einer Berührung eine hochkomplexe, laufende Maschine in den Raum zu zaubern und sie auf dem Endgerät von allen Seiten zu inspizieren. "Das nennt sich Augmented Reality – also die Mischung zwischen Realbild und Computergrafik", sagt Weingärtner, während er mit dem Tablet in der Hand um die Maschine läuft. "Damit kann man einem Interessenten theoretisch an jedem Ort eine Maschine und ein Produkt genau zeigen."
Gleiches ginge natürlich auch mit einer Virtual-Reality-Brille. "Aber da ist man von der Außenwelt abgeschnitten." Der Virgin-Lands-Geschäftsführer erwartet allerdings, dass womöglich schon im kommenden Jahr die ersten normalen Brillen mit solchen Augmented-Reality-Funktionen auf den Markt kommen.
Virgin Lands GmbHDie Firma Virgin Lands GmbH hat ihren Sitz im Technologiepark, Kettelerstr. 5-11 in 97222 Rimpar. Gründungsjahr: 1997 als GbR: beschäftigt mittlerweile zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter; Das Unternehmen macht einen jährlichen Umsatz von 800.000 Euro: Produkte: 3D-Grafiken, 3D-Animationen, virtuelle Messestände, 3D-Apps, VR- und AR-Anwendungen; Geschäftsführer ist Tobias Weingärtner; Homepage: www.virgin-lands.comQuelle: jr