Ob auf dem Weg zur Arbeit, in die Schule oder für die Freizeit: Das Fahrrad liegt als Verkehrsmittel voll im Trend. Dies schlägt sich jedoch auch in der Sicherheitsbilanz der Polizei nieder: Trotz der im Vergleich zum Vorjahr insgesamt gesunkenen Anzahl an Verkehrsunfällen, war die Zahl der Unfälle mit Radfahrerinnen und Radfahrern 2020 im Stadtgebiet von 213 auf 242 gestiegen.

Doch was sind die häufigsten Fehler, die dabei von Würzburger Radfahrerinnen und Radfahrern gemacht werden? Die Redaktion hat mit einer Radfahr-Aktivistin und mit Experten für Straßenverkehr gesprochen und so die sieben häufigsten Fehler im Würzburger Straßenverkehr ausfindig gemacht.
1. Fahren zwischen den Würzburger Straßenbahnschienen

"Wir haben enorm viele Unfälle mit Radfahrern, die mit ihren Rädern zwischen den Gleisen fahren", sagt Polizeihauptkommissar Stefan Johannes, Leiter des Sachbereich Verkehr der Polizeiinspektion Würzburg Stadt. Das Problem: Fahrräder, die entlang der Straßenbahnschienen fahren, könnten sich während der Fahrt zwischen der Schienenführung verkeilen und stürzen. Straßenabschnitte mit Schienen sollten daher vermieden oder nur besonders aufmerksam befahren werden.
2. Unerlaubte Benutzung von Gehwegen und Zebrastreifen

Immer wieder kommt es vor, dass Radfahrerinnen und Radfahrer Gehwege benutzen. Dies sei grundsätzlich unzulässig und kann mit einem Bußgeld von bis zu 30 Euro geahndet werden, sagt Christian Köhler, Fachanwalt für Verkehrsrecht in Würzburg. Lediglich Kindern sei das bis zum zehnten Lebensjahr gestattet. Zebrastreifen seien hingegen komplett tabu: "Zebrastreifen sind Fußgänger-Überwege", so Köhler. Hier müsste das Rad beim Übergang geschoben werden.

Um bekannte Problemstellen abzusichern, empfiehlt Lore Koerber-Becker, Vorsitzende des ökologischen Verkehrsclub in Würzburg eine "klare, einheitliche und auch intuitive Radverkehrsführung". Unklarheiten wegen plötzlich endender Radwege oder dem Wechsel der Radverkehrsführung von der Straße auf gemeinsamen Geh-Radwege, könnte so entgegengewirkt werden.
3. Geisterfahrer und Verstöße gegen das Rechtsfahrgebot

Eine der bekanntesten Gefahrenstellen im Würzburger Straßenverkehr sei der Berliner Ring mit seinem geballten Verkehrsaufkommen. "Viele Fahrradfahrer sind hier durch unachtsame Autofahrer und entgegenkommende Geisterradler gefährdet", sagt Polizeihauptkommissar Johannes. Radwege müssen immer in der vorgegebenen Fahrtrichtung benutzt werden. Dabei gelte das Rechtsfahrgebot. Eine Ausnahme bestehe, wenn ein Zusatzschild die Straße oder den Fahrradweg für Räder in beiden Richtungen freigibt.
4. Mangelnder Abstand zu anderen Verkehrsteilnehmenden

An Engstellen in der Würzburger Innenstadt wird Radfahrerinnen und Radfahrern häufig rücksichtsloses Verhalten vorgeworfen. Diese Konflikte sind oftmals auf fehlende Sicherheitsabstände zurückzuführen. Klar ist, dass Passantinnen und Passanten in der Fußgängerzone Vorrang haben, Radfahrer müssen laut Verkehrsanwalt Köhler ausreichend Abstand halten und auch beim Überholen darauf achten, niemanden zu gefährden.

Doch auch auf der Straße sollten Radfahrende bewusst auf Abstände achten, sagt Christoph Spenkuch, Vorsitzender des Allgemeinen-Deutschen-Fahrrad-Clubs in Würzburg. So sollte etwa nicht zu weit rechts am Straßenrand gefahren werden, um Unfälle mit sich öffnenden Türen geparkter Autos zu vermeiden. Außerdem müssten überholende Fahrzeuge in diesem Fall auf die Gegenspur wechseln und könnten sich nicht mehr mit zu wenig Abstand auf der eigenen Spur vorbeiquetschen.
5. Zu schnelle Geschwindigkeit ist Hauptursache für Unfälle

"Unangepasste Geschwindigkeit" ist laut Polizeipräsidium Unterfranken eine der Hauptursachen von Radunfällen in den letzten Jahren. Dazu Sprecher Andy Laacke: "Wann eine Geschwindigkeit angepasst ist oder nicht, hängt von mehreren Faktoren, wie etwa der Breite der Wege, der Anzahl an Fußgängern sowie anderen Fahrzeugen oder den Witterungsverhältnissen ab." Ähnlich sieht dies auch Lore Koerber-Becker. Aus diesem Grund, so die die Radfahr-Aktivistin, sollte insbesondere das Fahren mit Pedelecs im Vorfeld geübt werden.
6. Trunkenheit im Straßenverkehr kommt häufig vor

Ab 1,6 Promille gilt ein Radfahrer laut Bußgeldkatalog als absolut fahruntüchtig. Im Jahr 2020 wurde gegen insgesamt 90 Radfahrerinnen und Radfahrer im Stadtgebiet ein Strafverfahren wegen Fahrens unter Alkoholeinfluss eröffnet, berichtet Polizeihauptkommissar Johannes. Wer mit zu viel Promille auf dem Rad erwischt wird, riskiert dabei, den Führerschein zu verlieren. Daher empfiehlt die Polizei, den Drahtesel lieber nach Hause zu schieben oder Bus oder Taxi zu nehmen.
7. Mangelnde Verkehrssicherheit der Fahrräder

Fehlerhaft angebrachte Reflektoren, mangelhafte Bremsen und unzureichende Beleuchtung sind laut Polizei häufige Missstände bei Fahrrädern, die die Verkehrstauglichkeit beeinträchtigen und stets behoben werden sollten. Zusätzlich empfiehlt die Polizei, sich möglichst auffällig und sichtbar zu kleiden und einen Helm zu tragen, denn neun von 13 getöteten Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrern in den Jahren 2019 und 2020 seien ohne Helm unterwegs gewesen. Dieser könne zwar keinen Unfall verhindern, aber vor schweren Kopfverletzungen schützen, so die Polizei.