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Würzburg: Debatte um kostenloses Talavera-Parken: 8 Pendler aus Würzburg und der Region erzählen, wie sie zur Arbeit kommen

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Debatte um kostenloses Talavera-Parken: 8 Pendler aus Würzburg und der Region erzählen, wie sie zur Arbeit kommen

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    Acht Pendlerinnen und Pendler erzählen, wie sie zur Arbeit kommen (von links): Sinja Schwertberger, Ilona Breitenbach, Bruno Kuhn, Thorsten Koslowski, Melanie Reinhard, Tobias Wild, Ralf Zeier und Harald Schmid
    Acht Pendlerinnen und Pendler erzählen, wie sie zur Arbeit kommen (von links): Sinja Schwertberger, Ilona Breitenbach, Bruno Kuhn, Thorsten Koslowski, Melanie Reinhard, Tobias Wild, Ralf Zeier und Harald Schmid Foto: Daniel Günther, Ulises Ruiz, Berufsförderungswerk Würzburg, Fabrice Koslowski, Melanie Reinhard, Anna Kerschensteiner-Wilhlem, Michel Hock, Harald Schmid

    Beim anstehenden Bürgerentscheid über die Bewirtschaftung der Talavera geht es nicht zuletzt um Menschen, die aus der Region zum Arbeiten in die Stadt kommen. Das Bürgerbegehren "Kostenlos Parken auf der Talavera" führt an, dass viele Pendlerinnen und Pendler aufs Auto angewiesen sind und deshalb Parkgebühren auf dem bislang kostenlosen Großparkplatz unsozial seien. Die Befürworter der Bewirtschaftung argumentieren, dass die Menschen auch andere Verkehrsmittel nutzen könnten.

    Wie kommen Menschen aus der Region zur Arbeit nach Würzburg? Und wie solche aus Würzburg in die Region? Die Redaktion hat acht Pendlerinnen und Pendler gefragt, warum sie den Arbeitsweg mit dem Auto, dem ÖPNV oder dem Rad zurück legen.

    1. Sinja Schwertberger (29), Würzburg: Zug ist praktischer als Auto

    Sinja Schwertberger nutzt die Zeit im Zug, um zu lesen oder Musik zu hören.
    Sinja Schwertberger nutzt die Zeit im Zug, um zu lesen oder Musik zu hören. Foto: Daniel Günther

    "Für mich ist der Zug perfekt", sagt Sinja Schwertberger. Die Würzburgerin fährt fünf Tage die Woche zur Arbeit nach Karlstadt. Um 6.45 Uhr verlässt sie die Wohnung, um 7 Uhr fährt der Zug und um 7.30 Uhr ist sie am Arbeitsplatz. Während der Fahrt liest sie, hört Musik oder bereitet sich auf die Arbeit vor.

    "Es ist natürlich günstig, dass wir in der Nähe des Hauptbahnhofs wohnen und meine Arbeitsstelle in Karlstadt auch nicht weit vom Bahnhof ist," sagt die 29-Jährige, die kein Auto besitzt. "Denn damit wäre ich auch nicht schneller und müsste mir noch einen Parkplatz suchen." Der einzige Nachteil für die Pädagogin am Pendeln per Bahn: "Das Monatsticket ist mit rund 120 Euro schon relativ teuer."

    2. Ilona Breitenbach (58), Freudenberg (Main-Tauber-Kreis): Auf das Auto angewiesen 

    Ilona Breitenbach arbeitet im Restaurant der Galeria Kaufhof in Würzburg und ist auf ihr Auto angewiesen.
    Ilona Breitenbach arbeitet im Restaurant der Galeria Kaufhof in Würzburg und ist auf ihr Auto angewiesen. Foto: Ulises Ruiz

    "Wenn das ÖPNV-Angebot besser wäre, würde ich gerne Bus fahren", sagt Ilona Breitenbach, die an fünf Tagen die Woche einen weiten Weg zurücklegt: 66 Kilometer fährt sie von Freudenberg im Landkreis Main-Tauber bis nach Würzburg. Sie fängt um 8 Uhr im Restaurant der Galeria Kaufhof an und hat teilweise erst um 20 Uhr Schluss: "Da fährt kein Bus mehr raus."

    Also steigt sie morgens um 6.30 Uhr ins Auto und ist in einer knappen Stunde in der Zellerau, wo sie meistens auf der Talavera parkt und dann das Klappfahrrad aus dem Kofferraum holt und zum Kaufhof fährt. "Ich schwitze jeden Morgen, ob ich schnell genug einen Parkplatz finde", erzählt die 58-Jährige.

    3. Bruno Kuhn (62), Würzburg: Mit dem Rad zur Arbeit fahren hält fit

    Bruno Kuhn radelt zur Arbeit, um fit zu bleiben.
    Bruno Kuhn radelt zur Arbeit, um fit zu bleiben. Foto: Berufsförderungswerk Würzburg

    "Im Moment bin ich gut in Form",  sagt Bruno Kuhn. Morgens um 6 Uhr radelt er von der Sanderau zum Berufsförderungswerk Würzburg in Veitshöchheim. "So um 18 Uhr bin ich dann wieder zu Hause." Den gut 50 Minuten langen Arbeitsweg genießt der 62 Jahre alte Reha-Ausbilder: "Der Weg am Main entlang ist schön und ich tue etwas für mich."

    Er radelt, seitdem er vor zwölf Jahren gesundheitliche Probleme hatte. "Mir war damals klar, dass ich Sport in meinen Alltag integrieren muss, denn vor oder nach der Arbeit würde ich mich nicht mehr dazu aufraffen." Kuhn radelt bei jedem Wetter. Wenn es regnet, hat er einen zweiten Klamottensatz in der Fahrradtasche. Ein weiterer Grund für seine Wahl ist der Klimaschutz: "Wenn es anders geht, fahre ich nicht mit dem Auto."

    4. Thorsten Koslowski (57), Rimpar: Mal mit dem Bus, mal mit dem Motorrad

    Thorsten Koslowski braucht mit Motorrad nur zehn Minuten zur Arbeit.
    Thorsten Koslowski braucht mit Motorrad nur zehn Minuten zur Arbeit. Foto: Fabrice Koslowski

    Viele Jahre ist Thorsten Koslowski aus Rimpar jeden Tag mit dem Bus zum Hauptbahnhof gefahren und von da in die Innenstadt gelaufen. Von der Haustür bis zum Schreibtisch braucht er dafür 45 Minuten. "Die Fahrt dauert 30 Minuten, weil der Bus ziemlich lange durch Versbach fährt", sagt der Bankkaufmann. Trotzdem sei das Auto keine Alternative gewesen, da alleine ein Parkplatz mit rund 60 Euro im Monat mehr kosten würde als das Jobticket, für das er 60 Euro bezahlt und das am Wochenende die ganze Familie nutzen kann.

    Doch seit einigen Wochen nutzt der 57-Jährige eine andere Alternative: Er hat nach 30 Jahren Pause wieder Spaß am Motorradfahren entdeckt. Das Motorrad kann er direkt vor dem Büro parken. "Ich brauche nur zehn Minuten und habe mehr Zeit für mich und meine Familie." Jetzt will er im Sommer bei gutem Wetter das Motorrad nutzen und im Winter wieder den Bus.

    5. Melanie Reinhard (47), Kist: Fährt bald mit einem E-Auto zur Arbeit

    Melanie Reinhard ist mit dem Auto flexibel.
    Melanie Reinhard ist mit dem Auto flexibel. Foto: Melanie Reinhard

    "Ich will flexibel sein", erklärt Melanie Reinhard aus Kist, warum sie mit dem Auto von Kist zur Christophorus-Schule in die Zellerau fährt. Sie habe unterschiedliche Arbeitszeiten und einen engen Zeitplan. "Es gibt oft nach dem Unterricht noch etwas zu erledigen", erklärt die 47-Jährige. Manchmal müsse sie eines ihrer Kinder mitnehmen, manchmal zwischendurch den Hund aus dem Haus lassen.

    "Mit dem Bus würde ich das nicht schaffen", sagt Reinhard, die ihr Auto auf dem Schulhof oder in der Mainaustraße parkt. Ein weiterer Grund, der für sie gegen den ÖPNV spricht: "Von meinen Kindern und Kollegen weiß ich, dass der Bus manchmal auch gar nicht kommt." Weil ihr die ökologischen Probleme bewusst sind, habe sie sich kürzlich ein E-Auto bestellt.

    6. Tobias Wilhelm (39), Frickenhausen: Seit 20 Jahren hauptsächlich per Rad unterwegs

    Tobias Wilhelm radelt von Frickenhausen am Main entlang zur Arbeit in die Nürnberger Straße nach Würzburg. Auf diesem Bild ist er mit seinem Lastenrad zu sehen.
    Tobias Wilhelm radelt von Frickenhausen am Main entlang zur Arbeit in die Nürnberger Straße nach Würzburg. Auf diesem Bild ist er mit seinem Lastenrad zu sehen. Foto: Anna Kerschensteiner-Wilhelm

    Umweltschutz ist auch ein Grund, warum Tobias Wilhelm mit dem Rad zur Arbeit fährt. "Aber es entspannt mich auch einfach", sagt der 39-Jährige. "Mit dem Auto im Stau zu stehen, würde mich dagegen nerven." In 42 Minuten radelt der Projektmanager von Frickenhausen in die Nürnberger Straße nach Würzburg. Er nutzt den 21 Kilometer langen Arbeitsweg, um zu trainieren, manchmal fährt er aber auch mit dem E-Bike. Im Winter zieht er Reifen mit Spikes auf, Regen schreckt ihn nicht.

    "Was mich als Radfahrer aber immer wieder stört, ist die Verkehrsplanung, die sich sehr an den Bedürfnissen von Autofahrern orientiert." Auch deshalb gerate er auf dem Rad immer wieder in gefährliche Situationen und habe schon einige Unfälle überstanden. Wilhelm nutzt trotzdem seit fast 20 Jahren fast nur das Rad zur Fortbewegung. "Aber ich weiß, dass diese Gefährdung viele andere abschreckt."

    7. Ralf Zeier (46), Waldbüttelbrunn: Bewegung tut gut, Autofahren stresst

    Ralf Zeier will Energie sparen und ist mit dem Rad fast genauso schnell wie mit dem Auto.
    Ralf Zeier will Energie sparen und ist mit dem Rad fast genauso schnell wie mit dem Auto. Foto: Michel Hock

    Seitdem er im vergangenen Jahr mit seinen Kollegen bei der Würzburger Aktion Stadtradeln mitgemacht ist, fährt Ralf Zeier so oft es geht mit dem Rad zur Arbeit nach Rimpar. "Mit tut die Bewegung gut und ich entspanne", sagt der 46 Jahre alte Elektrotechniker für Medizingeräte. Mit dem E-Bike braucht er 45 Minuten für die 18 Kilometer zwischen Waldbüttelbrunn und Rimpar.

    "Wenn ich bei Eis und Schnee doch mal mit dem Auto fahre, stresst mich die Aggressivität im Verkehr." Und mehr als fünf Minuten schneller sei er mit dem Auto auch nicht, weil er im Berufsverkehr in Würzburg häufig im Stau stehe. Ein weiterer Grund für das Rad ist für Zeier der Wunsch, das Klima zu schützen. Und: "Der Krieg in der Ukraine hat meinen Willen, Energie einzusparen, nochmal gesteigert."

    8. Harald Schmid (65), Rimpar: Jetzt fast nur noch mit dem Bus

    Harald Schmid pendelte 35 Jahre lang nach Frankfurt.
    Harald Schmid pendelte 35 Jahre lang nach Frankfurt. Foto: Harald Schmid

    35 Jahre lang ist Harald Schmid mit dem Zug zur Arbeit nach Frankfurt gependelt. Doch von Rimpar zum Würzburger Hauptbahnhof fuhr der Mitarbeiter der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) mit dem Auto. "Sonst hätte ich morgen 45 Minuten am Bahnhof warten müssen und abends bei einer der häufigen Verspätungen der Bahn nochmal so lange."

    Die letzten Berufsjahre war er in Würzburg als Geschäftsstellenleiter tätig und fuhr fast ausnahmslos mit dem Bus zur Arbeit. Diesen nutzt er auch, wenn er jetzt – als Seniorenbeauftragter der EVG – in die Stadt fährt. "Bei den heutigen Spritpreisen und den Parkgebühren ist das Tagesticket deutlicher günstiger", sagt der 65-Jährige, der sich als Gemeinderat von Rimpar für den ÖPNV engagiert und sein Verhalten als Beitrag zum Klimaschutz sieht.

    Zahlen und Fakten zu pendelnden Menschen in WürzburgLaut dem Pendleratlas der Agentur für Arbeit mit Daten von 2021 pendeln 22.0261 Menschen, die in Würzburg leben, in eine andere Region zum Arbeiten. 58.891 Pendlerinnen und Pendler kommen nach Würzburg zum Arbeiten. Die Zahl an Menschen, die außerhalb der Stadtgrenze wohnen, aber zum Arbeiten in die Stadt kommen, steigt seit Jahren: in den vergangenen 15 Jahren um fast 20 Prozent. Schwieriger ist es zu erfassen, welche Verkehrsmittel die Pendlerinnen und Pendler nutzen.Nach einer Modellrechnung der Stadt Würzburg, die alle Verkehrswege – also auch die zum Einkaufen oder für Freizeitaktivitäten – umfasste, kommt der überwiegende Teil der Menschen aus der Region mit dem Auto. Laut der jüngsten Berechnung fahren täglich etwa 120 000 Autos – davon gut 90 000 aus dem Landkreis Würzburg – in die Stadt. Nur knapp 15 000 Menschen aus dem Landkreis Würzburg kommen mit dem ÖPNV in die Stadt. Radfahrerinnen und Radfahrer sind in dieser Modellrechnung nicht erfasst.Quelle: Pendleratlas und Stadt Würzburg

    Veranstaltungstipp: Die Debatte um die geplanten Parkgebühren auf der Talavera ist auch Thema der Podiumsdiskussion "StadtGespräch" von Main-Post und Rudolf-Alexander-Schröder-Haus am Dienstag, 17. Mai, um 19 Uhr in der Johanniskirche (Hofstallstraße).

    Auf dem Podium diskutieren Jasmin Puhl-Brandt (Bürgerbegehren "Kostenfreies Parken auf der Talavera"), Martin Heilig (Klimabürgermeister Würzburg), Wolfgang Roth (CSU-Fraktionsvorsitzender Stadtrat Würzburg), Johannes Kirchhoff (Fridays for Future Würzburg). Moderation: Manuela Göbel und Torsten Schleicher (Main-Post). Der Eintritt ist frei, Anmeldung erbeten unter mail@schroeder-haus.de.

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