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OCHSENFURT: Dem Turm fehlt der Stern

OCHSENFURT

Dem Turm fehlt der Stern

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    Es war einmal. Das Übernachten im romantischen Wehrturm am Ochsenfurter Klingentor mit Blick auf die mittelalterliche Stadt wird bald nur noch in den Erinnerungen präsent sein. Bis zum 15. Oktober wird die Ochsenfurter Jugendherberge noch in Betrieb sein. Wie es dann weiter geht, ist offen.

    Viele Gespräche hat Verwaltungsleiter Eduard Gold mit dem Landesvorstand des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH) geführt. Das Ergebnis ist ernüchternd: „Die haben beschlossen, Ochsenfurt aufzugeben“, teilte Gold den Stadträten in der Sitzung des Hauptausschusses mit. Ein schwacher Trost: Ochsenfurt sei nicht die einzige Jugendherberge, die unwirtschaftlich ist und vom DJH weiter betreut wird.

    Punkten kann die Ochsenfurter Jugendherberge mit Romantik. Aber Nostalgie allein reicht eben nicht aus. Das DJH lege Wert auf gewisse Standards. Bemängelt werden die sanitären Einrichtungen, die Zimmergröße und vor allem das Fehlen eines zweiten Flucht- und Rettungsweges für den Brandfall. „Gefragt sind heute Ein-Sterne-Jugendherbergen mit Doppelzimmer und Dusche, wie sie beispielsweise nach dem Umbau in Würzburg zu finden sind“, sagte Gold. „Dem Turm fehlt eben dieser eine Stern.“

    24 Betten verteilen sich auf drei Schlafsäle. Die Herberge im Klingentorturm ist damit die kleinste bayernweit – und sicherlich auch die ungewöhnlichste. Im Turm ist auch ein Speiseraum mit 25 Plätzen und eine kleine Küche. Statistisch gesehen sei die Herberge an 36 Tagen ausgelastet. Auf etwa 800 Übernachtungen würde man im Jahr kommen. Zum Vergleich: Würzburg sei an 123 Tagen ausgelastet, so Gold weiter.

    Betreiber der Jugendherberge ist die Stadt Ochsenfurt. Vom Deutschen Jugendherbergswerk fließt kein Geld in den Stadtsäckel. Allerdings ist die Herberge dem Netz des Verbandes angeschlossen und wird im Verzeichnis geführt. Zum 15. Oktober, mit Beginn der Winterpause also, wird die Jugendherberge im historischen Klingentorturm das Prädikat verlieren.

    Dann liegt es an der Stadt Ochsenfurt, was mit dem Gebäude geschehen soll. Eine Möglichkeit wäre beispielsweise die Nutzung als eine Art Landschulheim. „Das ist aber reine Utopie“, sagt Verwaltungsleiter Gold. Auch nach Einschätzung von Bürgermeister Rainer Friedrich ist der Turm nicht mehr als Herberge zu ertüchtigen. Zu teuer sei der Umbau. Fallen in Ochsenfurt also künftig weitere Unterkunftsmöglichkeiten, an denen es in der Stadt mangelt, aus? „Wir wollen mal mit Kolping reden“, sagt Friedrich. Soweit er weiß, würde die Kolpingfamilie weitere Nutzer suchen. Das Haus biete 20 Stockbetten und Etagenduschen, so Gold. Aber auch hier müsste teilweise renoviert werden.

    Herbergsvater Karl-Josef Sieber hält die Gründe für vorgeschoben. „Das alte Rathaus hat auch keinen Feuerschutz“, hält er dagegen. Hauptsächlich Familien, Radfahrer und Jakobswegpilger haben im alten Wehrturm übernachtet. Gerade die Pilger wussten die günstigen Preise, für 15,80 Euro konnten sie im Turm übernachten und frühstücken, zu schätzen. Selten waren Gruppen zu Gast. „Das geht bei drei Schlafsälen einfach nicht“, sagt Sieber. Er kann auch nicht verstehen, warum die Stadt Ochsenfurt es nicht so macht, wie im benachbarten Kitzingen. Dort würde die ehemalige Jugendherberge nun als privates Übernachtungshaus fortgeführt.

    Nach der Schließung im Oktober sollen sich alle zuständigen Behörden Turm ansehen, sagt Gold. Dann werden wir sehen, was zu tun ist und ob wir uns das leisten können. „Ochsenfurt die Stadt der Türme. Sie sollen nicht nur kosten, sondern auch Nutzen bringen“, brachte Stadtrat Toni Gernert die Diskussion im Hauptausschuss schließlich auf den Punkt.

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