Durch das Dach pfeift der Wind, Wasser sickert an einer Stelle ins Obergeschoss, die Decken sind teilweise marode. Und trotzdem: Das Haus am Marktplatz 19 in Aub hat seinen ganz besonderen Charme. Ein mächtiger gotischer Dachstuhl und ein reich geschmückter Giebel von außen, Holzböden aus breiten Dielen im Inneren und ein Kernbau mit einer Jahrhunderte langen Geschichte – das Gebäude besitzt einiges, was ein Neubau wohl nicht bieten kann.
"Wir brauchen hier jemanden mit Liebe zum Denkmal", sagt Aubs Bürgermeister Roman Menth. Die Stadt ist derzeit auf der Suche nach Kaufinteressenten für gleich mehrere historische Gebäude im Altort. Denn leerstehende Häuser gibt es dort einige. Ein Problem, sagt Menth. Denn an den ungenutzten Gebäuden nage der Zahn der Zeit. Aber ein Abriss komme für ihn nicht infrage, sagt er: "Man müsste sich mal vorstellen, wie das aussehen würde. Das würde ganz viel kaputt machen." Noch dazu stehe die Altstadt als Ensemble unter Denkmalschutz.
Der Faktor Denkmalschutz schreckt häufig ab
Mit dem Projekt "Auf.Mass" will die Stadt nun das Interesse an verschiedenen historischen Häusern ankurbeln. Denn solche Gebäude an den Mann oder die Frau zu bringen, sei oft nicht so einfach, berichtet Menth von seinen bisherigen Erfahrungen. Vor allem der Faktor Denkmalschutz schrecke oft ab. Denn der bringe häufig Einschränkungen bei Renovierung und Umbau mit sich.

"Auf.Mass" soll helfen, solche Hürden zu überwinden. Im Rahmen des Projekts, das die Stadt im Rahmen des Kommunale Denkmalkonzepts (KDK) umsetzt, habe man in den vergangenen drei Jahren mehrere historische Gebäude digital aufgemessen, Statik und Baugeschichte untersucht und ein denkmalfachlich abgestimmtes Nutzungskonzept entwickelt, sagt Bürgermeister Menth. "Wer sich für eines der Häuser interessiert, weiß also direkt, was realistisch damit anzufangen wäre."
Marktplatz 19: "Nichts für Otto-Normal-Verdiener"
Im Falle des Marktplatz 19 könnten etwa im Erdgeschoss zwei Wohneinheiten mit etwa 97 und 61 Quadratmetern Fläche entstehen sowie im Obergeschoss eine Wohnung auf 250 Quadratmetern. So schlägt es zumindest ein erarbeitetes Sanierungskonzept vor. Hinzu kämen Garten- und Terrassenflächen. "Für den Otto-Normal-Verdiener ist das eher nichts", gibt Menth zu. Denn auf den Käufer oder die Käuferin kämen – trotz Förderung – einige Kosten zu.
"Wer was macht, wird von uns bestmöglich unterstützt."
Roman Menth, Bürgermeister von Aub
Das Gebäude am Marktplatz 19 ist dabei allerdings nur einer von mehreren Bauten im Projekt "Auf.Mass" – allerdings wohl der prägendste, wie Menth betont. Hinzukämen zwei kleinere Objekte. Eines befindet sich in der Etzelstraße. Die Hausnummern 11 und 13 könnten hier zusammen erworben und saniert werden, so der Bürgermeister. Hier könnten das Erdgeschoss der Nummer 13 als Garage umgebaut werden, Obergeschoss und die Nummer 11 zu Wohnzwecken genutzt werden. Eine hinter dem Wohnhaus liegende Scheune könne abgerissen und so ein größerer Hof geschaffen werden, beschreibt Menth die ausgearbeiteten Ideen.

Auch die alte Schmiede in der Hoffahrtgasse 6 wurde im Rahmen des Projekts aufgemessen. Hier sind laut Sanierungskonzept mehrere Wohneinheiten realisierbar, zusätzlich drei Stellplätze sowie ein Garten. Das Gebäude schließt an einer Seite direkt an die Stadtmauer an. "Hier haben wir mit der Denkmalpflege ausgehandelt, dass Stadtmauerdurchbrüche gemacht werden dürfen", sagt Menth. "Dadurch könnte man vom Wohnraum durch eine Tür direkt auf die Terrasse oder in den Garten." Um solche Abstimmungen müssten sich Käufer denkmalgeschützter Gebäude im Normalfall selbst kümmern.
Hohe steuerliche Abschreibungen, vielfältige Fördermöglichkeiten
Vor allem aufgrund der hohen steuerlichen Abschreibungen könne sich die Investition in ein solches Gebäude lohnen, sagt Roman Menth. Zudem gebe es vielfältige Fördermöglichkeiten – etwa über die Städtebauförderung, das Kommunale Förderprogramm der Stadt Aub oder Denkmalzuschüsse. Interessenten können sich dazu individuell beraten lassen. "Wer was macht, wird von uns bestmöglich unterstützt", kündigt Menth an.
Eine Sonderstellung im Rahmen des Projekts "Auf.Mass" nimmt das Gebäude am Marktplatz 25 ein. "Das hat die Stadt als Quartier gekauft und möchte es jetzt auch als Quartier entwickeln", sagt der Bürgermeister. Neben dem historischen Gebäude gehören laut Menth zwei flankierende neuere Bauten sowie eine Scheune hinter dem Haus zu dem Komplex. Ursprünglich geplant habe die Stadt, hier neben Wohnungen auch Räume für Vereine und eine Hausarztpraxis unterzubringen. Eine Machbarkeitsstudie habe allerdings gezeigt, dass sich alle drei Aspekte wohl nur schwer kombiniert umsetzen ließen, so Menth.
Wer sich für den Kauf eines denkmalgeschützten Gebäudes interessiert, hat am 26. März die Möglichkeit, drei der Bauten zu besichtigen. Im Rahmen des Auber Frühjahrsmarktes plant die Stadt dann eine Denkmalbörse. Zusätzlich ist es laut Menth möglich, sich auch unter anderem zu Sanierungskonzepten und steuerlichen Vorteilen beraten zu lassen.
DenkmalbörseDrei Denkmäler sind am 26. März geöffnet. Das Haus in der Etzelstraße 13 kann um 13, 13.30. 15.30 und 16 Uhr von jeweils bis zu 10 Personen besichtigt werden, die Gebäude Markplatz 19 und 25 von 13 bis 17 Uhr. Im Eingangsbereich des Marktplatz 19 befindet sich ein Informationsstand. Dort findet um 14 Uhr auch die Auftaktveranstaltung statt.Quelle: Stadt Aub
